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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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zu behaupten?«
    »Na ja, weil er doch in bester Verfassung war und das Herz eines jungen Menschen bekommen hatte.«
    »Und was ist mit einer Organabstoßung und der Möglichkeit einer Infektion? Es könnte alles Mögliche passiert … haben Sie irgendetwas Amtliches darüber oder sonst irgendeine Form der Bestätigung? Gibt es ein offizielles Ermittlungsverfahren?«
    »Nein. Das wäre ja so, als würde man die CIA bitten, im Fall des Kennedy-Attentats zu ermitteln. Auf den dritten, meine ich. Sie würden doch alles nur verschleiern.«
    »Wovon reden Sie überhaupt? Welcher dritte?«
    »Der dritte Kennedy. Der Sohn, John-John. Glauben Sie etwa, sein Flugzeug ist einfach so ins Meer gestürzt, wie sie behaupten? Es gab drei Zeugen in New Jersey, die gesehen haben, wie ihre Leichen vor dem Start in die Maschine geladen wurden. Diese Zeugen sind übrigens auch verschwunden. Es war Teil der Dreieckstheorie und dann …«
    »Okay, Mister, schön, dass Sie angerufen haben. Aber ich stehe gerade gewaltig unter Zeitdruck und muss …«
    Sie legte auf, bevor sie ihren eigenen Satz zu Ende gesprochen hatte. Ich musste grinsen. Ich glaubte, aus dem Schneider zu sein, und war richtig stolz auf meine Findigkeit. Ich nahm die Akte vom Beifahrersitz, schlug sie auf und sah auf die Chronologie. Terry hatte das Gespräch mit Hinton am 2. Februar eingetragen. Der Artikel war vermutlich ein, zwei Tage später erschienen. Sobald ich zu einer Bibliothek mit einem Computer kam, konnte ich den Artikel nachschlagen und nachlesen, was an welchem Tag über McCaleb geschrieben worden war.
    Vorerst trug ich es am 3. Februar in die Chronologie ein. Dann studierte ich eine Weile, was ich hatte, und begann meine eigene Theorie zu dem Fall zu entwickeln:
    McCaleb sieht in der Los Angeles Times vom 7. Januar den Artikel über die Vermissten. Er weckt sein Interesse. McCaleb entdeckt darin etwas, was die Polizei möglicherweise übersehen oder falsch gedeutet hat. Er stellt eine Theorie auf und ruft zwei Tage später Ritz von Vegas Metro an. Ritz lässt ihn abblitzen, erzählt aber Hinton von dem Anruf, als diese einen Nachfolgeartikel schreibt, was Ritz sehr gelegen kommt. Es kann nur in seinem Interesse sein, dass der Fall weiter im Gespräch bleibt, und dabei kann es nicht schaden, den Namen eines »prominenten« Ermittlers einzuflechten.
    Hintons Nachfolgeartikel, in dem McCaleb erwähnt wird, erscheint in der ersten Februarwoche in der Sun. Keine zwei Wochen später – am 13. Februar – taucht Jordan Shandy mit einem Wassertaxi bei McCaleb auf, als dieser gerade allein auf seinem Boot ist, und lässt sich für einen halben Tag von ihm aufs Meer hinausfahren. Beim Fischen erregt irgendetwas an dem Mann McCalebs Argwohn, weshalb er heimlich Fotos von ihm macht. Eine Woche später ist Shandy im Promenade-Einkaufszentrum, wo er McCalebs Familie belauert und heimlich fotografiert – genau so, wie McCaleb es mit ihm gemacht hat. In der gleichen Nacht entwendet jemand das GPS-Gerät von der Following Sea und macht sich möglicherweise an McCalebs Medikamenten zu schaffen.
    Bis zum 27. Februar erhält McCaleb die Fotos, die in der Mall von seiner Familie aufgenommen wurden. Von wem die Fotos stammen und wie sie McCaleb übermittelt worden sind, ist unbekannt, aber der Zeitpunkt, zu dem der Ordner mit den Fotos in seinem Computer angelegt wird, ist dokumentiert. Nur zwei Tage nachdem er die Fotos in seinem Computer gespeichert hat, fährt McCaleb von Catalina aufs Festland. Sein Ziel ist unbekannt, aber nach seiner Rückkehr ist das Auto sehr schmutzig, als wäre er viel im Gelände damit unterwegs gewesen. Außerdem gibt es schriftliche Beweise, dass er die Telefonnummern eines Krankenhauses in Las Vegas und des Mandalay Bay Resort hatte, einer der letzten bekannten Aufenthaltsorte eines der Vermissten.
    Es gab Möglichkeiten und Auslegungen in Hülle und Fülle. Meiner Meinung nach hing alles mit den Fotos zusammen. Ich glaubte, dass sie McCaleb dazu veranlasst hatten, aufs Festland zu fahren. Ich glaubte, dass sein Auto nach seiner Rückkehr drei Tage später so schmutzig gewesen war, weil er an der Zzyzx Road in die Wüste gefahren war. Er hatte den Köder, ob nun wissentlich oder nicht, geschluckt und war in die Wüste gefahren.
    Ich sah wieder auf meine Chronologie und kam zu dem Schluss, dass McCalebs namentliche Erwähnung in dem Sun -Artikel eine Reaktion nach sich gezogen hatte. In irgendeiner Form hatte Shandy etwas mit dem Verschwinden der

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