Die Rückkehr des Poeten
gemerkt, dass ich den Anruf nicht im Fahren hätte machen sollen. Ich hätte damit rechnen sollen, dass mir Hinton mit Misstrauen begegnen würde und dass der Anruf meine ungeteilte Aufmerksamkeit erfordern würde. Ich schaute in den Rückspiegel und schwenkte zwei Spuren nach rechts, um die nächste Ausfahrt zu nehmen. Ich hatte das Schild nicht gesehen und wusste nicht, wohin ich fuhr. Ich kam in ein Gewerbegebiet, wo Speditionen und Lagerhäuser die Straßen säumten. Ich hielt hinter einem Sattelanhänger, der vor den offenen Garagentoren eines Lagerhauses stand.
»So, Entschuldigung, da wäre ich wieder. Sie haben gefragt, warum ich die Antworten auf diese Fragen wissen will. Also, Terry McCaleb war mein Freund. Und ich greife einige der Dinge auf, an denen er gearbeitet hat. Ich will seine Arbeit zu Ende führen.«
»Das hört sich so an, als wäre da noch etwas, etwas, was Sie mir nicht sagen.«
Ich überlegte kurz, wie ich die Sache anpacken sollte. Einem Journalisten Informationen zu geben, vor allem einem Journalisten, den man nicht kannte, war ziemlich riskant. Es konnte ziemlich übel auf einen zurückfallen. Ich musste mir überlegen, wie ich ihr geben konnte, was sie brauchte, um mir zu helfen. Aber hinterher müsste ich alles wieder zurücknehmen.
»Hallo? Sind Sie noch dran?«
»Äh, ja. Wäre es vielleicht möglich, dass das, was ich Ihnen jetzt sage, unter uns bleibt?«
»Unter uns? Wir reden doch noch über gar nichts.«
»Ich weiß. Ich werde Ihnen etwas erzählen, wenn Sie mir garantieren, dass es unter uns bleibt. Sprich: Sie dürfen es nicht veröffentlichen.«
»Na schön, klar, meinetwegen, es bleibt unter uns. Aber könnten Sie bitte langsam zur Sache kommen oder worum es bei dieser wichtigen Information geht, weil ich nämlich heute Vormittag noch einen Artikel schreiben muss?«
»Terry McCaleb wurde ermordet.«
»Äh, nein, das wurde er nicht. Ich habe die Meldung gelesen. Er hatte einen Herzinfarkt. Er hatte vor sechs Jahren eine Herztransplantation. Er …«
»Ich weiß, was in der Presse stand, und ich sage Ihnen, es stimmt nicht. Und es wird herauskommen, dass es nicht stimmt. Und ich versuche herauszufinden, wer ihn umgebracht hat. Können Sie mir jetzt vielleicht sagen, ob Sie einen Artikel geschrieben haben, in dem er namentlich erwähnt wurde?«
Sie schien verärgert, als sie antwortete.
»Ja, ich habe einen Artikel geschrieben, in dem er vorkam. In ein, zwei Abschnitten. Okay?«
»Nur ein, zwei Abschnitte. Was stand da drin?«
»Es war ein Nachtrag zu meinem Artikel über die sechs Vermissten. Ich schrieb ihn, um zu sehen, was sich Neues ergeben hatte. Sie wissen schon, irgendwelche neue Spuren, wenn überhaupt welche. McCaleb wurde erwähnt, mehr nicht. Ich schrieb, dass er Vegas Metro seine Hilfe und eine Theorie angeboten hatte, aber dort sagte man ›Nein danke‹. Ich hielt es durchaus für gerechtfertigt, das einzuflechten, weil das Ganze furchtbar trocken war und McCaleb wegen des Films und Clint Eastwood und allem so etwas wie eine Berühmtheit war. Ist damit Ihre Frage beantwortet?«
»Dann hat er Sie also gar nicht angerufen?«
»Rein technisch gesehen schon, doch. Ich bekam seine Nummer von Ritz und rief ihn an. Ich hinterließ ihm eine Nachricht, und er rief mich zurück. Rein technisch gesehen, rief er also mich an, wenn Sie so wollen. Was ist übrigens Ihrer Meinung nach tatsächlich mit ihm passiert?«
»Hat er Ihnen seine Theorie dargelegt? Die, an der Ritz nicht interessiert war?«
»Nein, er wollte keinerlei Kommentar dazu abgeben und bat mich, ihn nicht namentlich zu erwähnen. Ich sprach mit meinem Redakteur, und wir beschlossen, es doch zu tun. Wie gesagt, er war berühmt.«
»Wusste McCaleb, dass Sie ihn in dem Artikel namentlich erwähnt hatten?«
»Keine Ahnung. Ich habe danach nicht mehr mit ihm gesprochen.«
»Hat er bei dem Gespräch, das Sie mit ihm geführt haben, etwas von einer Dreieckstheorie erwähnt?«
»Von einer Dreieckstheorie? Nein, hat er nicht. Aber nachdem ich Ihre Fragen beantwortet habe, beantworten Sie jetzt meine. Wer sagt, er wurde ermordet? Ist das amtlich?«
Jetzt wurde es Zeit, den Rückzug anzutreten. Ich musste richtig dick auftragen, damit sie nicht auf die Idee käme, sich sofort, nachdem sie aufgehängt hatte, wieder ans Telefon zu hängen, um über mich und meine Story Erkundigungen einzuziehen.
»Na ja, eigentlich nicht.«
»Eigentlich nicht? Sind Sie … also, wieso kommen Sie eigentlich dazu, das
Weitere Kostenlose Bücher