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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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vermissten Männer zu tun. Wenn dem so war, dürfte er in den Medien nach Meldungen über neue Erkenntnisse zu dem Fall Ausschau gehalten haben. Als er in der Sun McCalebs Namen las, kam er nach Catalina, um ihn unter die Lupe zu nehmen. Er könnte McCaleb auf der vierstündigen Bootstour am selben Tag seine Medikamente einnehmen sehen und einen Plan zur Beseitigung dieser Bedrohung entworfen haben.
    Blieb noch die Frage des GPS-Geräts und warum es bei dem Einbruch auf dem Boot am 21. Februar entwendet worden war. Inzwischen glaubte ich, es war nur aus Verschleierungsgründen gestohlen worden. Shandy konnte nicht mit Sicherheit davon ausgehen, dass der Einbruch auf dem Boot, bei dem er Terrys Medikamente vertauschte, unbemerkt bliebe. Deshalb stahl er das Gerät, damit sich McCaleb keine weiteren Gedanken über die Absichten des Eindringlings machte, falls er entdeckte, dass es zu einem Einbruch gekommen war.
    Die wichtigere Frage war, weshalb McCaleb als Bedrohung betrachtet wurde, obwohl der Sun -Artikel nicht auf seine Dreieckstheorie einging. Darauf wusste ich keine Antwort. Ich hielt es nicht für ausgeschlossen, dass er gar nicht als Bedrohung betrachtet wurde, sondern nur eine Berühmtheit war, die Shandy tötete, um seine Überlegenheit unter Beweis zu stellen. Das war eine der Unbekannten.
    Es war auch einer der Widersprüche. Meine Theorie hatte eindeutig Widersprüche. Wenn die ersten sechs Männer spurlos verschwunden waren, warum war McCaleb so ermordet worden, dass es Zeugen gab und eine Leiche, die möglicherweise die Wahrheit an den Tag brachte? Das passte nicht zusammen. Meine einzige Antwort war, dass es ein Ermittlungsverfahren und eine nachträgliche Beschäftigung mit McCalebs Theorie und seinen Überlegungen zu den sechs Vermissten zur Folge gehabt hätte, wenn er einfach verschwunden wäre. Dem hatte Shandy vorbeugen wollen, weshalb McCaleb auf eine Art und Weise beseitigt worden war, die mit etwas Glück wie ein natürlicher Todesfall oder ein Unfall erschien und deshalb keinen Verdacht erregte.
    Meine Theorie beruhte auf Spekulationen, und deshalb hatte ich kein gutes Gefühl bei der Sache. Als ich noch eine Dienstmarke trug, war es verpönt, sich auf Spekulationen zu stützen; genauso gut hätte man Sand in seinen Benzintank füllen können. Das führte auf schnellstem Weg ins Verderben. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, wie schnell ich mich dazu hatte verleiten lassen, meinen Theorien nichts als Interpretationen und Spekulationen zugrunde zu legen statt ein Fundament aus Fakten. Das war der Punkt, an dem ich beschloss, alle Theorien beiseite zu lassen und mich wieder auf die Fakten zu konzentrieren.
    Ich wusste, dass die Zzyzx Road und die Wüste real und Teil der Faktenkette waren. Ich hatte die Bilder, um es zu beweisen. Ich wusste zwar nicht, ob Terry McCaleb tatsächlich dorthin gefahren war oder was er dort, wenn er da gewesen war, entdeckt haben könnte. Aber ich wusste inzwischen, dass ich dorthin fahren würde. Und das war auch ein Fakt.

15
    B
    uddy Lockridge wartete auf dem Parkplatz der Cabrillo Marina, als ich dort eintraf. Ich hatte ihn angerufen und ihm gesagt, ich müsse verreisen und sei in Eile, weshalb wir unser Vorhaben, uns zu einem weiteren Gespräch zusammenzusetzen, verschieben müssten. Ich sagte ihm, ich wolle mir nur rasch McCalebs Cherokee ansehen und dann sofort aufbrechen. Mein Ziel stand bereits fest, ob ich nun in McCalebs Jeep etwas finden würde, was auf die Wüste und Las Vegas hinwies, oder nicht.
    »Wieso plötzlich diese Eile?«, fragte Lockridge, als ich neben ihm anhielt und ausstieg.
    »Der Schwung«, erklärte ich ihm. »Das Wichtigste bei Ermittlungen ist, dass man dabei den Schwung nicht verliert. Wenn man einmal anfängt, langsamer zu werden, wird man immer weiter langsamer. Das möchte ich vermeiden.«
    Bevor ich Graciela die Bootsschlüssel zurückgab, hatte ich den Schlüssel für den Cherokee heruntergenommen. Damit schloss ich jetzt die Fahrertür auf. Ich beugte mich in den Wagen und sah mich kurz darin um, bevor ich einstieg.
    »Wo wollen Sie denn hin?«, fragte Lockridge hinter mir.
    »Nach San Francisco«, log ich, einfach nur um zu sehen, wie er reagieren würde.
    »Nach San Francisco? Was wollen Sie denn dort?«
    »Das weiß ich auch noch nicht. Aber ich glaube, dass er dort auf seinem letzten Ausflug war.«
    »Dann ist er wohl querfeldein hingefahren.«
    »Kann sein.«
    Im Innern des Cherokee stach mir nicht sofort etwas

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