Die Rückkehr des Poeten
eine mürrische Stimme.
»Haben Sie offen?«
»Vierundzwanzig Stunden. Was kann ich für Sie tun?«
Aufgrund der Öffnungszeiten begann ich zu ahnen, was für eine Art Laden es war. Trotzdem ließ ich es auf einen Versuch ankommen.
»Sie verkaufen nicht zufällig Gedichtbände?«
Der mürrische Mann lachte.
»Sehr witzig«, sagte er. »Es war mal ein Mann, der hieß Hannibal. Und was Gedichte angeht, kannst du mich mal.«
Er lachte wieder und legte auf. Ich klappte das Handy zu und musste über seine Stegreifdichtkünste lächeln.
Book Caravan brachte mich offensichtlich nicht weiter, aber ich wollte Rachel am nächsten Morgen trotzdem anrufen und ihr sagen, es könne nicht schaden, nach Verbindungen zu Backus zu suchen.
Ein grünes Highway-Hinweisschild kam aus der Dunkelheit in den Lichtkegel meiner Scheinwerfer.
ZZYZX ROAD
1 MILE
Ich spielte mit dem Gedanken, abzubiegen und die holprige Wüstenstraße zu nehmen, die in die Dunkelheit führte. Ich fragte mich, ob an der Begräbnisstätte immer noch ein forensisches Team im Einsatz war. Aber was käme anderes heraus, wenn ich diese Straße nähme, als dass ich mich mit den Geistern der Toten anlegte? Die Meile kam und ging, und ich fuhr an der Ausfahrt vorbei und ließ die Geister in Frieden.
Die anderthalb Flaschen Bier, die ich mit Rachel getrunken hatte, erwiesen sich als Fehler. Bis Victorville wurde ich zusehends müder. Zu viel Kopfarbeit, und das auch noch in Verbindung mit Alkohol. Um Kaffee zu trinken, fuhr ich vom Highway runter zu einem McDonald’s, der so spät noch offen war und aussah wie ein Eisenbahndepot. Ich kaufte zwei Kaffee und zwei Sugar Cookies und setzte mich in einem alten Waggon an einen Tisch, um Terry McCalebs Akte über das Ermittlungsverfahren gegen den Poeten durchzulesen. Ich kam an den Punkt, an dem ich die Reihenfolge der Berichte und ihrer Zusammenfassungen auswendig kannte.
Nach einer Tasse Kaffee war jedoch nichts dabei herausgekommen, und ich klappte den Ordner zu. Ich brauchte etwas Neues. Entweder musste ich aufgeben und hoffen und glauben, das FBI hätte mehr Erfolg oder fände eine neue Spur, der es nachgehen konnte.
Ich habe nichts gegen das FBI. Meiner Meinung nach ist es die gründlichste, am besten ausgerüstete und unerbittlichste Ermittlungsbehörde der Welt. Seine Probleme liegen in seiner Größe und den vielen Bruchstellen in der Kommunikation zwischen Abteilungen, Einheiten und so weiter bis hinunter zu den einzelnen Agenten selbst. Es bedarf nur eines Debakels wie des 11. September, um der Welt vor Augen zu führen, was die meisten im Polizeidienst Tätigen, FBI-Agenten eingeschlossen, längst wissen.
Als Institution ist es zu sehr auf seinen Ruf bedacht und misst politischen Erwägungen zu viel Bedeutung bei, was bis auf J. Edgar Hoover persönlich zurückzuverfolgen ist. Eleanor Wish kannte einmal einen Agenten, der in der Zeit, als J. Edgar an der Spitze des FBI stand, ins Hauptquartier in Washington versetzt wurde. Seinen Aussagen zufolge war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass, wenn ein Agent im Lift fuhr und der Direktor zustieg, der Agent ihn nicht ansprechen durfte – auch nicht, um Guten Tag zu sagen – und sofort aussteigen musste, damit der große Mann allein im Lift fahren und über seine wichtigen Aufgaben nachdenken konnte. Aus irgendeinem Grund blieb mir diese Geschichte immer in Erinnerung. Ich glaube, weil darin die absolute Arroganz des FBI zum Ausdruck kommt.
Letztlich lief das Ganze darauf hinaus, dass ich keine Lust hatte, Graciela McCaleb anzurufen und ihr zu sagen, der Mörder ihres Mannes sei immer noch auf freiem Fuß und das FBI werde sich darum kümmern. Ich wollte mich immer noch darum kümmern. Das war ich ihr und Terry schuldig, und ich zahlte immer zurück, was ich schuldig war.
Zurück im Auto, brachten mich der Kaffee und der Zucker wieder auf Touren, und ich brauste der Stadt der Engel entgegen. Als ich auf den Freeway 10 kam, kam ich auch in den Regen, und der Verkehr kam nur noch im Schneckentempo voran. Ich machte das Radio an und erfuhr auf KFWB, dass es den ganzen Tag geregnet hatte und wahrscheinlich bis zum Ende der Woche nicht aufhören würde. Es kam ein Livebericht aus dem Topanga Canyon, wo Anwohner in Erwartung des Schlimmsten Haustüren und Garagentore mit Sandsäcken verbarrikadierten. Schlammlawinen und Überschwemmungen drohten. Die katastrophalen Brände, die im Jahr zuvor die Hügel heimgesucht hatten, hatten wenig Bewuchs
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