Die Rückkehr der Karavellen - Roman
Maßeinheit dienen, die Buhlin, die in der Mouraria wohnt und mit den schrundigen Füßen eines Wanderers immer barfüßig geht, die Ehefrau jenes Marquis, den Ihr vor Ewigkeiten nach Macau geschickt habt, damit er dort sein Geweih pflegte, die schwarze Sklavin, deren Hinterbacken vom reinen Silber eines Ringes durchbohrt sind, die französische Hure, die in der zweiten Reihe der Ballettruppe eines Kabaretts in Marseille tanzte und die das Geld des Staates in einer Villa im feinen Stadtteil Lapa wohnen ließ, die größer war als eine Botschaft, mit Weiden, Schwimmbad, Sauna, Fitneßraum und siebenhundertfünfunddreißig verschiedenen Desodorants, einmal ganz abgesehen von den österreichischen Prinzessinnen, den galizischen
Hofdamen und der Arbeiterin aus der Spinnerei in Guimarães, die wahrscheinlich die einzige war, die Euch wirklich geliebt hat, ohne niemals irgend etwas zu verlangen, und die am Ende mit einem krummbeinigen Schuster verheiratet nach Deutschland ausgewandert ist.
Im Polizeigericht gab es neben dem Publikum, das von der Schiffsbrüstung eines zertrümmerten Bugaufbaus zurückgehalten wurde, ein Rednerpult für einen speckigen Richter, der die Schwungfedern des Talars schüttelte, mindere Plätze für die Angeklagten, die Rechtsanwälte, die Wachen und so etwas wie Boten in den schwarzen Umhängen einer spiritistischen Messe, die mit einem einzigen Finger auf der Schreibmaschine schrieben, Akten trugen und wie Ziegenböcke in einem nahen Pferch gedrängt standen, der nach Heu und ungekämmter Wolle roch. Bevor wir eintraten, polierte D. Manoel die Krone mit dem Taschentuch auf und band die Schleife des Hermelinmantels fester, in dessen Futter Atelier Asunção stand, und beide waren anwesend, mit Dolch und gepunkteten Socken, er von den Sorgen der Macht geschwächt und ich bis in die Knochenarchitektur von den Monsunen des Orients zerstört, nach einem Streitfall zwischen Hühnerhändlerinnen vom Markt und vor dem Urteil wegen des ungedeckten Schecks des Verräters Miguel de Vasconcelos, der am ersten Dezember des Jahres eintausendsechshundertvierzig von einer Gruppe unzufriedener Adliger erdolcht werden sollte, vor dem Richter mit den Schwungfedern, der damit begann, daß er dem Monarchen befahl, aus Ehrerbietung vor dem Gericht die falschen Smaragde abzulegen und das gelb angemalte Abflußrohr des Szepters dem Gerichtsdiener zu übergeben, und da sah
ich zum ersten Mal in so vielen Jahren die Werglocken der falschen Haarsträhnen Seiner Majestät und begriff plötzlich die außerordentliche Eitelkeit der Macht, mochten auch noch so viele Denkmäler an den Ankerplätzen der Welteroberungskaravellen errichtet werden.
Ein Herr mit Brille und einem Sprachfehler erhob sich und begann eine wortreiche Anklage, in der er uns als finstere, verantwortungslose Kriminelle bezeichnete, als Mißachter der Straßenverkehrsgesetze, der Demokratie und der Menschenrechte, woraufhin er sich wieder setzte und uns mit streifigen, vor Haß dreieckigen Pupillen erdolchte, den der Monarch ohne ein einziges Wort mit dem eindrucksvollen Seitenblick des Besitzers des Universums beantwortete und mit dem er auch die provinzielle Rede des Verkehrspolizisten anhörte, der jetzt das ängstliche Gesicht eines dieser Schiffsjungen hatte, die aufs Geratewohl nachts in den Straßen von Lixboa aufgegriffen und nach Sagres gebracht wurden, um die turbulenten Geheimnisse der Passatwinde des Meeres zu lernen, mit demselben königlichen Hochmut, mit dem er den Richter ertrug, der wie ein Huhn die Zysten am Nacken kratzte und uns von der Höhe seines wurmstichigen Turms eines Predigers herab fragte, Möchten die Beklagten eine Erklärung abgeben?, mit derselben Gelassenheit, mit der er die Blicke über das anonyme Publikum seiner Untertanen streifen ließ und den Umhang auf seinen Schultern zurechtrückte, bevor er mit absoluter, unschuldiger Ruhe antwortete, mit der unwidersprochenen Klarheit eines Königs, ohne die Stimme zu erheben, die man dennoch ohne sich anzustrengen in den geheimsten Verstecken und den staubigsten Schlupfwinkeln des Gerichts vernahm, und die die Daktylographen
und Gerichtsdiener an den Schreibtischen ihrer kargen täglichen Melancholie von acht Stunden Benachrichtigungen, Ladungen und Räumungsbefehlen erzittern ließ:
– Ich möchte nur wiederholen, daß dieser ganze Laden hier mir gehört.
Der Richter vergaß, seinen Nacken weiter zu quälen, beugte sich, um ihn sich genauer anzusehen, mit offenem Mund und
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