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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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Kathryn?“
    Wieder fühlte sie, wie sich etwas in ihrem Geist regte. „Ja. Das tut es.“
    Sie hatte gedacht, sie hätte ihr Herz in ihrer Ehe schon völlig geöffnet. Aber das war ein Irrtum gewesen. Sie war noch nicht bereit, alles loszulassen und ihrem Mann in jeder Hinsicht zu vertrauen.

    Als sie sich später an diesem Abend zum Schlafen fertig machten, spürte Kathryn, dass Larson sie beobachtete. Trotz der Mauer des Schweigens zwischen ihnen merkte sie, wie sie unter seinem aufmerksamen Blick errötete.
    Die Luft in der Hütte war kalt. Sie legte deshalb schnell ihre Kleider ab, schlüpfte in ihr Nachthemd und rutschte dann zwischen die eiskalten Laken. Zitternd zog sie die Decken zu ihrem Kinn hoch und wartete auf Larsons Wärme neben sich. Als sich auf seiner Seite des Bettes nichts rührte, drehte sie sich um.
    Er stand da und schaute sie an. Eine einsame Lampe auf der Kommode warf nur einen flackernden orangegelben Schein in die Dunkelheit, aber er genügte ihr, um den Blick in den Augen ihres Mannes zu erkennen. Er öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, doch dann wandte er seinen Blick ab.
    Larson stellte die Lampe auf den Nachttisch und zog sein Hemd aus. Kathryn kannte jede Linie im Gesicht ihres Mannes, seinen ganzen Körper. Und trotzdem wusste sie so wenig über den Mann, der in diesem Körper steckte.
    Sie hatte sich von Anfang an zu ihm hingezogen gefühlt. Alles an ihm hatte Entschlossenheit und den Mut zu träumen ausgestrahlt, und eine Leidenschaft, die so tief ging, dass sie fürchtete, darin zu ertrinken. Als sie Larson das erste Mal in seiner Lederkleidung und mit seinen braunen schulterlangen Haaren gesehen hatte, hatte ihre Mutter ihn als Abenteurer bezeichnet. Der Hauch eines Lächelns war über ihr Gesicht geglitten, bevor sie ihre Reaktion eilig verborgen hatte. Sie hatte Kathryn gewarnt, dass sie einen hohen Preis bezahlen würde, wenn sie ihrem Herzen folgte. William Cummings hatte Larson als Vagabund bezeichnet. Er hatte Kathryn zwar nicht verboten, ihn wiederzusehen, aber seine kühle Arroganz gegenüber Larson war Antwort genug gewesen. Er hatte sich genauso abweisend verhalten wie in vielen anderen Bereichen aus Kathryns Leben, was sie nur noch näher zu Larson hingezogen hatte.
    Als ihr Mann sich nun auf seine Seite des Bettes setzte, wanderte Kathryns Blick unwillkürlich zu ihm. Sein muskulöser Rücken und seine Schultern waren von kleinen runden Erhebungen vernarbter Haut überzogen. Sie wand sich jedes Mal innerlich, wenn sie daran dachte, wie ein Mensch einem kleinen Jungen solche Schmerzen zufügen konnte. Instinktiv streckte sie die Hand aus, um ihn zu berühren, und wünschte, seine tiefen inneren Wunden würden genauso verheilen, wie seine äußeren verheilt waren.
    Larson zuckte bei ihrer Berührung zusammen, drehte sich aber nicht um.
    Für einen Moment blieb er mit gesenktem Kopf regungslos sitzen, dann beugte er sich vor, um die Lampe auszudrehen. Die gelbe Flamme des ölgetränkten Dochts verglühte und tauchte das Zimmer in schwarze Schatten.
    Kathryn zitterte bei dem plötzlichen Luftzug, als Larson die Decken kurz hochhob und sich neben sie legte. Sie erwartete fast, dass er sie berühren würde, aber er tat es nicht. Warme Tränen traten ihr in die Augen. Würde es zwischen ihnen immer so bleiben?
    Sie lagen nebeneinander, angespannt und stumm. Die Einsamkeit in Kathryns Herz wurde immer stärker, bis sie sich schließlich von ihm abwandte und sich auf ihre Seite drehte. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch und fragte sich, ob an diesem stillen, verborgenen Ort je neues Leben heranwachsen würde. Der Vollmond, der sich auf der frischen Schneeschicht widerspiegelte, warf ein fahles, zinnfarbenes Licht durch das einzige Fenster in ihr Schlafzimmer. Kathryn starrte die silbernen Strahlen an, bis sie eine Bewegung neben sich spürte.
    „Es tut mir leid, Kat.“
    Seine tiefe Stimme durchschnitt die Stille des Schlafzimmers. Kathryn schloss die Augen, als ihr bewusst wurde, wie viel sein geflüstertes Geständnis ihn gekostet haben musste. Sie genoss den Klang des Kosenamens, den er manchmal für sie benutzte. Diesen Namen hatte sie schon viel zu lange nicht mehr gehört.
    Langsam drehte sie sich wieder zu ihm herum und betrachtete sein Profil. Er schaute zur Zimmerdecke hinauf, und sie fragte sich, welche ungehobenen Schätze im Herzen des Mannes neben ihr schlummerten. Sie hob die Hand und fuhr mit den Fingern durch seine Haare und dann über die Bartstoppeln

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