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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ernsthaft, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein.«
    »Ich auch nicht.« Salim setzte sich mit einer fließenden Bewegung auf und griff nach seinem Hemd, zog es aber nicht an, sondern hielt es nur in der Hand und sah über die Schulter zurück und auf eine Art auf sie herab, die aus dem bloßen Kribbeln in ihrem Leib etwas anderes machte.
    Aber er beließ es bei diesem Blick. Statt irgendetwas von dem zu tun, was sie in diesem Moment ebenso sehr herbeisehnte wie fürchtete, bückte er sich plötzlich und hob etwas auf, was Robin nach einigen Augenblicken - und zu ihrer nicht geringen Überraschung - als den Kadaver des toten Skorpions erkannte.
    »Das ist seltsam«, sagte er in nachdenklichem Ton.
    »Was ist seltsam?«
    Salim wedelte mit dem halbierten Skorpion. »Ich hatte Recht, weißt du? Das hier i s t die ungiftige Art, für die ich sie gehalten habe.«
    »Soll das heißen, dass du bisher nicht ganz sicher warst?«, fragte Robin. Ein ganz leiser Unterton von Hysterie schwang in ihrer Stimme mit.
    Salims Antwort bestand nur aus einem neuerlichen Grinsen, und Robin zog es vor, nicht weiter über die Bedeutung dieser Geste nachzudenken. »Und … was ist daran so seltsam?«, fragte sie stockend.
    »Dass diese Sorte Skorpion gar nicht in dieser Gegend vorkommt«, antwortete er. »Eigentlich gibt es sie nur in der Negevwüste südlich von Jerusalem oder den Wüsten des Sinai.«
    »Anscheinend wohl doch nicht«, erwiderte Robin nervös.
    »Oder der da hat sich ziemlich weit verlaufen.«
    »Das dachte ich auch«, antwortete Salim stirnrunzelnd.
    »Manchmal verirren sie sich unter eine Decke oder in das Bett eines Menschen. Die Nächte hier sind sehr kalt, und sie suchen die Wärme. Aber dieses Tier …« Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Es dürfte nicht hier sein.«
    »Da kann ich dir nur beipflichten«, sagte Robin mit einem übertriebenen Schaudern, aber Salim blieb ernst. Er betrachtete den Kadaver des Skorpions noch einen Moment lang nachdenklich, dann ließ er ihn zu Boden fallen, sah sich aufmerksam im Inneren des Zeltes um und war dann mit einem einzigen, nicht einmal sehr großen Schritt an der Rückwand, wo er sich wieder in die Hocke sinken ließ.
    »Das habe ich mir gedacht«, murmelte er.
    Robin betrachtete fasziniert das Spiel von Licht und Schatten auf seiner Haut und seinem schlanken und doch muskulösen Rücken. Das warme Gefühl in ihrem Leib nahm zu, und es fiel ihr plötzlich schwer, weiter ruhig liegen zu bleiben oder sich auch nur auf seine Worte zu konzentrieren. »Was?«, fragte sie mühsam.
    Salim warf ihr einen strafenden Blick zu. »Das.« Er deutete auf einen Schatten in der Rückwand des Zeltes, von dem sie selbst jetzt erst auf den zweiten oder dritten Blick bemerkte, dass es gar kein Schatten war, sondern ein gut handlanger, gerader Schnitt, offenbar mit einer sehr scharfen Klinge ausgeführt.
    »Dieses Tier ist nicht zufällig hier hereingekommen. Es ist unter deine Decke gekrochen, weil es deine Körperwärme gespürt hat, aber zuvor hat es jemand hier hereingesetzt.« Ein dünnes, freudloses Lächeln spielte für einen Moment um seine Lippen und erlosch beinahe schneller wieder, als es gekommen war. »Du bist wirklich gut darin, dir innerhalb kürzester Zeit tödliche Feinde zu machen, habe ich dir das eigentlich schon einmal gesagt?«
    »Nein«, antwortete Robin. »Nicht einmal. Tausendmal, wenn nicht mehr.«
    »Aber ganz offensichtlich noch nicht oft genug.« Ein Ausdruck ehrlicher Sorge erschien auf seinem Gesicht, während er sich wieder aufrichtete und zu ihr zurückkam. »Wie hast du es nur geschafft, dir innerhalb einer knappen Woche schon wieder einen Todfeind zu machen?«
    »Vielleicht hatte ich ihn schon vorher«, sagte Robin in nachdenklichem Tonfall.
    Salim sah stirnrunzelnd auf sie herab. »Dariusz?« Er setzte dazu an, sein Hemd überzustreifen, aber Robin ergriff rasch seinen Arm und hielt ihn fest.
    »Ich glaube, er … weiß es«, sagte sie. »Zumindest hat er einen Verdacht. Er hat mir nicht wirklich geglaubt.«
    »Soll ich ihn töten?«, fragte Salim.
    Robin dachte tatsächlich einen Moment über diesen Vorschlag nach, aber dann erschrak sie über ihre eigenen Gedanken. Sie würde Dariusz keine Träne nachweinen, sollte ihm etwas zustoßen, aber über seine Ermordung nachzudenken? Wie weit war es mit ihr gekommen?
    »Das würde es nur schlimmer machen«, sagte sie kopfschüttelnd. »Außerdem bin ich nicht einmal sicher, dass er wirklich dahinter steckt.«

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