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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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überlegte, ob ich mir noch ein Käsesandwich machen sollte, ließ es aber bleiben, als mir einfiel, dass Backus in Quantico jeden Tag gegrillte Käsesandwiches gegessen hatte. Ich ging mit dem Bier auf den Balkon hinaus, um einen letzten Blick auf die Jets der Reichen zu werfen. Es war ein frischer und kühler Abend. Die blauen Lichter auf der fernen Startbahn funkelten wie Saphire.
    Die zwei schwarzen Jets waren weg, ihre Besitzer entweder schnelle Gewinner oder Verlierer. Der große Gulfstream stand noch an seinem Platz, rote Staubhauben über den Einlassöffnungen seiner Düsentriebwerke. Er hatte sich häuslich eingerichtet. Ich fragte mich, was die Jets mit Jane Davis und ihrem Aufenthalt im Double X zu tun gehabt haben könnten.
    Ich sah zu Janes verlassenem Balkon hinüber, der nur etwas mehr als einen Meter von meinem entfernt war. Der Aschenbecher stand auf dem Geländer, und ich konnte sehen, dass er immer noch voll halb gerauchter Zigaretten war. In ihrem Zimmer war noch nicht sauber gemacht worden.
    Und das brachte mich auf eine Idee. Ich blickte mich um und schaute dann auf den Parkplatz hinab. Außer auf der Koval Lane, wo sich an einer Ampel der Verkehr staute, sah ich nirgendwo etwas, was sich bewegte. Auf dem Parkplatz war weder vom Nachtwächter noch sonst jemandem etwas zu sehen. Ich schwang mich rasch auf das Geländer und wollte gerade auf den Balkon nebenan klettern, als es an der Wohnungstür klopfte. Ich sprang rasch wieder auf meinen Balkon, trat ins Zimmer und öffnete die Tür.
    Es war Rachel Walling.
    »Rachel! Hallo. Ist irgendwas?«
    »Nein, nichts, was sich nicht aus der Welt schaffen ließe, wenn wir Backus endlich schnappen würden. Darf ich reinkommen?«
    »Klar.«
    Ich trat zurück, um sie hereinzulassen. Sie sah die Schachtel mit meinen Sachen darauf. Ich ergriff als Erster das Wort.
    »Wie lief s bei Ihnen heute, nach der Rückkehr in die Stadt?«
    »Na ja, ich durfte mir die übliche Standpauke des leitenden Special Agent anhören.«
    »Haben Sie alles mir in die Schuhe geschoben?«
    »Wie besprochen. Er hat zwar mächtig Stunk gemacht, aber was kann er schon machen? Aber ich will im Moment nicht über ihn sprechen.«
    »Worüber dann?«
    »Also, zunächst mal, haben Sie noch so eins?«
    Sie meinte das Bier.
    »Leider nein. Ich wollte nur das noch austrinken und dann losfahren.«
    »Dann habe ich ja Glück gehabt, dass ich Sie noch erwischt habe.«
    »Sollen wir es uns teilen? Ich bringe Ihnen ein Glas.«
    »Sagten Sie nicht, Sie würden den Gläsern hier nicht trauen?«
    »Ich könnte es ja wasch…«
    Sie griff nach der Flasche und nahm einen Schluck daraus. Ihr Blick blieb auf meinen Augen haften, als sie sie mir zurückgab. Dann wandte sie sich ab und zeigte auf die Schachtel.
    »Sie ziehen aus.«
    »Ja, ich werde eine Weile in L. A. bleiben.«
    »Ihre Tochter wird Ihnen bestimmt fehlen, oder?«
    »Ja, sehr.«
    »Kommen Sie wieder her, um sie zu besuchen?«
    »So oft ich kann.«
    »Das ist schön. Und sonst?«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte ich, obwohl ich zu wissen glaubte, was sie meinte.
    »Gibt es sonst noch was, weswegen Sie zurückkommen werden?«
    »Nein. Nur meine Tochter.«
    Wir standen da und sahen uns ziemlich lange an. Ich hielt ihr das Bier hin, aber als sie auf mich zukam, war es meinetwegen. Sie küsste mich auf die Lippen, und dann schlangen wir rasch die Arme umeinander.
    Ich wusste, es hatte etwas mit dem Wohnwagen zu tun und dass wir dort draußen in der Wüste fast zusammen gestorben wären, weshalb wir uns so fest aneinander pressten und uns in Richtung Bett bewegten, weshalb ich den Arm ausstreckte und die Bierflasche auf den Tisch stellte, damit ich beide Hände frei hatte, als wir an den Kleidern des anderen zogen.
    Wir fielen aufs Bett und liebten uns wie Überlebende. Es war schnell und bis zu einem gewissen Grad vielleicht sogar brutal – von beiden Seiten. Aber vor allem befriedigte es in uns beiden den Urtrieb, den Tod mit Leben zu bekämpfen.
    Als es vorbei war, lagen wir verschlungen auf der Bettdecke, sie auf mir, meine Finger noch in ihr Haar verkrallt.
    Sie drehte sich nach links und griff nach der Bierflasche. Dabei stieß sie sie um und verschüttete das meiste von dem, was noch übrig war, auf Nachttisch und Fußboden.
    »Das war’s dann wohl mit meiner Kaution«, sagte ich.
    In der Flasche war noch so viel, dass sie einen Schluck nahm und die Flasche dann an mich weiterreichte.
    »Das war für heute«, sagte sie, als ich trank.
    Ich

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