Die Rückkehr des Bösen
oder eine Frau namens Credence. Credence, wie Glaubwürdigkeit? So las es sich jedenfalls. Ich war so aufgeregt, daß ich nicht mehr schlafen konnte. Ich dachte nicht einmal mehr an den verdammten Kometen und seinen verpatzten Fahrplan. Aber zwischen den Mühlsteinen der Zeit wurde die Aufregung zunichte. Von den Unterworfenen, die Bomanz’ Frau und seinen Papieren nachspürten, kam weiter nichts. Ich machte den Vorschlag, daß die Lady sich direkt zur Quelle begeben sollte. Zu diesem Risiko war sie nicht bereit. Noch nicht. Vier Tage nachdem ich Schwester Dorotea abgehakt hatte, fand unser alter dämlicher Freund Tracker ein weiteres Juwel. Der lange Lulatsch hatte Tag und Nacht Genealogien durchgelesen.
Schweiger kam mit einer Miene aus dem Blauen Schniedel zurück, aus der ich ersehen konnte, daß sich etwas Gutes ergeben hatte. Er zerrte mich hinaus zur Stadt und in das Nullfeld. Dort reichte er mir einen feuchten Zettel. In Trackers simplem Stil war darauf zu lesen:
Drei der Schwestern waren verheitratet. Ardath heiratete zweimal; ihr erster Mann war ein
Baron Kaden von Pfeilstein, der im Kampf fiel. Sechs Jahre danach ehelichte sie Erin
VaterLos, einen landlosen Priester des Gottes Vancer aus einer Stadt namens Schleudern im
Königreich Vye. Credence heiratete Barthelme von Springen, einen bekannten Zauberer.
Mein Gedächtnis sagt mir, daß Barthelme von Springen zu einem Unterworfenen gemacht
wurde, aber mein Gedächtnis ist nicht zuverlässig.
Damit hatte er allerdings recht.
Dorotea heiratete Raft, den Kronprinzen von Start. Sylith war nie verheiratet.
Dann bewies Tracker, daß er trotz seiner Langsamkeit gelegentlich doch noch einen Einfall
aus seinem Matschhirn zu Tage fördern konnte.
Aus den Totenrollen wird offenbar, daß Ardath und ihr Gatte Erin VaterLos, ein landloser
Priester des Gottes Vancer aus einer Stadt namens Schleudern im Königreich Vye, auf der
Reise von Lathe nach Ova von Banditen erschlagen wurden. Mein unzuverlässiges
Gedächtnis sagt mir, daß dies nur wenige Monate geschah, bevor der Dominator sich zum
Herrscher ausrief.
Sylith starb einige Jahre zuvor im Hochwasser des Traumflusses; zahlreiche Zeugen sahen,
wie sie von den Fluten fortgerissen wurde. Ihre Leiche wurde nie gefunden.
Wir hatten einen Augenzeugen. Irgendwie hatte ich Tracker nie als möglichen Zeugen gesehen, obgleich ich das eigentlich hätte schlußfolgern können. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, uns seine Erinnerungen zugänglich zu machen. Credence starb während der Gefechte, als der Dominator und die Lady Springen während
ihrer frühen Eroberungen einnahmen. Über Doroteas Tod gibt es keine Aufzeichnungen.
»Verdammt«, sagte ich. »Der alte Tracker ist also doch noch zu etwas nutze.« Schweiger signalisierte: »Es klingt durcheinander, aber man sollte etwas herausholen können, wenn man logisch vorgeht.«
Mehr als nur etwas.
Ohne daß ich die Tabellen gezeichnet hätte, in denen all diese Frauen verbunden wurden, fühlte ich mich dennoch zuversichtlich genug, um zu verkünden: »Wir haben Dorotea als Seelenfänger gekannt. Wir wissen, daß Ardath nicht die Lady war. Wahrscheinlich ist die Schwester, die den tödlichen Hinterhalt inszenierte, bei dem sie getötet wurde…« Etwas fehlte noch. Wenn ich nur wüßte, welche nun die Zwillinge waren… Als Antwort auf meine Frage signalisierte Schweiger: »Tracker sucht nach Geburtsverzeichnissen.« Aber da würde er wohl nichts finden. Lord Senjak war kein TelleKurre.
»Von den für tot erklärten Schwestern ist eine nicht gestorben. Ich würde auf Sylith wetten. Wenn man davon ausgeht, daß Credence getötet wurde, weil sie eine Schwester wiedererkannt hat, die eigentlich tot sein sollte, als der Dominator und die Lady Springen einnahmen.«
»Bomanz erwähnt eine Legende, nach der die Lady ihre Zwillingsschwester getötet hat. Ist das dieser Hinterhalt? Oder etwas, das sich öffentlich zugetragen hat?« »Wer weiß?« sagte ich. Mittlerweile wurde es richtig verwirrend. Einen Moment lang fragte ich mich, ob es überhaupt noch wichtig war. Die Lady berief eine Versammlung ein. Unsere ursprüngliche Schätzung der noch zur Verfügung stehenden Zeit erschien nunmehr übermäßig optimistisch. Sie sagte zu uns: »Offenbar sind wir in die Irre geführt worden. In Fängers Dokumenten gibt es nichts, was uns den Namen meines Gatten verraten würde. Wie sie zu dieser Annahme kam, können wir nicht mehr ergründen. Falls Dokumente fehlen, können wir
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