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Die Rückkehr der Jungfrau Maria - Roman

Die Rückkehr der Jungfrau Maria - Roman

Titel: Die Rückkehr der Jungfrau Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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am Dach entlang, versengte meine Haare, und ich wich zurück. Der Feuerschlucker musste Benzin verloren haben, als die Akrobaten auf ihm gelandet waren, und nun brannte fast das gesamte Schrankdach. Als ich mich von dem Schreck erholt und gemerkt hatte, dass ich unverletzt war, stürzte ich zum Schrank und versuchte, das Feuer zu löschen. Da sah ich eine Feuerzunge aus dem Benzinschlauch steigen, der von dem Feuerschlucker zu der Pumpe am Benzinkanister führte, und schrie:
    »Alle aus dem Weg, es gibt eine Explosion!«
    Die Leute wichen irritiert zurück, nur Maria kam angerannt.
    »Bleib weg, ich versuche, es zu löschen!«
    »Befrei Gabriel, und bring dich in Sicherheit.«
    »Rette dich!«, brüllte ich und stieß sie von mir. Dann versuchte ich, das Feuer mit dem Zaubererumhang zu löschen. Es hatte sich durch den gesamten Schrank gefressen, weswegen ich den Benzinkanister nicht zu packen bekam. Ich kniete mich hin und versuchte, ihn mit meinem Taschenmesser loszumachen, bis ich merkte, dass Maria neben mir war. Sie drückte auf den Knopf, der Gabriels Käfig öffnete, schaute mich liebevoll an und sagte vollkommen ruhig:
    »Jetzt fliegen wir beide in die Luft.«
    Ich sprang auf die Füße, hob sie hoch, rannte ein paar Schritte und schleuderte sie in den nächsten Busch. Dann drehte ich mich um und wollte zurück zum Schrank, sah aber, dass es zu spät war. Die Taube saß obendrauf, während der Schrank in hellen Flammen loderte. Einen Moment lang meinte ich, sie würde mich anschauen, dann flog sie auf, und im nächsten Augenblick explodierte der Schrank. Gabriel verschwand kurz im Rauch, erhob sich dann daraus und flog weg. Die Leute kamen mit Wassereimern und Feuerlöschern angelaufen, und ich half ihnen dabei, die Trümmer zu löschen.

V
    Erst zum Abendessen kam ich in meinem angesengten Zaubererumhang zurück in die Pension und setzte mich in den Speisesaal, völlig erschöpft, nachdem ich den Marktplatz gesäubert und mich mit den städtischen Beamten über Strafen und andere unerfreuliche Dinge gestritten hatte. Es war Glück im Unglück, dass niemand bei der Explosion verletzt worden war. Ein freundlicher Kellner brachte mir ungebeten einen Kaffee. Ich saß da und starrte vor mich hin, bis ich jemanden mit einem Koffer auf mich zukommen sah. Es war Maria. Ich schaute aus dem Fenster, obwohl ich merkte, dass sie sich zu mir an den Tisch setzte. Lange saßen wir schweigend da. Schließlich sagte sie zaghaft:
    »Entschuldige, Michael, es ist alles meine Schuld. Wenn ich dich während der Vorstellung nicht nervös gemacht hätte, wäre das nie passiert. Das ist unverzeihlich. Ich habe meine Sachen gepackt und gehe. Das ist doch wohl am besten, oder? Du hast dich an den Händen verbrannt.«
    Ich starrte hinaus, ohne ihr zu antworten, und nahm an, dass sie auf der Stelle gehen würde. Doch nach einer langen Pause sprach sie weiter:
    »Ich weiß nicht, ich habe ein bisschen nachgedacht, Michael, vielleicht kann ich es wiedergutmachen. Ich kann einen Zaubertrick, den sonst niemand kann. Wenn wir weiter zusammenarbeiten, können wir ihn zeigen, und ich kann meine Schulden begleichen.«
    Ich zitterte vor Wut und wollte zur Beruhigung einen Schluck Kaffee trinken, doch bevor ich wusste, was ich tat, hatte ich die Tasse samt Untertasse gegen die Fensterscheibe gefegt, wo sie in tausend Stücke zerbrachen und der Kaffee an der Scheibe hinunterrann.Die anderen Gäste glotzten uns an. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, daher riss ich die Tischdecke und alles, was auf dem Tisch stand, auf den Boden und herrschte Maria an:
    »Willst du mir jetzt auch noch Zaubertricks beibringen, du Religionshure? Das ist völlig überflüssig, ich kenne alle verfluchten Zaubertricks, die es auf dieser verdammten Welt gibt. Warum gehst du nicht wieder zum Bahnhof und präsentierst dich nackt vor Hinz und Kunz? Das scheinst du ja verdammt noch mal zu brauchen!«
    Ich war aufgesprungen und hatte dabei den Stuhl umgestoßen. Ich wollte hinausstürmen, blieb aber aus irgendeinem Grund wie angewurzelt stehen. Maria schaute mich liebevoll an, nahm dann ihren Koffer und stand auf.
    »Auf Wiedersehen, Michael«, sagte sie so zärtlich und sanft, dass es mein Herz durchbohrte. Als sie weg war, wollte ich mich auf den Stuhl fallen lassen, hatte aber vergessen, dass er umgekippt war, und stürzte zu Boden. Beim Fallen griff ich nach der Tischdecke auf dem Nachbartisch, mit dem Ergebnis, dass der Milchkrug und alles, was auf dem Tisch stand,

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