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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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hatte er unter den abertausend Büchern im Laden ausgerechnet dieses in die Hand genommen?
    »Ich… ich nehme es!«, stotterte Sid und drückte dem Mann einen 20-Dollar-Schein in die Hand. Der Zufall machte ihm plötzlich Angst. Als wäre ein böser Dämon hinter ihm her, stürmte er hinaus auf die Straße.
    »Halt!«, rief ihm der Mann hinterher. »Sie bekommen noch Wechselgeld!«

Sid achtete nicht auf ihn. Er lief, bis er die Eingangstür weit hinter sich zufallen hörte. Ihm war wieder eingefallen, was wichtig war, was er erledigen musste: das rothaarige Mädchen finden. Jetzt hatte er ein Ziel.
    Wie auf Wolken rannte er den Broadway hinauf bis zur 8th Street. Dann bog er ab nach Osten. Am Astor Place, so hatte ihm Nigel am Telefon verraten, trafen sich abends öfter die Punks zum Betteln und Abhängen , wie er es genannt hatte. Vielleicht hing sie heute auch dort ab? Auf dem Rücksitz des Bentleys hatte er die Stadt schon viele Hundert Mal durchquert. Zu Fuß, ohne jeden Stau, wirkten die Entfernungen eher kürzer.
    Völlig außer Atem kam Sid am Astor Place an. Nigel hatte Recht gehabt. Er musste nicht lange suchen, bis er rund um den Alamo, dem überdimensionalen schwarzen Würfelkunstwerk von Tony Rosenthal, auf eine Gruppe von etwa dreißig Punks stieß. Viele waren Jugendliche in seinem Alter, einigen sah man die entbehrungsreichen Jahre auf der Straße deutlich an. Im Licht der Straßenlaternen wanderten tiefe Schatten über ihre Gesichter, Alkohol und Drogen hatten sicherlich dazu beigetragen, sie so altern zu lassen.
    »Willst’n du hier?«, raunzte ihn ein dickbauchiger Punk an. Mit halb geschlossenen Augen saß er im Schneidersitz auf dem Pflaster und drückte mit ungelenken Bewegungen quadratische Nieten in eine abgewetzte schwarze Lederjacke. Seine schwarzen Haare waren fettig und hingen ihm in langen Strähnen auf die Schulter. Neben ihm stand eine Flasche, nur halbherzig in Packpapier eingeschlagen. Es stank fürchterlich nach billigem Schnaps.
    Sid zuckte zusammen, als er die auf seinen Fingern eintätowierten Buchstaben entdeckte. R-A-M-O-N-E-S entzifferte er, ein verschrumpelter Stern zierte zum Abschluss den kleinen Finger der linken Hand.
    »Ds war die verdammt allabste Band, die je gspielt hat!«, kommentierte Bierbauch seinen Blick. Er hob die Packpapiertüte mit ausgestrecktem Arm gen Himmel. »Joey, Johnny, Dee-Dee, Tommy! Auf euch!« Er setzte den Flaschenhals an die Lippen, aber Sid hielt ihn am Ärmel seiner Lederjacke fest.
    Jetzt haut er mir eine rein!, durchzuckte es ihn. Was ist nur in mich gefahren? »Moment!«, hörte er sich sagen. »Ich suche ein Mädchen. Sie ist Punk wie du. Mit roten Haaren!«
    Der Ramonesfan stierte ihn aus wässrigen Augen an. Dann begann er zu lachen. »Mit rot’n Haaren, sagst du? Kuck dich doch ma um!«
    Sid musste zugeben, dass ihn diese Beschreibung nicht weiterbringen würde. Jedes zweite Mädchen hier hatte rote Haare, von leichtem Rosa bis zum grellsten Pink. »Mehr weiß ich aber nicht von ihr!«, presste er hervor. Doch, er wusste etwas! »Sie hat eine ziemlich auffällige Kette um den Hals, mit einem dicken silbernen Herz!«
    »Ochso! Du meinst Rascal, sach das doch gleich!« Mühsam versuchte der Dicke aufzustehen. Mit seinen riesigen Pranken zog er sich an Sid hoch. Alter Schweiß waberte aus seiner Jacke. Kaum war er auf den Füßen, als er sich R und A in den Mund steckte und einen durchdringenden Pfiff erklingen ließ. »Ey, wosn Rascal?«, grölte er über den Platz.
    Ein Mädchen mit gepierctem Gesicht deutete die Straße hinunter. »Starbucks!«
    Sid wollte gehen, aber Bierbauch hielt ihn fest.
    »Bist’n guta Junge, daaas seh ich an deina Frisuuur, auch wenn du so scheiß Klamottn anhas! Aber an Rascal beißddu dir die Ssähne aus! Die stecktuns alle inni Tasche!«
    Sid riss sich los und rannte in die Richtung, in die das Mädchen gezeigt hatte. Rascal hieß sie also. Nach den wenigen Eindrücken, die er bisher von ihr hatte, passte der Name wie die Faust aufs Auge!
    Schon hinter dem gusseisernen Ausgang der U-Bahn-Station leuchtete ihm das grüne Logo der Kaffeehauskette entgegen. Dann sah er sie. Ihre roten Haare strahlten wie eine Verkehrsampel durch die Menschenmenge hindurch. Ihm war, als hätten sich alle anderen Farben aus New York verabschiedet, nur die Haare waren rot wie der Kindermantel in Schindlers Liste, am Wendepunkt des Films. Einen Moment beobachtete er sie aus sicherer Entfernung. Rascal stand vor dem Eingang des

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