Die Rückkehr der Templerin
Gewicht des eisernen Kleidungsstücks auf ihrer Schulter noch ertragen hätte. Aber sie fühlte sich zugleich auch nackt und schutzlos. Außer dem Verband trug sie jetzt nur noch das dünne baumwollene Unterhemd über ihrem verräterischen Körper. Eine einzige unbedachte Bewegung, und sie war verloren.
Wenigstens waren sie nicht so weit gegangen, sie zu binden; zumindest nicht mit Fesseln, die man sah. Vier der sechs Männer, die sie hierher begleitet hatten, waren sofort wieder gegangen, die beiden anderen hatten rechts und links der Tür Aufstellung genommen und schienen zu lebensgroßen Statuen erstarrt zu sein. Es gab keine Stühle oder andere Sitzgelegenheiten.
Der Pater sah für einen Moment von seinen Unterlagen auf, und zum ersten Mal glaubte Robin eine menschliche Regung auf seinem Gesicht zu erkennen, als er mit einem ungeduldigen Stirnrunzeln zur Tür sah. Aber sie suchte vergeblich nach einer Spur von Mitleid in seinen Augen, als sein Blick sie streifte.
Endlich wurde die Tür aufgestoßen, und Marschall von Ridefort trat ein, dicht gefolgt von Bruder Dariusz. Robin war überrascht, den grauhaarigen Tempelritter hier zu sehen, aber auch - fast widerwillig - ein wenig erleichtert. Wenn es jemanden gab, der wusste, was sie während der Schlacht am Litani getan hatte, dann er.
»Bruder Dariusz!«, rief sie erleichtert. »Ihr …«
»Schweigt still, Robin von Tronthoff«, fuhr sie der Geistliche an. »Als Angeklagter vor diesem Gericht habt Ihr zu schweigen, bis Ihr zum Reden aufgefordert werdet oder man Euch eine direkte Frage stellt.« Er hatte eine dünne, schneidende Stimme, die mehr über sein wahres Alter verriet als sein Gesicht, aber deutlich sanfter wurde, als er hinzufügte: »Keine Sorge. Ihr werdet Gelegenheit bekommen, in aller Ausführlichkeit zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, die gegen Euch erhoben werden.«
Er seufzte tief, runzelte die Stirn und wandte sich dann mit einem Blick an Dariusz und Ridefort, in dem sehr wenig Respekt für die beiden hochrangigen Ritter zu erkennen war. »Und Ihr, Bruder Gerhard, Bruder Dariusz - verratet Ihr einem müden alten Mann, weshalb Ihr in aller Eile einen Prozess von mir verlangt, der eigentlich einer tagelangen gründlichen Vorbereitung bedarf, um dann zu eben jenem Prozess zu spät zu erscheinen?«
Dariusz wollte antworten, doch Ridefort kam ihm zuvor:
»Bitte vergebt uns, Vater Johannes. Es war meine Schuld. Leider haben mich wichtige Geschäfte daran gehindert, sofort zu erscheinen. Und ich fürchte auch, dass ich Jerusalem noch vor dem nächsten Sonnenaufgang verlassen muss, woraus sich die große Eile dieses Prozesses ergibt.«
»So, tut es das?«, fragte Johannes. Er seufzte erneut. »Nun ja, wir werden sehen.« Er kramte einen Moment lautstark in seinen Pergamenten herum, seufzte noch einmal und sah Robin dann mit verändertem Gesichtsausdruck an. »Feigheit im Angesicht des Feindes, Ritter Robin. Das ist ein sehr schwerer Vorwurf. Was sagt Ihr dazu?«
»Das ist Unsinn«, antwortete Robin, biss sich auf die Unterlippe und setzte mit einem entschuldigenden Lächeln neu an:
»Verzeiht. Ich wollte sagen: Das ist nicht wahr. Ich bin noch niemals einem Kampfe ausgewichen. Fragt Bruder Dariusz. Er wird es Euch bestätigen.«
»Bruder Dariusz, so?« Der Geistliche wirkte ehrlich verblüfft.
»Das wundert mich, um ehrlich zu sein. Es war Bruder Dariusz, der die Anklage gegen Euch erhoben hat.«
Robin drehte mit einem Ruck den Kopf und starrte Dariusz fassungslos an. Dariusz? Ausgerechnet Dariusz brachte diese absurde Anschuldigung gegen sie vor? Was um alles in der Welt ging hier vor?
Vater Johannes schien zumindest zu spüren, was in ihr vorging, denn er hob rasch die Hand und kam allem zuvor, was sie hätte sagen können. »Also gut«, seufzte er. »Wenn wir schon fast alle Ordensregeln mit Füßen treten, können wir auch ebenso gut weiter so verfahren. Bruder Dariusz, begründet diesen schweren Vorwurf, den Ihr erhebt.«
Dariusz berichtete, wie er Robin weit entfernt von den Liegenschaften der Templer in einem kleinen Küstendorf angetroffen hatte und dass er Robin mit großem Nachdruck dazu bringen musste, dem Ruf des Großmeisters zu den Waffen zu folgen.
»Aber er ist Euch gefolgt?«, vergewisserte sich Johannes und raschelte wieder mit seinen Papieren. »Ich meine: Ihr musstet ihn nicht gewaltsam zwingen oder in Ketten legen oder etwas in dieser Art?«
»Nein«, antwortete Dariusz. Er wirkte irritiert.
Vater Johannes
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