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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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Händeschütteln aufmerksam an, als würde er nach etwas suchen.
    »Mein Gott, Nick«, sagte er dann. »Du siehst krass aus.«
    »Danke, mein Junge«, sagte Nick und grinste – sein Grinsen war wenig beruhigend, aber er hatte sich noch nicht im Spiegel gesehen. »Du siehst auch ziemlich klasse aus.«
    »Wie war das?«
    »Als das Auto sich überschlagen hat?«
    »Mhmm. Hattest du Angst?«
    »Nein. Es war irgendwie … hektisch. Viel los.«
    »Es war ein Hirsch, sagt Kate?«
    »Ja, stimmt.«
    »Und diese beiden Marshals sind dabei umgekommen?«
    »Ja«, sagte Nick und verscheuchte das Bild.
    »Der Hirsch – stand der auf der Straße?«
    »Ich habe gerade nicht hingeguckt. Aber eher nicht. Wahrscheinlich ist er nebenhergelaufen oder wollte über die Straße. Wenn ein Hirsch glaubt, dass er gejagt wird, läuft er eine Weile geradeaus und bricht dann scharf aus, nach rechts oder links. Hirsche sind sehr flink. Was immer sie jagt – der Kojote oder Berglöwe –, wird meistens kalt erwischt und der Hirsch ist weg. Aber wenn ein Auto hinter dem Hirsch her ist und der Hirsch bricht nach einer Seite aus, dann läuft er manchmal mitten vor das Auto.«
    Rainey dachte darüber nach und speicherte die Daten ab.
    »Du warst mit Axels Vater in dem Wagen. Alle sagen, dass er geflohen ist.«
    Nick nickte und wurde plötzlich müde.
    »Ja. Das stimmt.«
    »Weißt du, Axel hat Angst vor seinem Dad.«
    »Ich weiß, Rainey. Ich rede mit ihm.«
    Rainey merkte, dass Nick fast einschlief.
    Er warf Kate einen Blick zu, und sie nickte.
    »Kommst du bald nach Hause?«
    »Hoffentlich.«
    »Gut.«
    Etwas an seinem Gesichtsausdruck ließ Nick stutzen.
    »Kate sagt, dass ihr Probleme in der Schule habt, Axel und du? Mit Coleman und diesen Typen? Jay und Owen? Ich rede mit Little Rock, wenn ich hier raus bin. Und mit Captain Coors. Das ist ein Freund von mir. Er redet mit Owen. Okay?«
    Rainey schüttelte den Kopf.
    »Das macht es nur schlimmer. Vater Casey hat schon mit ihnen geredet. Das macht sie nur sauer. Und dann erzählen sie an der ganzen Schule rum, dass Axel und ich Petzen sind. Und Feiglinge.«
    Rainey unterbrach sich.
    »Mir wäre es lieber, wenn …«
    »Ja?«, sagte Nick.
    »Können wir nicht selber etwas unternehmen? Axel und ich. Wir haben das besprochen.«
    Nick blickte Kate an, dann wieder Rainey.
    »Was denn, Rainey? Axel hat sich mit Coleman geprügelt. Du auch, letzte Woche. Willst du das wieder machen?«
    »Das haben wir schon versucht. Du hast ja gesehen, was passiert ist. Ich hab die Fresse dick bekommen. Axel auch. Er ist zu kräftig.«
    »Er hätte es gar nicht dazu kommen lassen dürfen, Rainey«, warf Kate ein. »Er macht doch auf Sportler, oder? Geht es an der Regiopolis nicht um Fairplay?«
    »Bei denen nicht«, sagte Rainey, aber leise.
    Nick wurde neugierig.
    »Okay. Kämpfen hat nichts genützt. Was wollt ihr dann machen?«
    »Axel sagt, wir könnten Coleman erzählen, dass Axels Vater geflohen ist und kommt und ihn umbringt.«
    Nick und Kate ließen sich nichts anmerken, aber sie waren beide erschüttert, wie giftig Rainey klang.
    »Ich glaube, einem Schuljungen mit Mord zu drohen ist keine gute Lösung, Rainey.«
    Darüber dachte Rainey eine Weile nach.
    »Oder er könnte entführt werden wie ich. Nur dass sie ihn nicht zurückbringen.«
    Schweigen folgte, während Nick und Kate überlegten, wie sie darauf reagieren sollten.
    Kate sprach zuerst.
    »Ich weiß, dass Coleman ein schlechter Mensch ist, Rainey, aber so etwas wollen wir niemandem wünschen.«
    »Mir ist es aber passiert.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Nick. »Und das ist schlimm. Und eines Tages werden wir die Schuldigen finden und dann wird es ihnen leidtun, oder?«
    »Nick«, sagte Kate warnend, aber Rainey unterbrach sie.
    »Wir können Coleman ja in den Spiegel gucken lassen.«
    »In den Spiegel?«, sagte Kate, der das Herz bis zum Hals schlug. Rainey drehte sich zu ihr um.
    »Das ist mir wieder eingefallen. Der Spiegel im Schaufenster von Moochies Laden. An dem Tag, als es passiert ist, habe ich hineingeguckt …«
    »Am Tag, als es passiert ist?«
    »Als ich entführt worden bin. Ich stand auf dem Bürgersteig vor Moochies Laden. Ich guckte in den Spiegel im Schaufenster. Den goldenen mit dem kringeligen Rahmen. Er ist ganz alt. Wir könnten ihn suchen und ihn hineingucken lassen. Vielleicht verschwindet er dann auch.«
    Beide starrten sie den Jungen an. Und beide dachten sie genau das Gleiche, denn der Spiegel – eben jener antike Spiegel,

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