Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Zahlungsbeleg einer Tankstelle in Long Beach war. Er war fast ein Jahr früher datiert.
    »Unter den Sitzen sehen Sie nicht nach, wenn Sie das Auto sauber machen, oder, Buddy?«
    »Sie haben mir nie gesagt, dass ich das tun soll«, sagte er leicht verlegen. »Eigentlich kümmere ich mich nur darum, dass der Wagen außen sauber ist.«
    »Ach so, verstehe.«
    Ich begann, die restlichen Papierknäuel zu öffnen. Ich erwartete nichts, was mich weiterbringen könnte. Ich hatte die Kreditkartenbelege bereits durchgesehen und wusste, dass es keine Zahlungen gab, anhand derer ich hätte rekonstruieren können, wo McCaleb auf seinem Dreitageausflug gewesen war. Aber die Regel lautete, immer gründlich zu sein.
    Es waren mehrere Belege für Einkäufe in der näheren Umgebung. Lebensmittel aus einem Safeway und Angelausrüstung aus einem Laden in San Pedro, Ginseng-Extrakt aus einem Naturkostladen namens BetterFit und ein Hörbuch mit dem Titel Auf der Suche nach Chet Baker aus einer Buchhandlung in Westwood. Von dem Buch hatte ich nie gehört, aber ich wusste, wer Chet Baker war. Ich beschloss, diesem Punkt später nachzugehen, wenn ich Zeit hatte, um ein Buch zu lesen oder zu hören.
    Bei der fünften Papierkugel machte sich die Regel bezahlt. Ich entfaltete einen Barbeleg von einer Travel-America-Raststätte in Las Vegas. Sie lag, genau wie das Vegas Memorial, in der Blue Diamond Road. Das Ausstellungsdatum war der 2. März. Der Beleg war für sechzehn Gallonen Benzin, eine Halbliterflasche Gatorade und die Hörbuchausgabe von The Tin Collectors.
    Diesem Beleg zufolge musste McCaleb während seines Dreitageausflugs in Las Vegas gewesen sein. Es war eine weitere Bestätigung von etwas, was ich bereits zu wissen glaubte. Trotzdem stieg mein Adrenalinspiegel ein paar Striche weiter. Ich wollte mich endlich auf den Weg machen, um nichts von meinem Schwung zu verlieren.
    »Haben Sie was gefunden?«, fragte Lockridge.
    Ich zerknüllte den Beleg wieder und warf ihn zu den anderen auf den Wagenboden.
    »Nicht wirklich«, sagte ich. »Nur, dass Terry wohl auf Hörbücher stand. Das wusste ich gar nicht.«
    »Ja, er hat viele gehört. Wenn wir mit dem Boot unterwegs waren und er oben am Ruder stand. Meistens hatte er Kopfhörer auf.«
    Ich fasste in das Auto und nahm den Straßenatlas vom Rücksitz.
    »Den werde ich mir mal ein paar Tage borgen. Ich glaube nicht, dass Graciela irgendwohin fährt, wo sie ihn braucht.«
    Ich wartete nicht auf Buddys Zustimmung. In der Hoffnung, er würde mir diese Erklärung abkaufen, schloss ich die Beifahrertür. Dann warf ich die Fahrertür zu und schloss den Wagen ab.
    »Das war’s auch schon, Buddy. Ich muss jetzt los. Sind Sie in der Nähe Ihres Telefons, falls sich was ergibt und ich Sie brauche?«
    »Klar, Mann, ständig. Ich habe ja sowieso nur das Handy.«
    »Also dann, wir hören voneinander.«
    Ich schüttelte ihm die Hand und ging zu meinem schwarzen Mercedes, halb in der Erwartung, dass er mir folgen würde. Aber er ließ mich ziehen. Als ich vom Parkplatz fuhr und einen Blick in den Rückspiegel warf, sah ich, dass er immer noch neben dem Cherokee stand und mir nachschaute.
    Ich nahm den Freeway 710 zum 10er hoch und fuhr auf dem bis zum 15er. Danach ging es schnurgerade raus aus dem Smog und in die Mojave-Wüste und nach Las Vegas. Im vergangenen Jahr war ich diese Strecke zwei-, dreimal im Monat gefahren. Ich hatte die Fahrt immer genossen. Mir gefiel die Kargheit der Wüste. Vielleicht zog ich aus ihr, was Terry McCaleb aus dem Leben auf einer Insel zog. Das Gefühl, etwas Abstand von dem ganzen Müll um einen herum zu kriegen. Ich spürte dann beim Fahren immer, wie das Gefühl des Eingeschnürtseins nachließ, als dehnten sich die Moleküle meines Körpers und bekämen etwas mehr Abstand voneinander. Vielleicht war es nur ein Nanometer mehr, aber dennoch machte dieses bisschen mehr Platz einen großen Unterschied.
    Doch diesmal war es nicht so. Diesmal hatte ich das Gefühl, als läge der ganze Müll vor mir, als wartete er in der Wüste auf mich.
    Ich hatte mich gerade am Steuer eingerichtet und begann, die Fakten des Falls an mir vorbeiziehen zu lassen, als mein Handy summte. Ich nahm an, es wäre Buddy Lockridge, der ein letztes Mal darum bäte, mitkommen zu dürfen, aber es war Kiz Rider. Ich hatte vergessen, sie zurückzurufen.
    »Na, Harry, bin ich nicht mal mehr einen Rückruf wert?«
    »Entschuldige bitte, Kiz, ich hätte dich auf jeden Fall angerufen. Aber ich war heute

Weitere Kostenlose Bücher