Die Rückkehr der Karavellen - Roman
entzogen, die Schar der Neunuhrbettler fischte in über langen Unterhosen schwingenden Regenmänteln mit flinkem Händchen platte Kippen vom Bahnsteig, Typen mit mißtrauischem Gesicht machten von Denunzianten und Polizisten verfolgt auf der Durchreise vom Intendente zur Alfama am Bahnhof für ein aus gefüllten Teigtaschen bestehendes Abendessen halt. Um elf, als der Bierschaum des Tejo Augenbrauenhöhe erreicht hatte und das, was vom Körper des Alten übrig war, ein zittriges Erdbeben durchlitt, bevor es auf dem Sägemehl des Kartons zur Ruhe kam, hielt der Kellner ein Tablett mit Kaffeelimonaden
balancierend vor ihm und fragte von der Höhe der Fettorden seiner Jacke herab, Gehört der Kugelschreiber da nicht zufällig mir?, und ich antwortete, Ja, ohne das Reimen zu unterbrechen, weil mir gerade der Gedanke zu einem ordentlichen Bild gekommen war, und nach höchstens einer halben Stunde hatte ich ihn wieder an meinem Tisch, einen mittelalterlichen, verbitterten Typen, der sich über das Hundeleben beklagte, wir verdienen fast nichts, ist doch so, alles geht für Steuern und Abgaben weg, einen Amateurfunker, der im Bairro Alto wohnte mit seiner Frau, fünf Nachkommen und einem invaliden Schwiegervater auf einem Kanapee vor einem Altar mit Heiligenbildchen, eine Decke über den Knien, Sie können sich überhaupt nicht vorstellen, was ich für’n Pech habe, und als ich gerade wütend, weil man mir mein Epos zerstörte, antworten wollte, Wir haben alle unser Kreuz zu tragen, verflucht noch mal, ich kann zum Beispiel meinen Vater nicht loswerden, den ich hier dabeihabe, und da quietschten die Knochen, oder das, was von den Knochen noch übrig war, leise und erschreckten den anderen, der Garcia da Orta hieß und, Es ist mir ein Vergnügen, Heilpflanzen auf dem Balkon zog, in Manteigas geboren war und entsetzt zurückwich (Machen Sie sich über mich lustig, oder was?), schreckensstarr auf die Schienbeine des Alten starrte.
Die schürzetragende Frau vom Zeitschriftenkiosk schloß den Zeitungsstand zu und ging weg, die im Wartesaal schlafenden Bettler falteten Zeitungskissen unter dem Ohr, die Lichter der Schiffe zitterten auf dem Wasser, und ich steckte den Kugelschreiber und die Oktaven in die Tasche und erklärte dem Kellner das mit den Mörsern in
Luanda, vom Verstorbenen auf dem Eßtisch, vom Sarg in Alcântara, vom Zollbeamten mit dem Gewehr, ich ließ ihn, um ihn zu beruhigen, den Karton mit dem Sägemehl und den Totensäften mit der Hand berühren, und der nunmehr ruhigere Amateurfunker schlug mir vor, Warum verkaufst du ihn mir nicht als Dünger statt ihn zu beerdigen, ich habe zu Hause im Zimmer meines Schwiegervaters gerade einen Versuch mit Abführkräutern gestartet, samstags stopfe ich ihm immer ein Löffelchen gemahlener Stengel in den Rachen, aber bislang passiert nichts, nur Ziegenköttel ins Bettuch, und das war’s, solange dem Schuft nicht das Gedärm zerschmilzt, gebe ich keine Ruhe.
Am Ende seiner Schicht, um sieben Uhr morgens, als die Nacht langsam die Anker lichtete, um in einem anderen Land dunkel zu werden, nahm Garcia da Orta mich mit in das Kabuff der Anrichte, wo er die Jacke mit den Knöpfen und den Flecken aufhängte und sie gegen einen Blouson aus falschem Krokodilleder eintauschte, einem von denen, die bei der zweiten Wäsche um die Hälfte einlaufen, wir öffneten den Pappkarton und sein Guanoklima, und wie in der Apotheke gossen wir meinen Vater mit Hilfe eines als Spachtel dienenden Fischmessers in eine Milchflasche, Knorpel, Sehnen, Fingerknöchel, kleine wäßrige Fleischstückchen, das gut erhaltene Gebiß steckte ich in die Hosentasche für den Fall, daß ich einmal so alt und ohne Wangen sein würde wie er und gezwungen, Hühnerflügel durch die Enttäuschung eines Strohhalms zu nuckeln. Als wir, die Flasche unter dem Arm, den Platz erreichten, oder das vor dem Bahnhof, was ich für einen Platz hielt, sah ich nur Möwenfeuchtigkeit, kastilische Spione unter den zu entladenden
Lastwagen am Fluß und zig sehr ernste Fernando Pessoas mit Brille und Schnurrbart auf dem Weg zur Arbeit als Buchhalter in Gebäuden aus der Zeit nach dem Erdbeben mit Traufen aus Porzellan, die zerfressen waren vom Holzbockkrebs und von lackierten Küchenschaben, die Hochzeitsschuhen mit Antennen glichen.
Garcia da Orta wohnte in einer Dreizimmerwohnung, im letzten Stock eines Hauses in der Rua do Norte mit einem Krämerladen im Erdgeschoß und dem vom Platz mit der Statue her kommenden morgendlichen
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