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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sich viel Zeit zu nehmen schien.
    Wenn sie so weitermachte, würde die Frau gute dreißig Schritt entfernt von ihnen auf der anderen Seite des Dickichts vorbeikommen. Sie sah unverwandt dorthin, wo ihre scheckige Stute ausschritt, und ließ sich nicht anmerken, ob sie sie zwischen den Bäumen erspäht hatte.
    Perrin stupste die Flanken des Hengstes sanft mit den Fersen und der Braune sprang vorwärts. Unter seinen Hufen stob der Schnee auf. Hinter ihm befahl Uno leise: »Vorwärts!«
    Traber war auf dem halben Weg zu ihr, als sie ihrer schließlich gewahr wurde. Sie riß am Zügel ihrer Stute, so daß sie abrupt stehenblieb. Sie beobachtete sie, als die Schienarer einen Kreis um sie bildeten. Ihr roter Umhang wirkte noch greller durch die leuchtendblauen Stickereien nach einem Muster, das sich Tairen-Labyrinth nannte. Sie war nicht mehr jung. Wo ihr Haar nicht von der Kapuze verborgen wurde, war es fast ganz grau. Ihr Gesicht aber wies kaum Falten auf, außer den kritischen Runzeln auf der Stirn beim Anblick ihrer Waffen. Falls sie erschrocken darüber war, hier im Herz der Bergwildnis bewaffnete Männer anzutreffen, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Ihre Hände ruhten entspannt auf dem Horn ihres alten, aber gepflegten Sattels. Und sie roch auch nicht nach Angst.
    Hör auf damit! sagte sich Perrin. Er sprach mit sanfter Stimme, um sie nicht zu erschrecken: »Ich heiße Perrin, gute Frau. Wenn Ihr Hilfe benötigt, werde ich tun, was ich kann. Falls nicht, dann geht im Licht. Doch wenn die Tuatha'an ihre Sitten nicht plötzlich geändert haben, seid Ihr weit von Euren Wagen entfernt!«
    Sie musterte sie einen Augenblick lang, bevor sie antwortete. In ihren dunklen Augen lag eine Sanftheit, die bei einer vom Fahrenden Volk nicht überraschte. »Ich suche eine... eine Frau.«
    Das Zögern war nur kurz, aber unüberhörbar. Sie suchte nicht nach irgendeiner Frau, sondern nach einer Aes Sedai. »Wie heißt sie denn, gute Frau?« fragte Perrin. Er hatte das in den letzten Monaten zu oft fragen müssen, um die Antwort nicht schon im voraus zu kennen, aber er mußte sich eben alle Mühe geben.
    »Sie heißt... Manchmal nennt sie sich Moiraine. Ich heiße Leya.«
    Perrin nickte. »Wir werden Euch zu ihr bringen, Frau Leya. Wir haben warme Feuer, und mit etwas Glück gibt es ein heißes Mahl.« Doch er hob die Zügel noch nicht gleich. »Wie habt Ihr uns gefunden?« Er hatte das auch früher schon gefragt - jedesmal, wenn Moiraine ihn zu einem bestimmten Punkt aussandte, um auf eine Frau zu warten, von der sie wußte, daß sie kommen würde. Die Antwort würde die gleiche sein wie immer, aber er mußte die Frage stellen.
    Leya zuckte die Achseln und antwortete zögernd: »Ich... wußte, wenn ich hier weiterreite, dann findet mich irgend jemand und bringt mich zu ihr. Ich... wußte es einfach. Ich habe Nachrichten für sie.«
    Perrin fragte nicht weiter danach. Die Frauen gaben ihre Informationen ausschließlich an Moiraine weiter. Und die Aes Sedai teilt uns ihre Wünsche mit. Er dachte darüber nach. Die Aes Sedai logen niemals aber man sagte, die Wahrheit einer Aes Sedai sei nicht immer die gleiche Wahrheit, die man selbst sah. Zu spät, jetzt noch einen Rückzieher machen zu wollen, oder?
    »Hier entlang, Frau Leya«, sagte er und deutete den Hang hinauf. Die Schienarer mit Uno an der Spitze reihten sich hinter Perrin und Leya ein, als sie hinaufritten. Die Soldaten aus den Grenzlanden beobachteten noch immer den Himmel genauso wie das Land, und die beiden am Ende beobachteten den Weg, den sie gekommen waren, mit besonderer Sorgfalt.
    Eine Weile lang ritten sie schweigend dahin. Nur die Pferdehufe knirschten manchmal auf dem alten Schneebelag, und manchmal rissen sie Steinbrocken los, die an kahlen Stellen hinunterpolterten. Von Zeit zu Zeit musterte Leya Perrin, seinen Bogen, seine Axt und sein Gesicht, doch sie sagte nichts. Er rutschte unsicher unter ihrer Musterung im Sattel umher und vermied es, sie anzusehen. Er gab Fremden nie gern Gelegenheit, seine Augenfarbe zu entdecken.
    Schließlich sagte er: »Ich war überrascht, eine vom Fahrenden Volk hier zu sehen. Es kann doch eigentlich Eurem Glauben nicht entsprechen, oder?«
    »Es ist durchaus möglich, das Böse zu bekämpfen, ohne dabei Gewalt anzuwenden.« Ihre Stimme klang, als spräche sie lediglich eine offensichtliche Wahrheit aus.
    Perrin grunzte säuerlich und murmelte dann sogleich eine Entschuldigung: »Wäre es nur wirklich so, wie Ihr sagt, Frau

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