Die Rückkehr des Dunkelelf 2 - Kampf der Kreaturen
Euch angehört«, erklärte der Halbling, »und ich bedauere die Situation in Nesme zutiefst. Ich habe ebenfalls einige Erfahrung mit diesen Geschöpfen, da ich die Trollmoore auf unserer Suche nach Mithril-Halle durchquert habe.«
Sein Blick zeigte Galen deutlich, dass der Halbling sich sehr gut daran erinnern konnte, wie schäbig die Reiter von Nesme Bruenor und seine Begleiter an jenem lange zurückliegenden Tag behandelt hatten.
»Aber Ihr könnt nicht von mir erwarten, dass ich die Tore von Mithril-Halle weit aufreiße und alle Krieger nach Süden schicke, wenn eine Horde von Orks und Riesen uns im Norden bedrängt«, fuhr Regis fort und warf einen Blick zu den Zwergen.
Zu seiner Freude nickten sie zustimmend. »Wir werden uns sehr bald ausführlich über Eure Situation unterhalten, aber bevor ich diese Audienz beende, möchte ich über die Absichten aller Gäste von Mithril-Halle so genau wie möglich informiert sein, damit ich diese Informationen dem Rat vorlegen kann.«
»Wir müssen schnell handeln!«, erklärte Galen.
»Und ich habe nicht die Macht, Euch zu geben, was Ihr wünscht!«, erwiderte Regis mit lauter Stimme. Er stand vom Thron auf und ging auf dem Podest ein paar Schritte vorwärts. Nun konnte er dem hoch gewachsenen Mann beinahe direkt in die Augen sehen. »Ich bin nicht König Bruenor. Ich bin überhaupt kein König. Ich bin ein Verwalter, ein Berater. Ich werde Eure Situation ausführlich mit Zwergen besprechen, die besser verstehen, was Mithril-Halle tun könnte und was nicht, um Nesme in seiner Not zu helfen, besonders, da auch wir uns in einer Notsituation befinden.«
»Dann habe ich im Augenblick also nichts mehr zu erwarten?«, fragte Galen, der Regis' Blick ohne zu blinzeln erwidert hatte.
»So ist es.«
»Dann bin ich demnach entlassen?«, fragte Galen. »Darf ich annehmen, dass mir Mithril-Halle zumindest Unterkunft für die Nacht gewähren wird?«
Das »zumindest« ließ Regis die Stirn runzeln.
»Selbstverständlich«, sagte er schließlich, obwohl er dabei kaum die Zähne auseinander brachte.
Dann wandte sich der Halbling zur Seite und nickte. Zwei Zwerge traten neben Galen. Der Mann erwiderte das Nicken auf eine Art, die eher schroff als höflich war, und verließ dann den Audienzsaal, wobei seine schweren Stiefel nachdrücklich auf den Steinboden stampften.
»Er hat Angst um seine Stadt, das ist alles«, sagte Shoudra, als Galen außer Hörweite war.
»Ich weiß«, erwiderte Regis. »Und ich kann seine Angst und seine Ungeduld verstehen. Aber ich fürchte, die Heldenhammer-Sippe hält Nesme nicht unbedingt für eine freundlich gesinnte Stadt, denn Nesme hat den Bewohnern von Mithril-Halle in der Vergangenheit nicht viel Freundschaft gezeigt. Als wir vor vielen Jahren auf der Suche nach der Halle waren, sind wir direkt außerhalb der Trollmoore einer Gruppe der Reiter von Nesme begegnet. Sie wurden von einer Bande von Sumpfkerlen schwer bedrängt. Bruenor zögerte nicht, ihnen zu Hilfe zu eilen – ebenso wenig wie Wulfgar oder Drizzt. Wir haben ihnen das Leben gerettet, und man hat uns zum Dank dafür eine deutliche Abfuhr erteilt.«
»Wegen des Drow«, sagte Shoudra.
»Das stimmt.« Regis seufzte. Er zucke die Achseln und lehnte sich zurück. »Das an sich war auch nicht unbedingt ein Problem. Es ist schon häufiger passiert und wird wieder passieren.«
Damit bezog er sich unter anderem auch auf die Behandlung, die der Karawane aus dem Eiswindtal am Tor von Mirabar zuteil geworden war, wo man Drizzt Do'Urden nicht in die Stadt gelassen hatte. Die Frau und der Gnom wechselten einen verlegenen Blick.
»Nachdem wir Mithril-Halle zurückerobert hatten, wurde Siedelstein wieder aufgebaut«, fuhr der Halbling fort. »Von Kriegern aus Uthgardt, nicht von Zwergen.«
»Ich erinnere mich an Berkhtgar den Tapferen und seine Leute«, sagte Shoudra.
»Es war zu Beginn eine viel versprechende Gemeinde«, erklärte Regis. »Wir hofften alle, dass die Barbaren aus dem Eiswindtal hier gut leben könnten. Aber so eng ihre Beziehung zu Mithril-Halle auch war, ihre wichtigsten Handelsgüter – Felle – waren nicht unbedingt von Nutzen für Zwerge, die unter der Erde leben, wo die Temperatur kaum schwankt. Wenn Nesme, die nächste Nachbarstadt, mit Siedelstein eifriger Handel getrieben hätte, würde der Ort heute noch existieren. Stattdessen ist er nur eine weitere verlassene Ruine am Bergpass.«
»Die Bewohner von Nesme führen ein schwieriges Leben«, wandte Shoudra ein.
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