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Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Titel: Die Rückkehr der Karavellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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sogar, wie jetzt gerade, dieses Häuschen in der Sozialbausiedlung Madre de Deus in Chelas bewohnt, das mir das Parlament einstimmig zusammen mit einer Medaille und einem Diplom wegen meiner Verdienste fürs Vaterland zuerkannt hatte und wo mich König Manoel immer sonntags morgens zu Spazierfahrten im Auto an den Guincho abholte.
    Unter der Woche wischte, während ein Gärtner der Stadtverwaltung den Bart des Rasens stutzte und mit Rockstöcken den Gladiolen in den Beeten orthopädische Stützen verpaßte, eine von der Regierung bezahlte Angestellte mit dem Wappen der Republik auf dem Kittel die Möbel aus öffentlichen Büros, die sie mir an die Holzbretter der Wände gestellt hatten, wacklige Sekretäre, Fotos von vergessenen Abgeordneten und Premierministern in Stierkämpferposen, das Bett eines Infanteriemajors, das nach Walrat und Schuhwichse
roch, und den einzigen Gegenstand, den ich aus meinen Jahren unzähliger Seefahrten bewahrte hatte, nämlich diesen kleinen verchromten Bären, den mir eine Nymphe des Orients, eine Sekretärin der indonesischen Verwaltung, Tochter des Gottes Oceanus und einer Tempelvestalin mir beim Abschied von Goa fast schon auf dem Fallreep geschenkt hatte, Unter der Bedingung, daß du mich nie vergißt, ich bin dreiundzwanzig Jahre alt, habe eine Blinddarmnarbe, fühl mal nach, und höre auf den Namen Adelaide da Ressurreição Peixoto. Einen Bären, den ich mitten auf den Eßtisch gestellt habe und der mich mit blöder Aufmerksamkeit beobachtet, wenn ich den Schellfisch mit Rübenschößlingen der Diät esse, die mir der Marinearzt verschrieben hat, nachdem er die Papierchen der Laborergebnisse entziffert hatte, Kein Fett und nichts Gebratenes für den Herrn Grafen, was mir Ihre Leber sagt, gefällt mir überhaupt nicht. Den kleinen wertlosen Bären, einen von denen, die man mitten zwischen tausend vollkommen identischen zwischen dem Protest von Spanferkeln und dem Geniese von Schafen auf den ausgebreiteten Decken der Provinzjahrmärkte findet, der mich jedoch an ferne Sandstrände, Palmenhaine, Schaumbrüste, Haarspraydosen und das Lachen ewig junger Mädchen erinnert.
    Nach dem Mittagessen machte er einen langsamen Spaziergang durch das Viertel und begrüßte dabei die aus der schwindelerregenden Höhe der Fenster im ersten Stock im Morgenmantel gelehnten Damen, spürte die Hitze des Nachmittags, die die Spatzen mitten im Fluge röstete, oder erkannte das Glitzern des Flusses über dem Erker des Ateneu, und um vier Uhr sank er mit einem Schachbrett auf
den Knien in einen staatlichen Sessel, trat zu einsamen Biscaspielen, deren homerische Wechselfälle er auf der Einkaufsliste des Zahlmeisters verzeichnete, gegen erfundene Mitspieler an. Zum Abendessen gab es Wasser aus dem Faß und Schiffszwieback, und wenn alle Fenster geschlossen waren und alle Damen sich zurückgezogen hatten, stieg er, die Pantoffeln über den Parkettfußboden schleifend, die Treppe hinauf, entledigte sich, so gut es die Gelenke zuließen, des Gürtels, des Degens, des Wamses, des Cacilhas-Fähren-Rettungsringes und des übrigen uralten Seefahrerputzes, zupfte sich Wasserläufer aus den Locken der Schamhaars und Ebbenissen aus den Falten des Gesäßes, schlüpfte Glied für Glied in einen kindlich gepunkteten Pyjama, und als er das Licht ausschaltete, als er auf den Schalter der Lampe drückte, fingen die Bettücher an zu tanzen wie ein Stück Schiffsrumpf auf einem widerstreitenden Indischen Ozean, bedeckten sich die Schulterblätter mit Pellagraflecken, und Madagaskar zitterte unerreichbar Tausende von Kilometern von mir entfernt mit seinen Strohhütten auf Pfählen und seinen Oktopussen mit den geschwollenen Augenlidern.
    Sonntags morgens hupte, wenn die Sonne schien, D. Manoel in einem uralten, rostigen Ford Cabrio, und die aus dem Schlaf geschreckten Nachbarinnen spähten im Nachthemd zum Monarchen, der mit seiner Blechkrone auf dem Kopf und im Blouson mit hochgekrempelten Ärmeln Vasco da Gama mit dem Szepter winkte und ihm befahl herunterzukommen, damit sie über den Orient diskutierend unter dem humpelnden Kreisen der Pleuelstangen in die dunklen Rauchrollen des Motors getaucht die Uferstraße entlangfuhren.

    Hinter der Boca do Inferno, dem Felsensiphon, an dessen Klippen verirrte Fischkutter in einem Regen aus Thunfischen und Sardinen strandeten, gingen sie vor Anker in einem ruhigen Straßencafé zu einer Mahlzeit für Achtzigjährige, durch das Alter auf Pfannkuchen, Brotbrei und Püree beschränkt,

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