Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
sorge ich dafür, daß ihr durch sengende Extrawachen heute nacht blutig beruhigt werdet.« Ragan und Masema gaben unter seinem Blick Ruhe. Er sah sie noch einmal finster an und wandte sich dann wieder etwas freundlicher Perrin zu. »Siehst du schon irgend etwas?« Sein Tonfall war vielleicht ein wenig rauher als einem Kommandanten gegenüber, dem ihn der König von Schienar oder der Herr von Fal Dara unterstellt hätte, aber es lag doch eine gewisse Bereitschaft darin, zu tun, was immer Perrin vorschlug.
    Die Schienarer wußten, wie weit er sehen konnte, aber sie nahmen es ganz selbstverständlich hin, genauso wie seine Augenfarbe. Natürlich kannten sie noch nicht einmal die halbe Wahrheit, aber sie nahmen ihn so, wie er war. Wie sie dachten, daß er sei. Sie schienen überhaupt alles hinzunehmen. Die Welt verändert sich, sagten sie. Alles drehte sich mit den Rädern des Zufalls und der Veränderung. Wenn ein Mann Augen hatte, deren Farbe noch nie zuvor bei einem Menschen aufgetaucht war, nun ja, was hatte das schon zu bedeuten?
    »Sie kommt«, sagte Perrin. »Ihr solltet sie jetzt auch sehen können. Dort!« Er deutete hinüber. Uno beugte sich vor, und sein Auge zog sich angestrengt zusammen. Dann nickte er zweifelnd.
    »Da bewegt sich verflucht noch mal etwas.« Einige der anderen nickten und murmelten zustimmend. Uno funkelte sie an, und sie kehrten zu ihrer eigentlichen Beschäftigung zurück, Himmel und Berge zu beobachten. Plötzlich wurde Perrin klar, was die lebhaften Farben an der entfernten Reiterin zu bedeuten hatten. Ein leuchtend grüner Rock lugte unter einem hellroten Umhang hervor. »Sie gehört zum Fahrenden Volk«, sagte er überrascht. Niemand sonst kleidete sich in solch leuchtende Farben und eigenartige Zusammenstellungen, jedenfalls nicht freiwillig.
    Unter den Frauen, die sie manchmal getroffen und tiefer in die Berge geleitet hatten, war so ziemlich jede Sorte gewesen: eine Bettlerin in Lumpen, die sich zu Fuß durch den Schneesturm kämpfte, eine Händlerin, die ganz allein eine Schar von beladenen Packpferden führte, eine Lady in Seide und Pelzen, die auf einem goldverzierten Damensattel saß und ihr Pferd mit rotbefransten Zügeln leitete... Die Bettlerin zog mit einem Beutel Silber weiter - mehr als sie sich nach Perrins Meinung zu geben leisten konnten -, bis die Lady mit einem noch fetteren Beutel Gold abreiste. Frauen in jeder Lebenslage, aus Tarabon und Ghealdan und sogar aus Amadicia. Doch er hatte nicht erwartet, eine der Tuatha'an hier zu treffen.
    »Eine verdammte Kesselflickerin?« rief Uno. Die anderen teilten seine Überraschung.
    Ragans Haarknoten wackelte, als er den Kopf schüttelte. »Ein Kesselflicker läßt sich doch nicht in so was verwickeln! Entweder sie gehört nicht zu ihnen, oder es ist nicht diejenige, die wir erwarten.«
    »Kesselflicker«, grollte Masema. »Nutzlose Feiglinge.«
    Unos Auge zog sich zusammen, bis es wie das Schaftloch eines Ambosses wirkte. Zusammen mit dem roten aufgemalten Auge auf seiner Augenklappe verlieh ihm das das Aussehen eines rechten Schurken. »Feiglinge, Masema?« fragte er leise. »Wenn du eine Frau wärst, hättest du den verfluchten Mut, allein und verdammt noch mal unbewaffnet hier heraufzureiten?« Es gab keinen Zweifel daran, daß sie unbewaffnet war, wenn sie zu den Tuatha'an gehörte. Masema hielt den Mund, doch die Narbe auf seiner Wange trat straff und blaß hervor.
    »Seng mich, wenn ich das wagte«, sagte Ragan. »Und seng mich, wenn du den Mut hättest, Masema.« Masema zupfte an seinem Umhang und suchte auffällig konzentriert den Himmel ab.
    Uno schnaubte. »Das Licht gebe, daß der verdammte Aasfresser verflucht noch mal allein war«, murmelte er.
    Langsam wand sich die zerzauste, braunweiße Stute zwischen den Bäumen hindurch näher heran. Sie suchte sich ihren Weg dort, wo der Boden zwischen breiten Schneewehen bereits schneefrei war. Einmal ließ die buntgekleidete Frau ihr Pferd anhalten und betrachtete etwas auf dem Boden. Dann zog sie die Kapuze ihres Umhangs ein Stückchen weiter nach vorn und brachte ihr Pferd mit Fersendruck zum langsamen Weitergehen. Der Rabe, dachte Perrin. Sieh diesen Vogel nicht an, Frau, sondern reite lieber weiter. Vielleicht hast du eine Nachricht für uns, die uns endlich hier herausbringt. Falls uns Moiraine hier wegläßt, bevor es wirklich Frühling ist. Seng sie! Einen Augenblick lang war er selbst nicht sicher, ob er damit die Aes Sedai meinte oder die Kesselflickerfrau, die

Weitere Kostenlose Bücher