Die Rückkehr des Drachen
tragen.«
»Viel Futter haben wir nicht«, antwortete Perrin, »aber sie bekommt, soviel wir ihr geben können.«
Leya nickte und eilte wortlos den Hang hinauf. Sie raffte ihren leuchtend grünen Rock, und hinter ihr wehte der blaubestickte, rote Umhang her.
Perrin schwang sich aus dem Sattel und unterhielt sich kurz mit den Männern, die vom Feuer aufstanden, um sich um die Pferde zu kümmern. Er gab seinen Bogen dem, der Traber mitnahm. Nein, außer dem einen Raben hatten sie nichts Auffälliges bemerkt - nur die Berge und die Tuatha'an-Frau. Ja, der Rabe war tot. Nein, sie hatte ihnen nichts über die Ereignisse außerhalb der Bergländer erzählt. Nein, er hatte keine Ahnung, ob sie bald abreisen könnten.
Oder überhaupt jemals, fügte er für sich selbst hinzu. Moiraine hatte sie den ganzen Winter hier verbringen lassen. Die Schienarer glaubten wohl nicht, daß sie hier die Befehle gab, aber Perrin wußte, daß die Aes Sedai irgendwie immer ihren Willen durchsetzten. Und ganz besonders Moiraine.
Sobald die Pferde in die Stallhütte weggeführt worden waren, gingen die Reiter zum Feuer und wärmten sich auf. Perrin warf den Umhang dankbar zurück und streckte seine Hände über die Flammen. Aus dem großen Kessel, der dem Aussehen nach in Baerlon angefertigt worden war, drangen Düfte, die ihm schon ein paar Minuten lang das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Irgend jemand hatte heute bei der Jagd Glück gehabt, wie es schien, und an einem der anderen Feuer lagen klumpige Wurzeln, die in etwa nach Zwiebeln rochen, wenn man sie röstete. Er witterte kurz und konzentrierte sich dann auf den Eintopf. Vor allem wollte er Fleisch zwischen die Zähne bekommen.
Die Frau in Männerkleidung sah Leya hinterher, die gerade in Moiraines Hütte verschwand.
»Was siehst du, Min?« fragte er.
Sie stellte sich neben ihn, und ihre dunklen Augen blickten besorgt drein. Er verstand nicht, warum sie unbedingt Hosen tragen wollte und keine Röcke. Na ja, vielleicht kannte er sie eben nur zu gut, aber er verstand nicht, wie jemand sie ansehen und lediglich einen zu gut aussehenden Jüngling erkennen konnte, und nicht die hübsche junge Frau, die sie war.
»Die Kesselflickerfrau wird sterben«, sagte sie leise. Sie sah sich nach den anderen um. Keiner war nahe genug, um zu lauschen.
Er war ruhig und dachte an Leyas weiches Gesicht. Ach. Licht! Die Kesselflicker tun niemandem etwas zuleide! Ihm war kalt, trotz der Wärme der Feuer. Seng mich, ich hätte sie nicht fragen sollen. Selbst den Aes Sedai die davon wußten, war nicht klar, was Min wirklich tat. Manchmal sah sie Bilder und Auren, die Menschen umgaben, und manchmal verstand sie sogar, was sie bedeuteten.
Masuto kam und rührte den Eintopf mit einem langen Holzlöffel um. Der Schienarer schaute sie an, legte dann einen Finger neben seine lange Nase und ging grinsend wieder weg.
»Blut und Asche«, knurrte Min. »Er hat vermutlich geglaubt, wir seien ein Liebespärchen, das am Feuer Süßholz raspelt.«
»Bist du sicher?« fragte Perrin. Sie zog die Augenbrauen hoch, und er fügte schnell hinzu: »Wegen Leya.«
»Heißt sie so? Mir wäre lieber, ich wüßte nicht Bescheid. Das macht es immer viel schlimmer, etwas zu wissen und nichts dagegen... Perrin, ich sah ihr Gesicht, wie es über ihrer Schulter schwebte, blutverschmiert und mit Glotzaugen. Noch klarer kann es nicht sein.« Sie schauderte und rieb ihre Hände fest aneinander. »Licht, könnte ich nur schönere Dinge sehen. Alles Schöne scheint verschwunden zu sein.«
Er öffnete den Mund und wollte vorschlagen, Leya zu warnen, doch dann schloß er ihn wieder. Es gab niemals einen Zweifel an dem, was Min sah und wußte, ob im Guten oder im Schlechten. Wenn sie sicher war, dann geschah es auch.
»Ein blutverschmiertes Gesicht«, murmelte er. »Heißt das, sie wird eines gewaltsamen Todes sterben?« Er zuckte zusammen, als ihm die eigenen so leicht über die Lippen gekommenen Worte zu Bewußtsein kamen. Aber was kann ich machen? Wenn ich es Leya sage und sie mir auch noch glaubt, dann verbringt sie ihre letzten Tage in Angst und es ändert doch nichts.
Min nickte kurz.
Wenn sie eines gewaltsamen Todes stirbt, dann könnte das einen Überfall auf das Lager bedeuten. Doch jeden Tag befanden sich Kundschafter draußen, und Tag und Nacht wurden Wachen aufgestellt. Und Moiraine hatte das Lager mit einem magischen Ring umgeben, sagte sie, damit es kein Geschöpf des Dunklen Königs sehen konnte, außer es
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