Die Rückkehr der Templerin
noch einmal, den linken Arm in die Höhe zu reißen, aber sie wusste auch, dass der zerbrochene Schild sie nicht mehr schützen konnte.
Und dann war plötzlich ein zweiter, riesiger Reiter neben ihr. Stahl prallte auf Stahl. Funken stoben, als Dariusz’ Schwert gegen die Klinge des Sarazenen prallte und sie beiseite schlug. Praktisch im gleichen Augenblick stieß er auch mit dem linken Arm zu. Sein Schildschlag schleuderte den Angreifer aus dem Sattel und war sogar noch wuchtig genug, selbst sein Pferd straucheln zu lassen.
»Alles in Ordnung, Bruder Robin?«
Robin brachte nicht mehr als ein angedeutetes Kopfschütteln zustande, aber das schien Dariusz vollkommen zu genügen, denn er zwang sein Pferd mit einem brutalen Ruck herum und stürzte sich mit hoch erhobenem Schwert erneut in den Kampf, und auch Robin schüttelte ihre Benommenheit mühsam ab. Selbst die Übelkeit legte sich, auch wenn sie nicht ganz verschwand, und ein bitterer Geschmack nach Galle und Blut blieb auf ihrer Zunge zurück.
Mittlerweile hatte der Angriff der Templer doch an Schwung verloren, und überall waren erbitterte Einzelgefechte ausgebrochen, bei denen sich ihre Ordensbrüder nur zu oft gegen zwei, drei oder gar vier Feinde gleichzeitig verteidigen mussten, und es wären wahrscheinlich noch mehr gewesen, hätte der Platz dazu nur gereicht. Dennoch gewannen die Tempelritter nahezu jedes Duell. Ihre Gegner kämpften ebenso verbissen wie tapfer, aber ihre Krummsäbel und Speere schienen fast wirkungslos von den schweren Rüstungen der christlichen Ritter abzuprallen, während die breiten Klingen der Templer grausam unter ihren Feinden wüteten, deren einfache Mäntel und Burnusse ihnen praktisch keinen Schutz vor den mächtigen Schwertern der Templer boten; ebenso wenig wie ihre runden Schilde, die meist schon unter dem ersten ernst gemeinten Hieb zerbrachen. Robin gewahrte nur ein einziges, reiterloses Pferd im Weiß und Rot der Tempelritter.
Und dennoch: Ihr Vormarsch war zum Stehen gekommen, und ihre Brüder fielen möglicherweise nur vereinzelt unter den Hieben der Sarazenen - aber sie fielen, und die Übermacht der Feinde war gewaltig.
Irgendetwas prallte gegen ihr Bein. Es war kein Angriff, sondern nur ein hochgewirbelter Stein oder Erdbrocken. Es tat nicht einmal weh, aber der Schlag riss Robin endgültig in die Wirklichkeit zurück. Obwohl sie sich noch immer fast an vorderster Front des Templerheeres befand, hatte sie doch in den letzten Augenblicken niemand angegriffen - zu ihrem Glück. Wäre es geschehen, wäre sie jetzt tot.
Aber das würde nicht mehr allzu lange so bleiben, wie sie voller Entsetzen begriff. Der Angriff der Templer war nicht nur zum Stillstand gekommen. Die Sarazenen griffen nun ihrerseits an, und obwohl die Schwerter der Kreuzritter weiter grauenhaft unter ihnen wüteten, stürmte doch Welle auf Welle heran, und die Reihen der Templer begannen allmählich unter dem unbarmherzigen Druck zu wanken. Noch hielten sie stand - aber wie lange noch?
Robin ließ die zerbrochene Lanze fallen, die sie nach wie vor in der rechten Hand hielt, und zog stattdessen das Schwert. Die Waffe kam ihr doppelt so schwer vor wie noch am Morgen, als sie sie eingesteckt hatte, und die Luft unter dem Helm war so heiß, dass sie zu ersticken glaubte. Die Atemnot schürte ihre Angst noch. Wieder griff Panik nach ihrem Herzen. Sie wollte nicht kämpfen. Sie wollte nicht töt e n, und sie wollte auch nicht getötet werden. Wo war Dariusz? Warum war Salim nicht hier, um sie zu beschützen?
Sie sah keinen von beiden, doch dafür gewahrte sie nicht weit von sich entfernt das flatternde schwarz-weiße Baussant, und unmittelbar daneben Marschall Ridefort, der wie ein Berserker focht und sich gegen eine erdrückende Übermacht von Angreifern hielt. Von Odo war keine Spur zu sehen, und auch Dariusz war irgendwo im Kampfgewühl verschwunden. Dafür schienen immer mehr und mehr Sarazenen auf Ridefort und seinen Begleiter einzudringen, als hätten sie das heilige Banner der Templer erkannt und versuchten nun, es um jeden Preis zu erobern.
Und schließlich kam es, wie es kommen musste. Das schwarzweiße Banner wankte, als der Reiter unter dem Anprall von gleich zwei Feinden erzitterte. Ridefort löste sich von dem Gegner, mit dem er gerade focht, und schlug einen der Männer mit einem wuchtigen Hieb aus dem Sattel. Der andere senkte seine Lanze und rammte sie mit aller Gewalt gegen die Brust des Bannerträgers. Der Wappenrock des Ritters
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