Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
darauf vor.
    Falls Elaida oder eine andere tatsächlich die Stola der Amyrlin trug, könnte es sein, daß die Behüter sie nicht auf den Hof der Verräter vorließen. Sie wußte, daß sie sich den Weg erzwingen konnte. Das mußte dann aber schnell geschehen. Es hatte keinen Zweck, noch in aller Ruhe die Behüter durch verfestigte Luft zu lähmen, während Rand bereits der Dämpfung unterzogen wurde. Selbst die Behüter würden wegrennen, wenn sie die Blitze auf sie losließ und die Scheiterhaufen und den Boden unter ihren Füßen zerriß. Scheiterhaufen? fragte sie sich. Aber es wäre auch nicht gut, die Macht Tar Valons zu brechen, um Rand zu retten. Sie mußte beides erhalten.
    Ein ganzes Stück, bevor sie den Weg zum Hof der Verräter erreichte, wandte sie sich seitwärts und erklomm Treppen und Rampen, die nach oben hin immer enger wurden, bis sie eine Falltür öffnete und auf ein schräges Turmdach hinauskletterte. Die Ziegel waren beinahe weiß gebleicht. Von hier aus konnte sie zwischen anderen Dächern und Türmen hindurch direkt in den weiten offenen Schlund des Hofs der Verräter hinunterblicken.
    Der Hof war bis auf einen geräumten Platz in der Mitte mit Menschen angefüllt. Auch an den Fenstern drängten sich die Menschen, auf den Balkonen und sogar auf den Dächern standen welche. Trotzdem konnte sie den einzelnen Mann im Mittelpunkt der freien Fläche gut erkennen. Er sah so klein aus auf diese Entfernung und hing so schlaff in seinen Ketten. Rand. Zwölf Aes Sedai umstanden ihn, und eine weitere - von der Egwene wußte, daß sie eine mit sieben Streifen versehene Stola tragen mußte, auch wenn sie die jetzt nicht ausmachen konnte -stand vor Rand. Elaida. Egwene erinnerte sich an die Worte, die sie wohl gerade sprach.
    Dieser Mann, vom Licht verlassen, hat Saidin berührt, die männliche Hälfte der Wahren Quelle. Deshalb halten wir ihn gefangen. In verabscheuungswürdigem Maße hat dieser Mann die Eine Macht gebraucht, wohl wissend, daß Saidin vom Dunklen König verdorben wurde, vom Stolz der Männer und von der Sünde der Männer gezeichnet. Deshalb legen wir ihn in Ketten.
    Mit Macht unterdrückte Egwene den Rest in ihren Gedanken. Dreizehn Aes Sedai. Zwölf Schwestern und die Amyrlin, wie es der Tradition bei einer Dämpfung entspricht. Die gleiche Anzahl wie bei... Sie schob auch das beiseite. Sie hatte keine Zeit, denn sie mußte etwas unternehmen. Sie hatte nur keine Ahnung, was.
    Auf diese Entfernung konnte sie ihn aber wahrscheinlich mit Hilfe verdichteter Luft anheben, ihn direkt aus dem Kreis der Aes Sedai herausholen und zu ihr schweben lassen. Vielleicht. Aber selbst, wenn sie sich zu dieser Gewaltanstrengung aufraffen konnte und ihn nicht auf halbem Weg abstürzen ließ, würde es lange dauern. Inzwischen wäre er eine hilflose Zielscheibe für die Bogenschützen, und das Glühen Saidars würde jeder Aes Sedai dort unten zeigen, wo sie sich befand. Auch jedem Myrddraal natürlich.
    »Licht«, knurrte sie, »es gibt keinen anderen Weg, wenn ich nicht einen Krieg innerhalb der Weißen Burg anzetteln will. Und das könnte sowieso geschehen.« Sie ließ sich von der Macht erfüllen, splittete kleinere Ströme ab und lenkte sie.
    Der Weg zurück erscheint nur einmal. Seid standhaft. Es war schon so lange her, daß sie diese Worte zum letztenmal gehört hatte, und so fuhr sie zusammen, rutschte auf den glatten Ziegeln aus und fing sich gerade noch vor der Dachkante. Der Boden befand sich hundert Schritt unter ihr. Sie blickte sich um.
    Dort auf der Turmspitze, ein wenig gekippt, um sich den schräg nach unten verlaufenden Ziegeln anzugleichen, stand ein silberner, mit Licht gefüllter Torbogen. Der Bogen flackerte und verschwamm zwischenzeitlich etwas, und das weiße Licht wurde von zornigem Rot und Gelb durchzuckt.
    Der Weg zurück erscheint nur einmal. Seid standhaft.
    Der Bogen wurde dünn und durchscheinend, und dann verfestigte er sich wieder.
    Verzweifelt sah Egwene wieder in den Hof der Verräter hinunter. Sie brauchte Zeit. Es mußte einfach gehen. Alles, was sie brauchte, waren ein paar Minuten, vielleicht zehn, und etwas Glück.
    In ihrem Kopf dröhnten Stimmen, nicht die körperlose, unbekannte Stimme, die sie ermahnte, standhaft zu sein, sondern Frauenstimmen, von denen sie beinahe sicher war, daß sie sie kannte.
    ... kann nicht viel länger halten. Wenn sie jetzt nicht herauskommt...
    Haltet durch! Durchhalten, seng Euch, oder ich nehme Euch aus wie die Fische!
    ... bricht aus,

Weitere Kostenlose Bücher