Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
empfand Egwene so etwas wie ein Nachlassen der Anspannung. Die Oberin der Novizinnen hielt ihr Temperament stets im Zaum und bewahrte sich einen Sinn für Humor, selbst wenn sie jemandem Extraarbeiten aufbrummte, weil sie irgendwelche Regeln übertreten hatte.
    Aber Sheriams Stimme klang todernst, als sie die drei ansprach: »Kein Wort, hat Verin Sedai gesagt, und dabei wird es bleiben. Falls eine von euch spricht - außer natürlich, um einer Aes Sedai zu antworten -, werde ich dafür sorgen, daß ihr euch wünscht, ihr hättet nur die Rute und ein paar Stunden Fußbodenschrubben vor euch. Versteht ihr mich?«
    »Ja, Aes Sedai«, sagte Egwene, und sie hörte, wie die anderen es ihr nachsagten. Bei Nynaeve allerdings klang es wie eine Herausforderung.
    Sheriam gab einen angewiderten Laut von sich. »Heute kommen weniger Mädchen als früher zur Ausbildung in die Burg, aber es kommen immer noch welche. Die meisten gehen wieder, ohne gelernt zu haben, wie man die Wahre Quelle wahrnimmt, und schon gar nicht, wie man sie berührt. Ein paar davon lernen wenigstens genug, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen, bevor sie wieder gehen. Nur eine Handvoll kann es anstreben, zu Aufgenommenen erhoben zu werden, und noch weniger, die Stola zu tragen. Es ist ein schweres Leben, das viel Disziplin erfordert, und doch bemüht sich jede Novizin, daran festzuhalten, um Ring und Stola zu erreichen. Und wenn sie auch so verängstigt sind, daß sie sich jeden Abend in den Schlaf weinen, klammern sie sich daran. Und ihr drei, die ihr größere Fähigkeiten besitzt, als ich je in meinem Leben zu finden hoffte, verlaßt die Burg ohne Erlaubnis, rennt noch nicht einmal halb ausgebildet weg, wie verantwortungslose Kinder, und bleibt monatelang fort. Und nun reitet ihr zurück, als ob nichts geschehen sei, als könntet ihr morgen mit eurer Ausbildung weitermachen wie zuvor.« Sie atmete so langgezogen aus, als müsse sie eine Explosion verhindern. »Faolain!«
    Die drei Aufgenommenen zuckten zusammen, als habe man sie beim Lauschen ertappt, und eine von ihnen, mit einem dunklen Lockenkopf, trat vor. Sie waren alle noch junge Frauen, doch immerhin älter als Nynaeve. Daß Nynaeve so schnell zu den Aufgenommenen erhoben wurde, war schon erstaunlich gewesen. Normalerweise dauerte es Jahre, bis eine Novizin den Ring der großen Schlange bekam, den die Aufgenommenen trugen, und dann dauerte es wiederum Jahre, bis sie überhaupt hoffen konnten, zur Aes Sedai gemacht zu werden.
    »Bringt sie in ihre Zimmer«, befahl Sheriam, »und sorgt dafür, daß sie dort bleiben. Sie können Brot bekommen und kalte Suppe und Wasser, bis die Amyrlin anderes anordnet. Und wenn eine von ihnen auch nur ein Wort sagt, bringt ihr sie in die Küche und laßt sie Töpfe auskratzen.« Sie wirbelte herum und stolzierte weg. Selbst ihr steifer Rücken drückte noch Zorn aus.
    Faolain betrachtete Egwene und die anderen beinahe hoffnungsvoll, besonders Nynaeve, der die Wut auf das Gesicht geschrieben stand. Faolains rundes Gesicht zeigte, daß sie keine Sympathie für diejenigen empfand, die alle Vorschriften mißachteten, und am allerwenigsten für eine wie Nynaeve, eine Wilde, die ihren Ring erhalten hatte, ohne jemals Novizin gewesen zu sein, und die die Macht gebraucht hatte, bevor sie Tar Valon betrat. Als es schließlich offensichtlich war, daß Nynaeve nicht daran dachte, ihrer Wut freien Lauf zu lassen, zuckte Faolain die Achseln. »Wenn die Amyrlin nach Euch schickt, werdet Ihr wahrscheinlich einer Dämpfung unterzogen.«
    »Überlaßt sie mir, Faolain«, sagte eine andere der Aufgenommenen. Es war die älteste der drei. Sie hatte einen langen Hals und kupferfarbene Haut und bewegte sich auffallend graziös. »Ich bringe Euch hin«, sagte sie zu Nynaeve. »Ich heiße Theodrin und war auch eine Wilde. Ich werde mich an Sheriam Sedais Befehl halten, aber Euch nicht provozieren. Kommt.«
    Nynaeve warf Egwene und Elayne einen besorgten Blick zu, seufzte dann und ließ sich von Theodrin wegführen.
    »Wilde«, knurrte Faolain. Bei ihr klang das wie ein Fluch. Sie drehte sich um und starrte Egwene an.
    Die dritte Aufgenommene, eine hübsche junge Frau mit roten Wangen, stellte sich neben Elayne. Ihre Mundwinkel waren leicht hochgezogen, als lächle sie gern, doch der strenge Blick, den sie Elayne zuwarf, sagte klar aus, daß sie keinen Unsinn zulassen werde.
    Egwene erwiderte Faolains Blick so ruhig wie möglich und mit der gleichen überlegenen Verachtung, so hoffte

Weitere Kostenlose Bücher