Die Rückkehr des Poeten
Auffälliges in die Augen. Das Auto befand sich in ordentlichem Zustand. Allerdings roch es leicht modrig, als ob einmal bei einem Platzregen die Fenster offen gelassen worden wären. Ich öffnete die Klappe zwischen den zwei Vordersitzen und fand in dem Fach darunter zwei Sonnenbrillen, eine Packung Zahnkaugummi und eine kleine Actionfigur aus Plastik. Ich reichte sie Lockridge nach draußen.
»Sie haben Ihren Superhelden hier drinnen vergessen, Buddy.«
Er nahm die Figur nicht.
»Sehr witzig. Das Ding ist von McDonald’s. Weil es auf der Insel drüben keinen gibt, gehen sie mit den Kindern immer gleich als Erstes zu McDonald’s, wenn sie aufs Festland rüberkommen. Ist wie Crack, dieser Fraß, Mann. Die Kids werden schon ganz früh richtig süchtig auf die Pommes und diesen ganzen Dreck, und dann kommen sie ihr Leben lang nicht mehr davon los.«
»Es gibt Schlimmeres.«
Ich legte die Actionfigur in das Fach zurück und schloss es. Ich beugte mich weiter vor, um das Handschuhfach öffnen zu können.
»Wollen Sie nicht, dass ich mitkomme? Vielleicht könnte ich Ihnen helfen.«
»Nein danke, Buddy. Ich komme schon zurecht. Ich fahre gleich von hier los.«
»Wieso, ich wäre in fünf Minuten fertig. Ich meine, ich müsste nur ein paar Klamotten in meine Tasche stopfen.«
Das Handschuhfach enthielt eine weitere Plastikfigur und Bedienungsanleitungen für das Auto. Außerdem eine Schachtel mit einem Hörbuch von Stephen J. Cannell mit dem Titel The Tin Collectors. Sonst befand sich nichts darin. Dieser Zwischenstopp erwies sich mehr und mehr als Flop. Ich erreichte damit nur, dass sich mir Buddy Lockridge als Partner aufdrängte. Ich zog mich aus dem Wagen zurück und richtete mich auf. Ich sah Lockridge an.
»Nein danke, Buddy. Das mache ich lieber allein.«
»Hey, ich habe Terry immer geholfen, Mann. Es war nicht wie im Film, wo sie diesen Widerling aus mir gemacht haben, der …«
»Ja, ja, ich weiß, Buddy. Das haben Sie mir alles schon erzählt. Aber das hat damit nichts zu tun. Ich arbeite grundsätzlich allein. Das war sogar schon so, als ich noch bei der Polizei war. So war ich, und so bin ich.«
Mir fiel etwas ein, und ich beugte mich wieder in den Wagen und suchte die Windschutzscheibe auf der Beifahrerseite nach einem Sticker wie dem ab, den ich auf der Aufnahme der Zzyzx Road in McCalebs Computer gesehen hatte. In der rechten unteren Ecke der Windschutzscheibe war weder ein Sticker noch sonst etwas. Eine weitere Bestätigung, dass McCaleb das Foto nicht gemacht hatte.
Ich zog mich wieder aus dem Auto zurück, ging nach hinten und öffnete die Heckklappe. Das Einzige, was ich dort fand, war ein Kissen in Form von SpongeBob, einer Cartoonfigur. Das wusste ich, weil meine Tochter SpongeBob-Fan war und ich mir die Sendung hin und wieder mit ihr ansah. Ich vermutete, SpongeBob stand auch bei den McCalebs hoch im Kurs.
Dann ging ich zu einer der Hintertüren und schaute in den Fond. Ebenfalls sauber, aber ich sah, dass in der Tasche auf der Rückseite des vorderen Beifahrersitzes, wo er vom Fahrersitz aus erreichbar war, ein Straßenatlas steckte. Ich achtete darauf, dass Buddy nicht sehen konnte, was ich tat, als ich ihn herauszog und durchblätterte.
Auf der Seite für das südliche Nevada war zu sehen, dass auf der Karte auch Teile der angrenzenden Staaten eingezeichnet waren. An der Südwestecke Nevadas war das bereits zu Kalifornien gehörige Mojave-Naturschutzgebiet eingekreist. Und an den rechten Rand der Karte hatte jemand mit Tinte mehrere Zahlen untereinander geschrieben und dann addiert. Ihre Summe ergab 86. Darunter stand: »Eigentlich 92.«
»Was ist das?« Lockridge sah mich durch die andere Hintertür an.
Ich klappte den Straßenatlas zu und warf ihn auf den Sitz.
»Nichts. Wie es aussieht, hat er sich für eine seiner Reisen Entfernungen oder so was notiert.«
Ich beugte mich weit nach unten, um unter den Beifahrersitz schauen zu können. Ich sah weitere McDonald’s-Actionfiguren und alte Lebensmittelverpackungen und andere Abfälle. Nichts, was näherer Begutachtung wert schien. Ich richtete mich auf, ging auf die andere Seite und bat Lockridge, Platz zu machen, damit ich auch unter dem Fahrersitz nachsehen könnte.
Unter dem Fahrersitz lag weiterer Müll, aber darüber hinaus bemerkte ich mehrere zerknüllte Zettel. Ich fuhr mit der Hand unter den Sitz und fegte sie darunter hervor, um sie mir ansehen zu können. Ich öffnete einen und strich ihn glatt und sah, dass es ein
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