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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Lasttiere mit sich führten. Sowohl die Pferde als auch ihre Herren wirkten heruntergekommen und verwahrlost; unter den viel zu schwer beladenen Satteltaschen der Pferde stachen deutlich die Rippen durch die Haut, und in die Gesichter der Männer hatten Hunger, Entbehrungen und überstandene Strapazen ihre Spuren gegraben. Sie waren in wenig mehr als Lumpen gekleidet, und etliche von ihnen trugen Kleidungsstücke, die ihnen zu groß oder auch zu klein und ganz offensichtlich nicht für sie angefertigt worden waren.
    Doch so abgerissen und verdreckt die Kleider und Waffenröcke der Männer auch sein mochten - ihre Waffen und Rüstungsteile waren gut gepflegt. Hinter Robins Stirn begann sofort eine Alarmglocke zu läuten. Sie hatte Männer wie diese oft genug gesehen, um zu wissen, womit sie es zu tun hatte. Söldner, wahrscheinlicher aber die Plünderer, von denen Salim vorhin gesprochen hatte.
    Sie überwand endlich ihre Verblüffung und ging weiter. Ihre Hand wollte fast ohne ihr Zutun unter den Mantel und zum Griff des Schwertes gleiten, doch dann brach sie die Bewegung im
    letzten Moment ab und versuchte stattdessen, möglichst unauffällig wenigstens den schlimmsten Riss in dem schwarzen Stoff zuzuhalten. Irgendeinem unbedarften Reisenden, dem sie begegnete, mochte das Kettenhemd vielleicht nicht auffallen, das sie unter dem schlichten, schwarzen Mantel trug. Diesen Männern aber würde es nicht entgehen, sobald sie ihr mehr als nur einen flüchtigen Blick zuwarfen.
    Robin näherte sich dem Dorfplatz und der versammelten Menge langsam, aber auch ganz bewusst nicht so langsam, dass es aufgefallen wäre. Irgendetwas Ungutes ging hier vor, und niemand wäre in dieser Situation gemächlich herangeschlendert, als hätte er gerade nichts Besseres zu tun. Einen Moment lang überlegte sie sogar, umzukehren und sich erst einmal aus sicherer Entfernung einen Überblick zu verschaffen, aber es war zu spät. Einer der Fremden hob gerade in diesem Moment den Kopf und blickte genau in ihre Richtung; nicht lange genug, als dass sie dieser Blick beunruhigt hätte, aber eindeutig zu lange, als dass sie nicht aufgefallen wäre, hätte sie plötzlich wieder kehrtgemacht. Sie beschleunigte ihre Schritte um eine Winzigkeit, hütete sich aber, zu schnell zu werden.
    Als Robin näher kam, drehte sich einer der Dorfbewohner um, vielleicht durch den Blick des Fremden aufmerksam geworden, und ein eisiger Schrecken durchfuhr sie, als sie sah, wie er dazu ansetzte, etwas zu sagen; und ein noch größerer Schrecken, als sie den unübersehbaren Ausdruck von Erleichterung in seinen Augen gewahrte. Hastig signalisierte sie ihm mit Blicken, still zu sein, senkte ein wenig das Haupt und drängte sich zwischen den dicht an dicht stehenden Männern und Frauen hindurch, so unauffällig sie konnte.
    Gerade als sie den Platz erreichte, stieß einer der Männer einen Speer in den Boden und zog dann mit der Spitze seines Schwertes einen Strich in den Sand. »Wenn der Schatten des Speeres die Linie erreicht«, sagte er, »dann habt ihr hundert Silberstücke aufgetrieben und die anderen Waren, die wir euch genannt haben.«
    »Niemand hier hat so viel Geld, Herr«, sagte eine Stimme. Sie klang leicht hysterisch.
    Der Mann sah mit einem Ruck auf und suchte mit finsterem Gesicht nach dem Sprecher, konnte ihn aber offensichtlich nicht entdecken, und dessen Mut reichte auch nicht aus, die Worte zu wiederholen. Robin wusste, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Nicht einmal das ganze Dorf zusammen wäre in der Lage gewesen, auch nur einen Bruchteil dieser Summe aufzubringen.
    »Dann werden sich meine Männer wohl jedes Haus vornehmen müssen«, sagte der Plünderer, »und glaubt mir - sie werden bestimmt nicht nur in Kisten und Töpfen nach Schätzen suchen, sondern auch unter den Röcken eurer Frauen oder Töchter.«
    Robin musste sich beherrschen, um nicht vorzutreten und etwas zu tun oder zu sagen, was sie bestimmt bereuen würde. Sie blieb weiter mit leicht gesenktem Kopf stehen, eine in unauffälliges Blauschwarz gekleidete Gestalt zwischen zahlreichen anderen, die ihnen auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnelte, und versuchte sich unter halb geschlossenen Lidern hervor unauffällig einen genaueren Eindruck von den Männern zu verschaffen. Sie war jetzt sicher, dass ihr allererster Gedanke richtig gewesen war und sie somit auch richtig gehandelt hatte. Diese Männer mochten heruntergekommen und halb verhungert sein, doch allein die Art, wie sie die

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