Die Rückkehr des Drachen
Wiedergeborene Drache? Wenn er nicht im Traum, sondern nun in Wirklichkeit hinlief, um Callandor zu berühren, würde dann seine Hand auf eine unsichtbare Wand treffen, während ihn Be'lal von hinten niederstach?
Er stellte sich dem Verlorenen mit dem Schwert, das ihm vertraut war, der Klinge, die er mit Saidin geschmiedet hatte. Und wurde zurückgetrieben. Auf das ›Fallende Blatt‹ antwortete ihm ›Gewässerte Seide‹. ›Die Katze tanzt auf der Mauer‹ traf auf ›Der Keiler stürmt bergab‹. ›Der Fluß unterspült das Ufer‹ hätte ihn beinahe den Kopf gekostet, und er mußte sich wenig elegant zur Seite werfen, als die schwarze Flamme seine Haare versengte. Er rollte sich ab, kam auf die Beine und mußte sich ›Steine fallen von den Klippen‹ erwehren. Methodisch und absichtsvoll trieb ihn Be'lal im Kreis herum immer weiter auf Callandor zu.
Schreie warfen ein Echo zwischen den Säulen, das Klingen von Stahl auf Stahl, doch Rand hörte das kaum. Er und Be'lal waren im Herzen des Steins nicht mehr allein. Männer mit Brustpanzern und Helmen mit breiten Rändern fochten mit Schwertern in den Händen gegen schattenhafte, verschleierte Gestalten, die mit ständig zustechenden kurzen Speeren zwischen den Säulen einherhuschten. Ein paar der Soldaten formierten sich zu einer Reihe. Pfeile blitzten aus der Düsternis heran und trafen sie in die Kehle, ins Gesicht, und sie starben in ihrer Formation. Rand bemerkte den Kampf kaum - selbst als Männer nur wenige Schritte von ihm entfernt tot niederstürzten. Sein eigener Kampf war zu verzweifelt, und er benötigte all seine Konzentration. Feuchte Wärme rieselte an seiner Seite herunter. Die alte Wunde brach wieder auf.
Er stolperte plötzlich, da er den Toten vor seinen Füßen nicht bemerkt hatte, bis er auf dem Rücken, den Flötenkasten hart im Kreuz, auf dem Steinboden lag.
Be'lal hob seine Klinge aus schwarzem Feuer und fauchte: »Nimm es! Nimm Callandor und verteidige dich! Nimm es, oder ich töte dich sofort! Wenn du es nicht nimmst, töte ich dich jetzt!«
»Nein!«
Selbst Be'lal fuhr ob des Kommandotons in der Stimme der Frau zusammen. Der Verlorene trat aus Rands Schwertradius und wandte sein finsteres Gesicht Moiraine zu, die mitten durch die Schlacht schritt, die Augen gerade auf ihn gerichtet, als bemerke sie die Todesschreie in ihrer Umgebung gar nicht. »Ich hatte geglaubt, ich hätte Euch endlich los, Frau. Macht nichts. Ihr seid nur ein Plagegeist. Eine Stechmücke. Ein Stechmich. Ich werde Euch zu den anderen sperren und Euch lehren, mit Euren lächerlichen Kräften dem Schatten zu dienen«, schloß er unter verächtlichem Lachen und hob die freie Hand.
Moiraine war nicht stehengeblieben oder hatte auch nur ihren Schritt verlangsamt, während er sprach. Sie befand sich nicht mehr als dreißig Schritt von ihm entfernt, als er die Hand bewegte, und sie erhob augenblicklich ihre beiden Hände.
Einen Moment lang stand Überraschung auf das Gesicht des Verlorenen gezeichnet, und er hatte gerade noch Zeit, »Nein!« zu schreien. Dann schoß ein Feuerbalken, heißer als die Sonne, aus den Händen der Aes Sedai, eine gleißende Leuchtspur, die alle Schatten auslöschte. Sie traf auf Be'lal, und der wurde zu einer durchscheinenden Gestalt aus schimmernden Lichtpunkten, die weniger als einen Herzschlag lang in diesem Licht tanzten und sich dann auflösten, bevor noch sein Schrei verklungen war.
Als dieser Lichtbalken verschwand, herrschte Schweigen im Raum, Schweigen, bis auf das Stöhnen der Verwundeten. Aller Kampf war auf einen Schlag beendet. Verschleierte und Gerüstete standen gleichermaßen wie betäubt da.
»Er hatte recht, was eine Sache betraf«, sagte Moiraine würdevoll und kühl, als stünde sie auf einer Wiese. »Ihr müßt Callandor an Euch nehmen. Er hatte vor, Euch zu töten, um es Euch abzunehmen, doch es ist Euer durch das Recht Eurer Geburt. Es wäre wohl viel besser gewesen, Ihr hättet mehr gelernt und erfahren, bevor Eure Hand es aufnimmt, aber Ihr seid nun an diesem Punkt angelangt, und es ist keine Zeit mehr, um zu lernen. Nehmt es, Rand.«
Peitschenartige schwarze Blitze wanden sich um sie. Sie schrie, als sie von ihnen in die Luft gehoben und zur Seite geworfen wurde wie ein Sack Getreide, bis sie gegen eine der Säulen knallte.
Rand blickte auf zum Ursprung der Blitze. Dort befand sich ein tieferer Schatten, beinahe am oberen Ende der Säulen, eine Schwärze, gegen die alle anderen Schatten wie die Mittagssonne
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