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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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als ein großer Schritt. Perrin hörte, wie Leya hinter ihm etwas in sich hineinmurmelte. Als er sich nach ihr umsah, warf sie besorgte Blicke auf die steilen Abhänge zu beiden Seiten. Vereinzelte Bäume klebten über ihnen am Steilhang. Es schien unmöglich, daß sie nicht abstürzen würden. Die Schienarer ritten endlich wieder entspannt dahin.
    Mit einem Mal öffnete sich eine tiefe, ovale Mulde zwischen den Abhängen vor ihnen. Ihre Seiten waren steil, doch lange nicht so gefährlich, wie die des engen Weges, auf dem sie sich befunden hatten. Am hinteren Ende der Mulde lag die Quelle des Baches. Perrins scharfe Augen machten einen Mann mit dem Haarknoten eines Schienarers aus, der zu ihrer Linken oben im Geäst einer Eiche saß. Wäre der Ruf eines roten Hähers erklungen statt eines Blaufinken, dann wäre er dort oben nicht allein und der Weg in die Mulde blockiert gewesen. Eine Handvoll Männer konnte diesen Eingang gegen eine ganze Armee verteidigen. Falls eine Armee kam, würde tatsächlich eine Handvoll Männer so etwas vollbringen müssen.
    Unter den Bäumen am Rand der Mulde standen Blockhütten so gut verborgen, daß die um die Lagerfeuer versammelten Männer zunächst schutzlos am Boden zu sitzen schienen. Weniger als ein Dutzend waren zu sehen. Und außerhalb ihres Gesichtsfeldes befanden sich auch nicht viel mehr; das wußte Perrin. Die meisten blickten sich um, und einige winkten, als sie den Hufschlag hörten. Die Mulde war voll vom Geruch der Pferde und Männer, des in den Kesseln brutzelnden Essens und des lodernden Holzes. Eine lange, weiße Flagge hing schlaff von einem hohen Mast in der Nähe. Eine Gestalt, die mindestens noch einmal alle anderen um die Hälfte überragte, saß auf einem Baumstamm und war ganz in ein Buch vertieft, das klein in zwei riesigen Händen lag. Die Aufmerksamkeit dieser Gestalt konnte offensichtlich nichts ablenken, nicht einmal der Ruf der einzigen anderen Person ohne einen Haarknoten: »Also habt ihr sie gefunden, ja? Ich dachte, diesmal braucht Ihr noch die Nacht über.« Es war die Stimme einer jungen Frau, doch sie trug den Mantel und die Hosen eines Mannes und hatte die Haare kurz geschnitten.
    Ein Windstoß fuhr in die Mulde, ließ die Umhänge flattern, und die Flagge blähte sich zur vollen Länge. Einen Augenblick lang schien es, als ritte das Wesen darauf auf dem Wind mit: eine vierbeinige Schlange mit goldenen und blauen Schuppen, einer goldenen Löwenmähne und fünf goldenen Klauen an jedem Fuß. Eine legendäre Flagge. Die meisten Männer würden sie gar nicht erkennen, aber wenn sie ihren Namen hörten, würden sie ihn fürchten.
    Perrin umfaßte das alles mit einer ausschweifenden Handbewegung, während er sie hinunterführte. »Willkommen im Lager des Wiedergeborenen Drachen, Leya.«
     

KAPITEL
2
     

    Saidin
    M it ausdruckslosem Gesicht sah die Tuatha'an-Frau die Flagge an, die bald wieder schlaff am Mast hing, und dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit denen zu, die um die Feuer herum saßen. Besonders derjenige erregte ihre Aufmerksamkeit, der las und noch einmal um die Hälfte größer und mächtiger war als Perrin. »Ihr habt einen Ogier dabei. Das hätte ich nicht gedacht...« Sie schüttelte den Kopf. »Wo ist Moiraine Sedai?« Das Drachenbanner schien für sie gar nicht zu existieren.
    Perrin deutete auf die am weitesten oben stehende Blockhütte am anderen Ende der Mulde. Die Wände und das Satteldach waren aus unbeschälten Baumstämmen roh zusammengezimmert, und es war die größte Hütte, wenn auch immer noch nicht sehr groß. »Das ist ihre. Für sie und Lan. Er ist ihr Behüter. Wenn Ihr etwas Heißes zu trinken bekommen habt... «
    »Nein. Ich muß Moiraine sprechen.«
    Es überraschte ihn nicht. Alle Frauen, die sich hierher verirrten, wollten sofort und unter vier Augen mit Moiraine sprechen. Die Neuigkeiten, die Moiraine ihnen dann später mitteilte, klangen nicht immer besonders wichtig, aber die Frauen wirkten eben immer wie ein Jäger, der dem letzten Kaninchen auf der Welt auflauert, damit seine verhungernde Familie etwas zu essen hat. Die halberfrorene Bettlerin hatte Decken und einen Teller heißen Eintopf abgelehnt und war statt dessen barfuß durch den immer noch fallenden Schnee zu Moiraines Hütte gestapft.
    Leya glitt aus dem Sattel und übergab Perrin die Zügel. »Sorgt Ihr dafür, daß sie gefüttert wird?« Sie tätschelte die Nase ihrer scheckigen Stute. »Piesa ist es nicht gewohnt, mich durch so rauhes Gelände zu

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