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Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Titel: Die Rückkehr der Karavellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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der die Patrouille anführte und, um meine Argumente besser zu verstehen, die Spitzen meines Slips durchwühlte, die Milizen der UNITA davon, mich durchzulassen, und am darauffolgenden Tag landete ich aus Liebe zu einem Mann in Portugal, dessen Leidenschaft den Tejonymphen
galt und der, im Morgengrauen mit einer Angelrute gegen Quallen und andere Ausgeburten des Wassers bewaffnet, im Treibgut am Strand nach Nymphen suchte.
    Beim Wasserwerk erinnerten sie sich an keinen Zählerableser namens Diogo Cão, weil der Sozialismus, wissen Sie, uns nicht die für die notwendige Aufarbeitung bürokratischen Vorgänge erlaubt. Die Reeder kannten ihn nicht, außer dem Besitzer eines Kabeljaufischfangschoners, der sich zu unnötiger Konzentration in Falten legte, Diogo Cão, Diogo Cão, ehrlich, irgendwoher kenne ich diesen Namen, haben Sie Diogo Cão gesagt? Auf der Liste der Admiräle der Kriegsmarine stand er nicht, wie mich ein Schreiber in Alfeite informierte, während er mit dem Bleistift über eine alphabetische Aufstellung fuhr, und ich sah sein ovales Bildnis nur in den Geschichtsbüchern fürs Gymnasium, voll von grausamen Schülern mit Tinte dazugemalter Brille und Hörnern geschmückt, und daher beschloß ich, weil ich den Glauben an die Behörden des Staates verloren hatte, ihn selber in den Pinten der Schauerleute und des Hafengesindels zu suchen, in den dreckstarrenden, gefliesten Kellern der grauen Kerle von den Schiffen, die ein Auge auf den Horizont und das andere auf das Damebrett und auf die sandigen Uferstreifen der Stadt geheftet hatten, auf denen Nymphen, die dick waren wie die Göttinnen von Rubens, schlaff hingegossen lagen wie ertrunkene Katzen.
    Ich verfolgte ihn wochenlang von der Alfama bis nach Pedrouços, immer nahe am Wasser und an den Leibern der vor Anker liegenden Karavellen, die denen auf den Keramiktellern glichen, die auf dem Markt von Malveira verkauft und im Wohnzimmer mit Drahthaken zwischen
Stoffpuppen und dem Foto eines Feuerwehrmannes aufgehängt werden. Ich fragte die Angler am Ufer, deren Zehen von Teermembranen zusammengehalten wurden, nach ihm, und die lilienfarbenen Transvestiten der Maulbeerbäume der Avenida Vinte e Quatro de Julho, und alle sagten mir immer wieder verwirrt mit Schulkinderstimme, Diogo Cão, Diogo Cão, ist das nicht dieser Bärtige, der Madeira entdeckt hat?, und ich erklärte ihnen geduldig, daß er das nicht war, Junge, er hat Madeira überhaupt nicht entdeckt, er war nur ein Kapitän in Afrikas Landen, der, der den Zaïrefluß mit den Schiffen des Königs von der Mündung an aufwärts gefahren ist, hin und wieder liegt er sirrend vom Sumpffieber, wächsern von der Übelkeit des Erbrechens, von Decken erstickt, mit tausend Mänteln aus dem ganzen Haus darüber und mit mindestens einundvierzig Grad Fieber da, bis seine Augen bei der fünften oder sechsten Chinintablette wieder zum Leben erwachen, ein armer Admiral mit einer Flasche Wein in der Tasche und algigen Karten von der Küste des Kongo im Koffer, ein Ritter des Meeres, der in Loanda Wasserzähler ablas und die nicht wieder rückgängig zu machende Schiffbruchsatmosphäre von Laderaumratten ausströmte. Ich fand eine Straße mit seinem Namen und sein wahrscheinliches Geburts- und Todesdatum, eine Büste in der Marmorgalerie der geographischen Gesellschaft, die ein schwachsinniger Bildhauer sich ausgedacht hatte, der sich die Seefahrer als eine Art merkwürdige, verweiblichte Herkulesse mit Pony vorstellte, als Homosexuelle vom Caparicastrand statt als die alten, von verräterischen Stürmen und unbekannten Krankheiten zerstörten Männer, die sie wirklich waren, es gelang mir, ein Kabuff in der Nähe des
Terreiro do Paço zu finden, um die Maschinisten der Caçilhas-Fähren besser überwachen zu können, und ich brachte einzelne Seeleute und Beamte des Identifizierungsarchivs zur Lagune meines Bettes, von dem aus man die geometrischen Arkaden des Platzes und die Flügel der Möwen erkennen konnte, und verwickelte sie zwischen Küssen in feingesponnene Befragungen zum Aufenthaltsort der Helden.
    Niemals bin ich jedoch auf so verbitterte Männer gestoßen wie in dieser Zeit des Schmerzes, in der die Schiffe voller enttäuschter, wütender, von den ehemaligen Sklaven und der gefiederten Präpotenz der Menschenfresser erniedrigter Menschen mit einem kleinen Paket in der Hand und einer unheilbaren Säure in der Brust als Gepäck ins Mutterland zurückkehrten. Die Siedler, denen es nicht gelang, sich nach

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