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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unterstreichen, und Robins Herz hämmerte mittlerweile so schnell, dass sie das Gefühl hatte, den Skorpion tatsächlich in ihrer Kehle emporkriechen zu spüren. Aber der Anblick weckte auch ihren Trotz.
    »Dann bleibt mir wenigstens noch Zeit genug, um zuzusehen, wie man dich tötet«, sagte sie.
    »Eine Todesdrohung als Gruß zur Nacht …«, seufzte eine vertraute Stimme. »Ich hätte wirklich auf meinen Vater hören und mich nicht mit einem Weib einlassen sollen, das sich für einen Ritter hält.«
    Robin riss ungläubig die Augen auf. »Salim?!«
    »Bist du inzwischen noch eines anderen Mannes Weib, oder was soll die Frage?«, erwiderte Salim. Es war Salim, kein Zweifel! Robin hätte ihn auch dann erkannt, wenn er nicht in diesem Moment näher gekommen wäre, sodass das blasse Licht, das seinen Weg durch die Zeltbahn fand, auf sein Gesicht fiel. Aber wie war das möglich? Sie befanden sich mitten im Herzen des Heerlagers, nur einen Steinwurf vom Zelt des Königs entfernt!
    »Das … das ist jetzt wirklich nicht die richtige Zeit für deine Scherze«, antwortete sie gepresst. »Auf meinem Bauch … sitzt … ein Skorpion.«
    »Ich weiß«, antwortete Salim. »Was mich viel mehr bewegt, ist die Frage: Ist es ein männlicher oder ein weiblicher Skorpion?«
    »Wie?!«, ächzte Robin. Sie spürte den gepanzerten harten Leib des Skorpions über ihre Haut schrammen. Etwas hatte ihn beunruhigt. Er begann sich wieder zu bewegen. Ihr Blick hing wie gebannt auf der handgroßen Beule in der Decke, die sich langsam in Richtung ihrer Brüste vorwärts schob. Das Gefühl seiner winzigen harten Klauen auf der Haut war das vielleicht Grässlichste, was sie jemals erlebt hatte.
    Salim hob unendlich langsam ein Ende der Decke an. Ein Ausdruck größter Konzentration erschien auf seinem Gesicht, aber da war zugleich noch immer etwas wie ein leicht amüsiertes Funkeln in seinen Augen, das Robin in einem Moment wie diesem vollkommen unangemessen schien; ganz gleich, welchen Grund es auch haben mochte.
    Mit einem plötzlichen Ruck riss Salim die Decke herunter, und im gleichen Bruchteil eines Atemzuges wirbelte sein Schwert wie ein silberner Blitz durch die Luft. Die Klinge durchtrennte ihr Hemd, traf mit einem leisen, aber ungemein hässlichen Knirschen auf den Panzer des Skorpions und zerschmetterte ihn. Die Beine des winzigen Ungeheuers krallten sich im Todeskampf in ihren Bauch, und für einen fürchterlichen Moment war Robin sicher, den dünnen, weiß glühenden Schmerz zu spüren, mit dem sich der Stachel des sterbenden Tieres in ihre Haut bohrte, doch dann tropfte nur etwas Klebriges und auf widerwärtige Weise Warmes auf ihre Haut.
    Robin atmete unendlich erleichtert auf, während Salim das Schwert von der rechten in die linke Hand wechselte und mit den frei gewordenen Fingern vorsichtig das zerschnittene Hemd zur Seite zog. Robin senkte den Blick, und ein neuerlicher eisiger Schauer lief ihr über den Rücken. Salims Klinge hatte das Tier präzise in der Mitte durchtrennt, ohne ihre Haut auch nur zu ritzen. Einzelne Beine des Skorpions zuckten noch, und Robin hatte plötzlich alle Mühe, ein entsetztes Stöhnen zu unterdrücken, als sie sah, wie groß sein Stachel war.
    Salim beugte sich neugierig vor, griff mit spitzen Fingern nach den beiden Hälften des zerschnittenen Tieres und hielt sie ins schwache Licht, um sie eingehend zu begutachten. Dann nickte er.
    »Ein Weibchen«, sagte er. Er klang erleichtert. »Ich kann Euch beruhigen, holde Jungfer. Eure Tugend war keinen Moment in Gefahr. Und meine Ehre auch nicht.«
    Robin fand das nicht witzig. Besorgt sah sie zu, wie Salim mit dem mehr als fingerlangen Schwanz des riesigen schwarzen Skorpions spielte. »Sei vorsichtig«, sagte sie mit belegter Stimme. »Das Gift …«
    Salim fuhr leicht erschrocken zusammen, ließ die vorde r e Hälfte des Skorpions fallen und betastete mit der Fingerspitze den Stachel des toten Tieres. Dann zuckte er erneut zusammen, hob die Hand vor die Augen und runzelte die Stirn, während er den einzelnen Blutstropfen musterte, der aus seiner Fingerspitze quoll. »Tatsächlich«, sagte er. »Spitz wie eine Nadel.«
    Robin schlug mit einem entsetzten Keuchen die Hand vor den Mund. »Salim! Dein Finger!«
    »Ich habe mich gestochen, ja«, sagte Salim. »Das kommt davon, wenn man leichtsinnig ist.« Er ließ den toten Skorpion fallen, steckte den blutenden Finger in den Mund und fuhr leicht nuschelnd fort: »Was das angeht, sind sich Allah und euer

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