Die Rückkehr des Poeten
gab ihr den Rest.
»Wie meinst du das?«
»Nach dem, was da draußen passiert ist, mussten wir das tun.«
»Allerdings.«
»Gladiatorenliebe. Deshalb bin ich hergekommen. Um dich zu erwischen.«
Ich musste an einen Gladiatorenwitz aus einem alten Film denken, den ich sehr mochte, und grinste. Allerdings erzählte ich ihn ihr nicht, und wahrscheinlich dachte sie, ich lächelte wegen ihrer Worte. Sie beugte sich vornüber und legte den Kopf auf meine Brust. Ich hielt, diesmal behutsamer, etwas von ihrem Haar hoch, um mir die versengten Spitzen anzusehen. Dann ließ ich meine Hand nach unten gleiten, um ihren Rücken zu streicheln, und fand es eigenartig, dass wir jetzt so zärtlich zueinander waren, nachdem wir eben noch Gladiatoren gewesen waren.
»Ich nehme nicht an, dass du Lust hast, in South Dakota eine Zweigstelle deines Detektivbüros aufzumachen.«
Ich lächelte und unterdrückte ein Lachen in meiner Brust.
»Und in North Dakota?«, fragte sie. »Dorthin könnte ich auch zurück.«
»Für einen Zweig braucht man erst mal einen Baum.«
Sie hieb mit einer zärtlichen Faust auf meine Brust.
»Das finde ich nicht.«
Ich veränderte meine Haltung, sodass ich aus ihr herausrutschte. Sie stöhnte, blieb aber auf mir.
»Heißt das, du willst, dass ich aufstehe und von dir runtergehe und von hier verschwinde?«
»Nein, Rachel. Ganz und gar nicht.«
Ich blickte über ihre Schulter und sah, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Ich sah plötzlich vor mir, wie Mr. Gupta nach oben kam, um zu sehen, ob ich schon weg war, und in dem angeblich leeren Zimmer auf dem Bett das Monster mit den zwei Rücken fand. Ich lächelte. Das war mir egal.
Sie hob ihr Gesicht, um mich anzusehen.
»Was ist?«
»Ach, nichts. Wir haben die Tür nicht abgeschlossen. Es könnte jemand reinkommen.«
» Du hast sie nicht abgeschlossen. Das ist dein Zimmer.«
Ich küsste sie und merkte, dass ich ihre Lippen die ganze Zeit, als wir uns geliebt hatten, nicht geküsst hatte. Noch etwas Eigenartiges.
»Weißt du was, Bosch?«
»Was?«
»Du bist ganz schön gut.«
Ich lächelte und bedankte mich. Eine Frau kann diese Karte jederzeit und in jedem beliebigen Moment ausspielen, und sie wird immer die gleiche Reaktion erhalten.
»Nein, das meine ich ernst.«
Um das Gesagte zu unterstreichen, grub sie ihre Nägel in meine Brust. Ich drückte sie mit einem Arm fest an mich, und wir wälzten uns herum. Ich schätzte, ich war mindestens zehn Jahre älter als sie, aber ich machte mir deswegen keine Gedanken. Ich küsste sie wieder und stand auf, um meine Kleider vom Boden aufzusammeln und die Tür abzuschließen.
»Ich glaube, es ist noch ein letztes sauberes Handtuch da«, sagte ich. »Du kannst es haben.«
Sie bestand darauf, dass ich als Erster duschte, und das tat ich. Als danach sie duschte, ging ich nach unten und zu einem Laden auf der anderen Seite der Koval, um zwei Bier zu holen. Darauf würde ich es beschränken, weil ich noch an diesem Abend zurückfuhr, und ich wollte nicht, dass mich der Alkohol bremste, wenn ich losfuhr oder während ich unterwegs war. Ich saß am Esstisch, als sie angezogen aus dem Bad kam und lächelte, als sie die zwei Flaschen sah.
»Ich wusste, dass du dich nützlich machen würdest.«
Sie setzte sich, und wir stießen mit den Flaschen an.
»Auf die Gladiatorenliebe«, sagte sie.
Wir tranken und waren einfach eine Weile still. Ich versuchte herauszufinden, was die letzte Stunde für mich und für uns bedeutete.
»Woran denkst du gerade?«, fragte sie.
»Wie das hier kompliziert werden könnte.«
»Das muss es nicht. Wir können einfach sehen, was weiter passiert.«
Das hörte sich etwas anders an, als gebeten zu werden, nach Dakota zu ziehen.
»Okay.«
»Ich sollte jetzt lieber los.«
»Wohin?«
»Zurück in die Außenstelle. Sehen, was sich dort so tut.«
»Hast du gehört, was nach der Explosion aus dieser Mülltonne wurde? Ich habe vergessen, nach ihr zu sehen.«
»Nein, warum?«
»Ich habe reingesehen, als wir dort waren. Nur ganz kurz. Es sah so aus, als hätte er darin Kreditkarten, vielleicht auch Ausweise verbrannt.«
»Von den Opfern?«
»Wahrscheinlich. Bücher hat er auch darin verbrannt.«
»Bücher? Warum könnte er das getan haben?«
»Keine Ahnung, aber es ist eigenartig. Im Wohnwagen war alles voller Bücher. Demnach hat er einige verbrannt und andere nicht. Kommt mir irgendwie komisch vor.«
»Jedenfalls, falls von der Tonne irgendwas übrig ist, wird es sich
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