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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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habt.«
    »Natürlich.«
    Die fernen Stimmen wurden schwächer.
    Eine Hand berührte ihr Bein, ihre bloße, wabbeligschlaffe Haut. Sie öffnete die Augen ein ganz klein wenig. Sie lag nackt und geschunden auf einem rauhen Holztisch in einem offensichtlich unbenutzten Lagerraum. Splitter stachen in ihren Rücken. Im Mund hatte sie den metallischen Geschmack von Blut.
    Eine Gruppe von Aes Sedai stand auf einer Seite des Raums und unterhielt sich leise und eindringlich. Die Kopfschmerzen machten ihr das Denken schwer, aber es erschien ihr wichtig, sie zu zählen. Dreizehn.
    Eine Gruppe von schwarzgekleideten Kapuzenmännern kam herbei und schloß sich den Aes Sedai an. Die schienen zwischen Furcht und dem Wunsch, stärker als die Schwarzen zu sein, hin- und hergerissen. Einer der Männer wandte den Kopf und sah sich nach dem Tisch um. Das tote, weiße Gesicht unter der Kapuze hatte keine Augen.
    Egwene mußte die Myrddraal nicht erst zählen. Sie kannte ihre Anzahl. Dreizehn Myrddraal und dreizehn Aes Sedai. Ohne nachzudenken, schrie sie vor Angst auf. Doch selbst inmitten dieser markerschütternden Angst griff sie nach der Wahren Quelle und versuchte verzweifelt, Saidar zu berühren. »Sie ist wach!«
    »Das kann nicht sein! Noch nicht!« »Schirmt sie ab! Schnell! Schnell! Schneidet sie von der Quelle ab!«
    »Es ist zu spät! Sie ist zu stark!« »Packt sie! Schnell!«
    Hände streckten sich nach ihren Armen und Beinen aus. Leichenblasse Hände, wie Larven unter einem Stein, unter ebenso blassen, augenlosen Gesichtern. Wenn diese Hände ihre Haut berührten, würde sie wahnsinnig werden, das war ihr klar. Die Macht erfüllte sie.
    Flammen barsten aus der Haut des Myrddraal und fetzten wie feste, feurige Dolche durch den schwarzen Stoff. Schreiende Halbmenschen färbten sich schwarz und verbrannten wie Ölpapier. Faustgroße Steinbrocken lösten sich aus den Wanden und zischten durch den Raum. Wo sie auf Haut trafen, ertönten Schreie und Stöhnen. Die Luft bewegte sich, drehte sich, heulte als Wirbelsturm durch den Raum.
    Langsam und schmerzerfüllt drückte sich Egwene von der Tischfläche hoch. Der Wind peitschte ihre Haare und ließ sie schwanken, doch sie trieb ihn weiter an, während sie zur Tür stolperte. Eine Aes Sedai ragte vor ihr auf, eine verschrammte und blutende Frau, die vom Glühen der Macht umgeben war. Eine Frau, in deren dunklen Augen der Tod geschrieben stand.
    Egwenes Verstand fand den Namen der Frau: Gyldan. Elaidas engste Vertraute, die immer mit ihr in Ecken herumstand und flüsterte und die sich mit ihr in der Nacht einschloß. Egwene verzog den Mund. Sie mißachtete Steine und Wind, ballte die Hand zur Faust und schlug sie Gyldan, so hart sie konnte, zwischen die Augen. Die Rote Schwester - die Schwarze Schwester - sackte zusammen, als seien ihre Knochen geschmolzen.
    Egwene rieb sich den Knöchel und taumelte auf den Gang hinaus. Danke, Perrin, dachte sie, daß du mir gezeigt hast, wie ich das anstellen muß. Aber du hast mir nicht gesagt, wie weh einem das selber tut.
    Sie schob die Tür gegen den Druck des Windes zu und gebrauchte erneut die Macht. Steine rund um die Tür herum erzitterten, krachten heraus und schichteten sich vor der Tür auf. Das würde sie nicht lange aufhalten, aber alles, was ihr auch nur eine Minute mehr einbrachte, war es wert. Minuten konnten über Leben und Tod entscheiden. Sie raffte sich auf und rannte los. Es war ein unsicheres, schwankendes Rennen, doch immerhin...
    Sie entschloß sich, zunächst Kleidung zu suchen. Eine bekleidete Frau besaß mehr Autorität als eine nackte, und sie würde jedes bißchen Autorität brauchen. Sie würden zuerst in ihren Räumen nach ihr suchen, doch sie hatte im Arbeitszimmer ein Kleid für den Notfall hängen und auch ein Paar Schuhe stehen - und eine weitere Stola -, und das war nicht weit entfernt.
    Dieses Laufen durch leere Gänge kostete sie Nerven. In der Weißen Burg lebten nicht mehr so viele wie früher, aber trotzdem traf man sonst immer jemanden. Das lauteste Geräusch jetzt war das Klatschen ihrer nackten Fußsohlen auf den Steinplatten.
    Sie eilte durch das Vorzimmer zum inneren Arbeitszimmer, und hier fand sie endlich jemanden vor. Beldeine saß auf dem Boden, hatte den Kopf in die Hände gestützt und weinte.
    Egwene blieb mißtrauisch stehen, als Beldeine den Kopf hob und ihre rotgeränderten Augen in die ihren blickten. Die Behüterin war nicht vom Glühen Saidars umgeben, doch Egwene war lieber vorsichtig.

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