Die Rueckkehr
an der Unfallstelle vorbeigekommen, eine Meile entfernt. Der große blaue Laster lag auf der Seite, umgeben von Polizei-, Kranken- und Feuerwehrwagen. Männer und Frauen in verschiedensten Uniformen standen auf entschlossene und zielstrebige Weise herum, und eben landete auf der Fahrspur in Richtung Norden der Rettungshubschrauber, da winkte eine ausladende, kräftige, fest in die schwarz-hellbraune Uniform des County Sheriffs Department geschnürte Frau ihn durch.
Der Wegbeschreibung nach, die Deitz ihm gegeben hatte, fungierte der Bauwagen als Büro eines großen Steinbruchs, auf dem eben der Betrieb eingestellt worden war, wegen der Rezession vermutlich. Der Steinbruch gehörte einem Typen namens Chester Merkle.
Der wirkliche Chester Merkle war nach Brügge gereist, mit Mrs Merkle und deren jüngerer Schwester Lillian, die er heimlich begehrte, ein Begehren, das auch in Brügge keine Erfüllung finden würde, obwohl er für die ganze scheiß Reise bezahlte.
Chu hielt mit seinem dunkelblauen Lexus vor dem Maschendrahtzaun mit dem ausgeblichenen Schild:
MERKLES STEINBRUCH
HIER GIBT ES SAND
WIE SAND AM MEER
Chu schaltete den Motor aus. Der übergroße Bauwagen hatte ein schiefes Dach und der verwehte Sand hatte den größten Teil der hellgrauen Farbe abgeschmirgelt. Hinter den Fenstern klebten Fliegengitter und an der geschlossenen Tür hing ein großes Vorhängeschloss aus Stahl. Byron Deitz war nirgends zu sehen und Chu überlegte sich ernstlich, den Wagen einfach wieder anzulassen und wegzufahren, als er aus der Entfernung Deitz’ Stimme hörte, die aus der riesigen Kiesgrube hinter dem Tor zu kommen schien.
»Steig aus dem Wagen.«
Und jetzt kommt der Augenblick, wo er mich erschießt , dachte Chu, aber er stieg trotzdem aus, was sollte er auch sonst tun? Er stand neben dem Wagen und wartete auf die Kugel mit jener würdevollen Ergebenheit, die die Menschen seiner Herkunft auszeichnete.
»Alle Türen aufmachen.«
Chu öffnete alle vier Wagentüren.
»Jetzt den Kofferraum.«
Chu öffnete den Kofferraum, obwohl es ihm unwahrscheinlich vorkam, dass es, selbst wenn er die Cops gerufen hätte, einen geben könnte, der dumm genug war, sich in den Kofferraum stecken zu lassen.
»Weg von dem Wagen.«
Chu entfernte sich vom Wagen.
Man hörte rutschenden Schotter und Deitz ließ sich unbeholfen einen Felshügel links von Chu hinuntergleiten, auf dem er die ganze Zeit gewartet hatte.
Da Andy Chu nicht in alle Einzelheiten von Deitz’ Flucht eingeweiht gewesen war, versetzte ihm diese Gestalt, die barfuß in einem blutgetränkten Overall auf ihn zukam, der Blut aus der eingeschlagenen Nase rann und die ihm den Lauf einer schweren Pistole direkt auf den Unterleib richtete, einen kleinen Schock.
»Mein Gott«, entfuhr es ihm. »Was ist passiert?«
»Wir haben einen Hirsch gerammt«, sagte Deitz, der nach Blut und Schweiß stank.
Aus der Nähe sah er noch schlimmer aus.
»Hast du alles dabei?«
»Im Kofferraum.«
»Geh da rüber.«
Chu folgte dem Befehl und sah zu, wie Deitz sich aus dem Overall schälte – nackt bestand er ganz aus Muskelfleisch und Knochen – und sich mit den feuchten Reinigungstüchern abputzte, so gut es ging – zupackend und effizient –, Byron Deitz war ganz auf der Höhe und hatte alles unter Kontrolle.
Dann zog er die Securicom-Uniform an, die Chu ihm aus den Spinden in der Umkleide mitgebracht hatte, ein frisch gebügeltes weißes Hemd mit schwarzen Schulterklappen und schwarze Hosen mit roten Streifen an den Beinen. Die Uniform gehörte Ray Cioffi, der nicht im Dienst war und praktischerweise ungefähr Deitz’ Größe hatte. Deitz brauchte ein paar Minuten, um sich hübsch zu machen, und Chu suchte so lange mit dem Blick den Himmel ab und rechnete jeden Augenblick mit einem Hubschrauber und dann einem Polizeiwagen, der mit blauem und rotem Blinklicht den Feldweg hinunterkam.
Aber da kam nichts.
Was sich ändern sollte.
Es verging keine Stunde, da hatte der Hubschrauber der State Police die Stelle überflogen, und kurz darauf kam ein Streifenwagen, um den Bauwagen und das Gelände zu überprüfen, aber Deitz war beim FBI gewesen und wusste, wie man seine Spuren verwischt. Die Beamten gingen um das Gelände herum, rüttelten am Tor, kletterten über den Zaun und checkten die Bauwagentür, aber es gab nichts zu sehen. Weil sie nicht glaubten, dass jemand in den Bauwagen gekommen war, warfen sie keinen Blick hinein, und daraus folgte, dass sie drinnen Chester
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