Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
friedlich schlief.
So verlockend es auch war, zurückzugehen und sich wieder zu ihr ins Bett zu kuscheln …, ihn trieb die Hoffnung an, dass sie ihn eines Tages wieder bewundern würde, und die Chance, dass er ihr das Leben bieten könnte, das sie verdiente.
Gegen Mittag erreichte Larson die Außenbezirke von Willow Springs. Willow Springs war früher stolz darauf gewesen, den besten Weg zu den Bergbaulagern von South Park zu besitzen, aber in den letzten Jahren hatte die Bevölkerung der Stadt abgenommen, als Nachbarstädte ebenfalls Straßen gebaut hatten. Unbeeindruckt davon stand der Pikes Peak immer noch wie ein stolzer steinerner Wachmann über der schrumpfenden Stadt, die sich an seinen Fuß schmiegte. Der Berg ragte eindrucksvoll in die Höhe, bis der Gipfel in einem wattigen Gemisch aus grauen und weißen Wolken, die vom strahlend blauen Himmel abstachen, verschwand. Der Fountain Creek rauschte schäumend in Kaskaden in die schmale Schlucht rechts neben Larson hinab und floss direkt zum Herzen der Stadt – Fontaine qui Bouille , kochende Quelle, so hatten die französischen Händler ihn genannt. Der Fluss glitt an vereisten Felsen und überfrorenen Wintersträuchern vorbei, die starr in den Felsspalten standen.
In der ersten Zeit nach ihrer Ankunft hier hatten Kathryn und er die vielen Quellen in der Nähe ihrer Blockhütte häufig aufgesucht. Sie hatten das Warme, mineralhaltige Wasser, das aus der Tiefe der Erde sprudelte, genossen und sich aneinander gefreut. Larson versuchte, sich zu erinnern, wann sie das letzte Mal zusammen dorthin gegangen waren, aber es fiel ihm beim besten Willen nicht mehr ein.
Die Sonnenstrahlen wurden vom frisch gefallenen Schnee reflektiert und glitzerten im Umkreis von mehreren Meilen wie Diamanten. Er wünschte, Kathryn wäre hier und könnte das sehen. Er dachte an die Ausflüge nach Willow Springs, die sie zweimal im Jahr miteinander unternahmen. Kathryn freute sich immer wochenlang auf diese Ausflüge und genoss jede Minute davon. Er ertrug diese Ausflüge lediglich und konnte es nicht erwarten, wieder nach Hause zu kommen. Er liebte das einsame Leben, das er und Kathryn auf der Ranch und auf ihrem Land führten. Wenn er mit zu vielen Menschen zusammen war, fühlte er sich unwohl.
Larson ritt durch die Stadt und kam an Flanagan & King Feed, an Faulkner’s Dry Goods und dem Postamt, Speck’s Groceries und dem St.-James-Hotel vorbei. Ein zweistöckiges Gebäude mit dem Schild Tappan General Store , thronte über einer kleinen Bäckerei rechts neben ihm. Die meisten Gebäude waren aus Balken oder Holzbrettern errichtet, aber einige bestanden aus Steinen, die in den nahe gelegenen Bergen abgetragen worden waren. Er sah die verlassenen Straßen und geschlossenen Läden, und wieder versetzte ihm seine Ichsucht einen starken Stich. Die Stechpalmen und leuchtend roten Schleifen, die an jedem Ladenfenster und jedem Laternenpfahl prangten, verstärkten seine Schuldgefühle noch mehr. Er hätte in seiner Nachricht an Kathryn wenigstens erwähnen sollen, was für ein Tag heute war. Aber in seiner Eile und Aufregung hatte er das vergessen.
Obwohl er bezweifelte, dass an Weihnachten irgendein Geschäft geöffnet war, ließ Larson seinen Blick über die Fassaden schweifen und las die Schilder, die über den Türen hingen. Trotz der verdunkelten Fenster hatte er das unbehagliche Gefühl, beobachtet zu werden. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, dieser inneren Stimme zu vertrauen. Sie hatte ihm mehr als einmal das Leben gerettet. Während er sein Pferd in Richtung Norden traben ließ, schaute er sich in der Stadt um.
Als er die Kirche mit dem weißen Turm am Stadtrand erreichte, vermutete er, dass die Müdigkeit seine Instinkte beeinträchtigte, und dass seine Aussichten, ein Geschenk für Kathryn zu finden, zum Scheitern verurteilt waren. Er ritt am Friedhof vorbei, dessen Grabsteine mit dickem Schnee bedeckt waren. Plötzlich fielen ihm die zahlreichen Geschäfte in Denver ein, und er fasste neuen Mut. Dort würde er sicher etwas Passendes für Kathryn finden.
Larson kam wesentlich langsamer voran, als er gedacht hatte. Am Nachmittag zog ein eisiger Wind auf, der kräftig aus dem Norden wehte, und die graublauen Wolken, die über den Bergen im Westen hingen, kündigten noch mehr Schnee an. Er war die kalten Winter in Colorado gewohnt und fror nicht, weil er mehrere Kleidungsschichten trug, aber er wusste, dass er vor Einbruch der Nacht ein Lagerfeuer und eine geschützte
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