Die Rückkehr des Drachen
sprach einfach weiter.
»Die Weiße Burg ist zu einem gefährlichen Ort geworden. Es hat Todesfälle gegeben - Morde -, die nicht richtig geklärt worden sind. Sogar ein paar Aes Sedai sind getötet worden, obwohl man versucht hat, das zu vertuschen. Und ich habe gerüchteweise von Schwarzen Ajah gehört, und das sogar in der Burg selbst. Mutter hat befohlen, dich nach Caemlyn zurückzubringen, sobald deine Ausbildung so weit fortgeschritten ist, daß du in Sicherheit zurückkehren kannst.«
Anstatt einer Antwort hob Elayne nur die Nase noch ein wenig höher und wandte sich von ihm ab.
Gawyn fuhr sich entmutigt mit der Hand durch das Haar. »Licht, Nynaeve, Galad und ich sind doch keine Verbrecher. Alles, was wir wollen, ist doch zu helfen! Wir würden das sowieso tun, aber Mutter hat es befohlen, also könnt ihr uns das auch nicht ausreden.«
»Morgases Befehle haben in Tar Valon keine Gültigkeit«, sagte Nynaeve gelassen. »Was euer Angebot betrifft, uns zu helfen, so werde ich mich daran erinnern. Sollten wir Hilfe benötigen, werdet ihr unter den ersten sein, die davon erfahren. Aber jetzt wünsche ich, daß ihr geht.« Sie deutete entschlossen auf die Tür, doch er ignorierte sie.
»Das ist alles schön und gut, aber Mutter wird wissen wollen, ob Elayne zurückgekommen ist. Und warum sie, ohne ein Wort zu sagen, fortgelaufen ist und was sie all diese Monate über getan hat. Licht, Elayne! Die ganze Burg war in Aufruhr. Mutter war halb verrückt vor Angst. Ich glaubte schon, sie wolle die ganze Burg mit den Händen niederreißen.« Elaynes Gesicht nahm einen leicht schuldbewußten Ausdruck an und Gawyn nützte das aus. »Das bist du ihr schuldig, Elayne. Und das bist du auch mir schuldig. Seng mich, aber du bist so stur wie ein Maulesel. Du warst monatelang weg, und alles, was ich vor dir weiß, ist, daß du dich mit Sheriam angelegt hast. Und das weiß ich auch nur, weil du geheult hast und dich nicht hinsetzen willst.« Elaynes beleidigter Blick zeigte, daß er den errungenen Vorteil wieder verspielt hatte.
»Genug«, sagte Nynaeve. Galad und Gawyn öffneten gleichzeitig den Mund, doch sie erhob ihre Stimme: »Ich sagte: Genug!« Sie funkelte die beiden derart an, daß sie verstummten, und fuhr dann fort: »Elayne ist euch beiden nichts schuldig. Wenn sie es vorzieht, euch nichts zu sagen, dann ist das ihre Sache. Das hier ist mein Zimmer und kein öffentlicher Schankraum. Also raus mit euch!«
»Aber, Elayne...«, begann Gawyn in der gleichen Sekunde, in der Galad sagte: »Wir wollen doch nur... «
Nynaeve sagte so laut, daß sie die beiden übertönte: »Ich bezweifle, daß ihr um Erlaubnis gebeten habt, die Quartiere der Aufgenommenen betreten zu dürfen.« Sie sahen sie überrascht an. »Das dachte ich mir. Ihr werdet aus meinem Zimmer und aus meinen Augen sein, bevor ich bis drei gezählt habe, sonst schicke ich dem Waffenmeister eine Beschwerde über euch. Coulin Gaidin ist viel kräftiger als Sheriam Sedai, und ihr könnt sicher sein, daß ich dabeisein werde, um zu sehen, ob er euch auch richtig versohlt.«
»Nynaeve, das würdest du doch...«, fing Gawyn besorgt an, doch Galad bedeutete ihm, zu schweigen, und er trat auf Nynaeve zu.
Ihre Miene blieb streng, doch unbewußt strich sie ihr Kleid glatt, als er auf sie herablächelte. Egwene war nicht überrascht. Sie hatte wohl außer den Roten Ajah noch keine Frau erlebt, die von Galads Lächeln unbeeindruckt geblieben war.
»Ich entschuldige mich dafür, Nynaeve, daß wir uns unerwünscht aufgedrängt haben«, sagte er verbindlich. »Wir werden natürlich gehen. Aber denkt daran, daß wir hier sind, falls ihr uns braucht. Und was immer euch dazu brachte, von hier fortzulaufen: Wir können euch auch dabei helfen.«
Nynaeve erwiderte sein Lächeln. »Eins«, sagte sie.
Galad blinzelte, und sein Lächeln erstarb. Ruhig wandte er sich Egwene zu. Gawyn stand auf und ging zur Tür. »Egwene«, sagte Galad, »du weißt, daß gerade du immer darauf zählen kannst, daß ich dir zu jeder Zeit und bei allem helfe. Ich hoffe, das vergißt du nicht.«
»Zwei«, sagte Nynaeve.
Galad sah sie irritiert an. »Wir sprechen noch miteinander«, sagte er zu Egwene und beugte sich über ihre Hand. Mit einem Abschiedslächeln trat er ohne jede Eile auf die Tür zu.
»Drrrrrr... « - Gawyn schoß durch die Tür, und selbst Galads Schritt verlor durch eine plötzliche Beschleunigung viel von seiner üblichen Grazie - »ei«, vollendete Nynaeve, als die Tür auch
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