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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Absicherung seiner Flanke, und zur Rechten des Heeres befanden sich Sumpflöcher und Moore. Vom Hügel aus beobachtete er, wie sich seine Lanzenträger gegen die Mengen von Trollocs zur Wehr setzten, die immer wieder versuchten, durchzubrechen. Es waren bestimmt zehnmal soviel wie Menschen. Lanzen durchbohrten schwarze Trolloc-Panzer, während deren Dornenäxte große Lücken in die Reihen der Menschen hieben. Die Luft war von Schreien erfüllt. Über allem brannte eine heiße Sonne aus einem wolkenlosen Himmel, und Hitzeflimmern erhob sich über dem Schlachtfeld. Immer noch regnete es vom Feind her Pfeile, die sowohl Menschen wie auch Trollocs töteten. Er hatte seine Bogenschützen zurückgerufen, aber den Schattenlords war alles gleich, wenn sie nur seine Kampflinie durchbrechen konnten. Auf dem Kamm hinter ihm wartete die Herzgarde auf seine Befehle. Ihre Pferde tänzelten nervös. Die Panzerschuppen auf Menschen und Pferden glänzten wie Silber im Sonnenschein. Weder Menschen noch Tiere würden die Hitze noch viel länger ertragen können.
    Sie mußten die Schlacht gewinnen oder sterben. Er war als Spieler bekannt, und nun war es Zeit, die Würfel rollen zu lassen. Mit einer Stimme, die den Tumult unten noch übertönte, gab er den Befehl, während er sich in den Sattel schwang: »Fußsoldaten Gassen bilden, damit die Kavallerie an die Front kann!« Sein Bannerträger ritt gleich neben ihm. Das Banner des Roten Adlers flatterte über seinem Kopf und gleichzeitig wurde sein Befehl nach
    allen Seiten hin von einem zum anderen weitergegeben.
    Unten kamen die Lanzenträger mit einem Mal in Bewegung, traten diszipliniert zur Seite, zogen ihre Formationen enger zusammen und machten Gassen frei. Gassen, in die sofort die Trollocs strömten. Mit tierischem Geschrei ergossen sie sich wie eine schwarze Todesflut hinein.
    Er zog sein Schwert und erhob es. »Die Herzgarde vorrücken!« Er grob seine Fersen in die Flanken des Pferdes und galoppierte den Hang hinunter. Hinter ihm donnerten die Hufe ihr Angriffslied. »Vorwärts!« Er war der erste, der auf Trollocs traf. Sein Schwert blitzte auf und fuhr hernieder, immer wieder. Sein Bannerträger blieb gleich hinter ihm. »Zur Ehre des Roten Adlers!« Die Herzgarde stürzte sich in die Lücken zwischen den Lanzenträgern, zerschmetterte die Trolloc-Flut und trieb sie zurück. »Der Rote Adler!« Halbmenschliche Mäuler knurrten ihn an, gekrümmte Schwerter suchten ihn, aber er hieb sich immer tiefer in ihre Reihen hinein. Gewinnen oder sterben. »Manetheren!«
    Mats Hand zitterte, als er sich an die Stirn faßte. »Los Valdar Cuebiyari«, murmelte er. Er war sich beinahe sicher, daß er wußte, was die Worte bedeuteten -›Herzgarde vorrücken‹, oder vielleicht ›Die Herzgarde wird jetzt vorrücken‹ -, aber das konnte doch wohl nicht sein. Moiraine hatte ihn ein paar Worte der Alten Sprache gelehrt, und mehr kannte er nicht. Der Rest war für ihn nur unverständliches Geschwätz.
    »Verrückt«, sagte er mit rauher Stimme. »Es ist vielleicht noch nicht einmal in der Alten Sprache. Nur Geschwätz. Diese Aes Sedai spinnt. Es war nur ein Traum.«
    Aes Sedai. Moiraine. Ihm wurde plötzlich bewußt, daß sein Handgelenk viel zu dünn war und seine Hand knochig. Er blickte sie an. Er war krank gewesen. Es hatte etwas mit einem Dolch zu tun gehabt. Einem Dolch mit einem Rubin im Griff und mit einer schon lange toten und für immer verfluchten Stadt namens Shadar Logoth. Das war alles verschwommen und fern und ergab eigentlich keinen Sinn, doch er wußte, daß es kein Traum war. Egwene und Nynaeve hatten ihn nach Tar Valon gebracht, damit er dort geheilt wurde. Soviel wußte er noch.
    Er versuchte, sich aufzusetzen, aber er war so schwach wie ein neugeborenes Lamm und fiel wieder in das Kissen zurück. Doch mit viel Mühe gelang es ihm dann, sich hochzurappeln und die Wolldecke beiseite zu schieben. Seine Kleider waren weg. Vielleicht steckten sie in dem rankenbeschnitzten Kleiderschrank an der Wand. Im Augenblick waren ihm Kleider gleichgültig. Er mühte sich auf die Beine, torkelte über den blumigen Teppich und hielt sich an der hohen Lehne eines Stuhls fest. Dann torkelte er weiter vom Stuhl zum Tisch, der an den Beinen und Ecken vergoldete Runen aufwies.
    Das Zimmer war hell erleuchtet. Hinter den jeweils vier Bienenwachskerzen auf jedem Leuchter hing ein kleiner Spiegel, der den Kerzenschein reflektierte und vervielfachte. Aus einem großen Spiegel über dem glänzenden

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