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Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Titel: Die Rückkehr der Karavellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Eckhaus mit Veterinärspraxenschildern an der Fassade, kletterten, kochendes Lungenwasser prustend, mehrere fahrstuhllose Stockwerke hinauf und versetzten dabei den Leuten, die auf den Stufen schnarchten, Fußtritte; Senhor Luís Buñuel klopfte, während er zerstreut Verde que te quiero verde trällerte, einen Code, und drinnen stießen wir auf eine Versammlung makabrer, von den teuersten Herrenschneidern Lixboas in schreienden Farben herausgeputzter Zigeuner, die eine heimliche Reise der Killer
von Ines de Castro über die Grenze ins Königreich León ausheckten, ein Trio entflohener Häftlinge, das täglich in den Zeitungen neben der Reklame für das berühmte, den Haarausfall beschleunigende und Augenbrauen und Zehennägel vertilgende Caspex Shampoo abgebildet war und von der Geheimpolizei, der Guarda Nacional Republicana und der Leibgarde König Pedros verfolgt wurde.
    Pedro Álvares Cabral, dem Luís Buñuel ständig zuflüsterte, Du wirst sehen, demnächst laß ich den ganzen Scheiß hier und mache einen Film, bei dem allen der Mund offen stehen bleibt, brach am folgenden Abend im Lieferwagen eines Fernsehladens auf, ohne sich vom Sohn, der Mulattin oder dem Wasserzählerableser Diogo Cão zu verabschieden, der gewiß in der Pension Apóstolo das Índias vor den Tauben ausgestreckt dalag und mit dem Astrolabium die Sonne vorausbestimmte und auf seinen schimmligen Seekarten bei unsicherer Lektüre der Sterne auf der Suche nach dem annähernden Azimut der Schaufenster mit den Frauen von Amsterdam dahinsegelte. Sie aßen in Montemor in einem Restaurant gleich an der Straße, das mit Bandarillas, Sätteln und Umhängen von Toreros dekoriert war, mit den Mördern zu Abend, deren Verkleidung mit falschen Schnurrbärten ihnen die Hühnerbrühe verkomplizierte und, sich mit der Soße lösend, dicke Wergborsten auf das Beefsteak fallen ließ. Ihre Toupets rutschten in den Nacken, die Dolchspitzen zerschlissen das abgewetzte Futter ihrer Jacken. Die Hühnerhunde der in der Umgebung Wildschweine jagenden Grafen, die auf dem Teer der Straßen Kalebassenklänge galoppierten, beschnupperten die Fußmatte am Eingang mit den Blindenstöcken ihrer Nasen,
bevor sie hinter dem unerwarteten Geruch eines wilden Tieres herrennend verschwanden. Diogo Cão war sicher unter freiem Himmel, den Bauchnabel nach oben gekehrt, auf den Stufen der Pension, wegen des wenigen Wassers, das er benutzte, von Flöhen und Erdkrusten bedeckt, eingeschlafen und zerknitterte mit dem Gewicht des Körpers seine Alkoholikerhimmelskarten und seine wurmstichigen Logbücher, während der Apostel beider Indien hinter den Tejonymphen her war, doch als Luís Buñuel, der den Lieferwagen fuhr, sich, einen Zahnstocher zwischen den Zähnen, am Tischkopf erhob, folgte ich ihm ohne Sehnsucht nach was auch immer, unterhielt mich mit den Killern der Geliebten des Königs unter den Zedern von Montemor, die mit den dichten Zweigen und dem Fell der Eulen die Nacht verdichteten, und zwei Stunden später erreichten wir die Stadtmauern von Évora mit ihren Wunden und danach die Grenze, oder, besser gesagt, einen glanzlosen Fluß, der zwei zwillingsgleiche mit Ölbäumen und Zistrosen bewachsenen Hügel trennte, um vom Stechginster zerschunden über endlose menschenleere Felder zu gehen, auf denen im Schatten der Steineichen Tiere von Göpelwerken an der Stille nagten. Eben dort trafen wir auf ein großes Militäraufgebot, das ein wie einen Jahrmarktsstand beleuchtetes Zelt beschützte, Hunderte von Standarten, Fahnen und Feldküchen, Chirurgen, die Skalpelle schärften und Zauberer, die der Truppe die Zeit vertreiben, und ein Wächter erklärte uns, daß König Philipp sich im Wohnwagen des Generalstabs mit seinen Marschallen versammelt habe, um die Invasion Portugals vorzubereiten, denn König Sebastião, dieser nutzlose, sandalentragende Dummkopf mit Ring im Ohr, der ständig
das Zigarettenpapier eines Joints anfeuchtete, war in einem Drogenviertel Marokkos erstochen worden, weil er der englischen Schwuchtel Oscar Wilde ein Säckchen Marihuana geklaut hatte.

I hm war im Leben alles passiert, er hatte Indien entdeckt, eigenhändig den Durchfall und das Erbrochene meines sterbenden Bruder Paulo da Gama abgewischt, geholfen, mit Stearinkorken den Sarg des Vaters irgendeines armen Teufels zuzustopfen, der nach der Revolution in Lixboa im Laderaum ins Mutterland reiste, er hatte mit Offizieren, die kein Händchen fürs Kartenspiel hatten, Bisca gespielt, und schließlich

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