Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
Stimme verwandelte sich in ein heiseres Flüstern, und die Tränen in seinen Augen verrieten eine unerwartete Gefühlsregung.
Obwohl sie jedes Wort, das sie sagte, im Hals schmerzte, schaute sie zu ihm hinauf. „Ich habe sie gern verkauft, ohne Bedauern.“
„Und deshalb hast du es vor mir geheim gehalten?“
„Ich habe es dir anfangs nicht gesagt, weil du nicht denken solltest, dass …“
„Dass ich meine Frau nicht versorgen kann? Dass ich nicht in der Lage bin, dir die Dinge zu geben, die du brauchst? Die Dinge, die du willst?“
Der Blick, mit dem er sie anschaute, bohrte sich tief in ihr Herz, und Kathryn begriff wieder, was für einen schrecklichen Fehler sie begangen hatte, weil sie damals nicht ehrlich zu ihm gewesen war. Seit jenem Tag hatten sie nie wieder darüber gesprochen, aber diese doch eigentlich gut gemeinte Geheimhaltung hatte sich nun erdrückend um ihre Ehe geschlungen wie Tentakelarme.
Sie hatte Mühe, die Tränen, die ihr die Sicht zu rauben drohten, zurückzuhalten. Ihre Erinnerungen wanderten einige Jahre zurück. „In jenem Winter starb unsere halbe Herde. Wir brauchten Geld für Lebensmittel, für Vorräte.“ Sie streckte die Hand aus und wollte seine Brust berühren.
Er ergriff ihr Handgelenk und trat einen Schritt näher, bis sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. „Ich hätte das Geld irgendwie bekommen, Kathryn. Ich bin in der Lage, dich zu versorgen.“
„Das habe ich nie infrage gestellt.“ Aber ihre Worte klangen selbst in ihren eigenen Ohren hohl und nicht überzeugend. Waren ihre Bedenken ihr so deutlich ins Gesicht geschrieben?
Auch Larson schien es bemerkt zu haben. Sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich nur noch mehr. „Wie lang genau war Duncan heute Nachmittag hier?“
Kathryn runzelte die Stirn und schaute fragend in die blauen Augen, die jetzt wie gehärteter Stahl funkelten. Er hätte sie nicht mehr verletzen können, wenn er ihr ins Gesicht geschlagen hätte. Ihre Stimme war nur ein Flüstern. „Was meinst du mit dieser Frage?“
„Hast du ihm erlaubt, dich zu berühren?“
Sie starrte ihn ungläubig an. Am liebsten hätte sie über die Absurdität seiner Anschuldigung gelacht, doch sie wusste, warum er ihr diese Frage stellte, und das brach ihr das Herz. „Wir sind so lange zusammen … und du kennst mich immer noch nicht?“
Die Anklage in seinen Augen wurde schwächer, aber seine Miene blieb hart.
„Ich bin deine Frau, Larson Jennings. Ich habe versprochen, dass ich dir gehöre, mit allem, was ich bin und habe. Ich bin eine Frau, die ihr Wort hält, und …“
Sein Blick wanderte über die zerstreuten Teile der Spieluhr auf dem Boden. Als er sie wieder anschaute, war die Frage in seinen Augen eindeutig. Sein Griff um ihr Handgelenk wurde fester, aber nicht so stark, dass er ihr wehgetan hätte.
Kathryn sah deutlich, welchen Vergleich er im Geiste anstellte. Sie hatte das schon früher erlebt und war resigniert und müde, weil er immer wieder zum selben Thema zurückkehrte. Könnten sie diese Sache je gemeinsam hinter sich lassen?
„Larson, ich bin nicht wie deine Mutter. Ich bin keine Frau, die sich Männern zu deren Vergnügen hingeben würde.“ Sie sprach bewusst in einem sanfteren Ton weiter. „Ich habe mich nur einem einzigen Mann hingegeben … dir. Und ich werde mich nie einem anderen Mann hingeben. Niemals.“
Er antwortete ihr nicht sofort, aber er ließ ihr Handgelenk los. „Wie kann ich mir dessen sicher sein?“
In seiner Frage hörte Kathryn die Not und Verzweiflung des kleinen Jungen, der er einmal gewesen war. Sie schluckte schwer bei der Antwort, die ihr auf der Zunge lag, weil ihr bewusst wurde, dass sie für sie genauso sehr galt wie für ihn. Sie betete, dass Gott irgendwie ihre beiden eigensinnigen Herzen weich machen würde. Dass er Larson helfen würde, das Misstrauen in Menschen, das in seiner Jugend gesät worden war, abzulegen, und dass sie …
Sie sah auf die kaputten Holz- und Glasteile hinab und erforschte ihr Herz. Sie hatte mit ihrem Mann in jeder Hinsicht eins sein wollen. Was war falsch gelaufen? Sie fühlte, wie sich eine Antwort in ihr regte. Sie konnte sie fast greifen. Aber dann glitt sie wie ein Flüstern im Wind vorbei.
Kathryn bemühte sich um eine ruhige Stimme. „Die Antwort heißt Vertrauen, Larson. Du musst lernen, mir zu vertrauen.“
Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln, aber es sah eher wie eine Herausforderung aus. „Beruht das auf Gegenseitigkeit,
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