Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter
sehen, und Lautstärke und Tempo der Rezitation wuchsen.
Drizzt riss den Kopf herum, als wäre er nervös, aber in Wirklichkeit tat er es, um einen raschen Blick nach oben zu werfen.
Er bemerkte die Bewegung, den Schatten. Wieder packte er die Krummsäbel fester und wünschte sich nichts mehr, als eine dieser Klingen tief in Oboulds Brust versenken zu können.
Plötzlich drehte er sich um und sprang auf Sonnes starken Rücken, und der Pegasus wurde wütend und versuchte stampfend, sich zu drehen. »Willst du mich töten, Obould?«, rief der Drow, als er hoch aufgerichtet auf dem Rücken des geflügelten Pferdes stand, und von dort aus konnte er nun auch Kopf und Oberkörper des Ork-Königs deutlich sehen, den Knochenhelm mit den verlängerten Augenöffnungen, wo die letzten Reste des Tageslichts auf dem durchsichtigen Augenschutz glitzerten. Er sah die großartige schwarze Rüstung des Orks mit ihren scharfen Kanten und dieses erstaunliche Großschwert, das Obould, wie Drizzt wusste, durch Magie mit Flammen überziehen konnte.
Er sah seinen Feind, und er musste sich fragen, ob er jemals hoffen konnte, Obould zu besiegen, selbst unter anderen Umständen, selbst wenn er und der Ork-König einander auf neutralem Boden und ohne Verbündete gegenüberstünden.
»Bist du mächtig genug, mich zu besiegen, Obould?«, rief er dennoch trotzig, denn er wusste, dass er alle Aufmerksamkeit, alle Blicke auf sich lenken und den Ork-König überzeugen musste, nicht einfach seinen Männern zu befehlen, ihn gemeinsam anzugreifen. »Dann komm«, prahlte der Drow, und er warf einen seiner Krummsäbel in die Luft und fing ihn geschickt wieder auf. »Ich sehne mich schon lange danach, meine Klingen mit deinem Blut rot zu färben.«
Die letzten Reihen von Orks teilten sich. Nun stand nichts mehr zwischen Drizzt und Obould, und der Drow musste sich bewusst dazu zwingen, zu atmen und aufrecht auf dem Pegasus stehen zu bleiben. Denn die schiere Präsenz von Obould, das Gewicht und die Balance des Ork-Königs, die Festigkeit und Lässigkeit, mit der der König sein schweres Schwert mit einer Hand bewegte, als wäre es so leicht wie ein elfischer Spazierstock, erschütterten ihn.
»Ich brauche dich, Sonne«, murmelte der Drow leise. »Heb mich hoch, ich bitte dich, damit ich bald zu dir zurückfinden kann.«
Ein rascher Blick zum Himmel zeigte Drizzt, dass Innovindil und Mond zurückgekommen waren und herabstießen, aber diesmal den Flug viel früher geradeaus richteten, wobei das Seil immer noch unter dem Pegasus hing.
»Diesmal nicht, Obould!«, schrie Drizzt zum Erstaunen der Orks, sprang rasch auf Sonnes breites Hinterteil und versetzte dem Pegasus einen leichten Tritt. Sonne bockte wie gewünscht, Drizzt sprang hoch in die Luft, und Sonnes Schwung trug ihn noch höher. Im Sprung steckte er die Krummsäbel weg und drehte sich, um das näher kommende Seil packen zu können.
»Ein andermal, Obould!«, rief er, als er das Seil etwa zwanzig Fuß vom Boden entfernt mit einer Hand zu fassen bekam. »Wir sehen uns ein andermal!«
Der Ork-König brüllte, und seine Leute warfen Speere, Steine und Äxte in die Luft.
Aber wieder konnten sie das sich schnell bewegende Ziel nicht treffen, und Drizzt packte das Seil fester. Von hoch oben sah er die Riesen, und Innovindil und Mond mussten sie ebenfalls im Auge behalten haben, denn der Pegasus wich aus, als die ersten Steine durch die Luft flogen.
Sie stiegen höher in den rasch dunkler werdenden Himmel, und es gelang ihnen, dem Beschuss zu entgehen und sich hinter dem Felskamm in Sicherheit zu bringen, aber sowohl Drizzt als auch seine elfische Begleiterin hatten neuen Respekt vor ihrem schlauen Feind entwickelt.
Unten auf dem Feld sah Obould ebenso amüsiert wie enttäuscht zu, wie die drei verschwanden.
Ein andermal, ja, das wusste er, und er fürchtete sich kein bisschen vor dieser Begegnung.
Rings um ihn jubelten die Orks.
Sonne bockte und wieherte weiter, und die Wärter des Pegasus eilten rasch herbei, die Peitschen in der Hand, um das Tier zur Ruhe zu zwingen.
Ein zorniger Schrei ihres Königs ließ sie innehalten: »Mit leichter, weicher Hand!«
Am nächsten Tag, nachdem die Sonne sich kaum über den östlichen Horizont erhoben hatte, kamen die Wärter des Pegasus zu Obould. »Das Tier ist nicht verletzt, Gottkönig«, versicherte ihm der oberste Wärter. »Es ist bereit, geritten zu werden.«
Obould, mit Tsinka Shinrill am Arm, die an seinem Ohr knabberte, grinste den Ork
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