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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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wissen, was ich meine. Ich will lediglich …«
    »Ich weiß leider nicht, was Sie meinen. Wollen Sie mir hier was von Voodoo erzählen? Dass ihn jemand verhext hat und dass er deshalb einen Herzinfarkt bekam? Ich habe hier zu tun, Bosch. Und zwar eindeutig zu viel, um mir solchen Blödsinn anzuhören. Ihr Pensionierten denkt, wir hätten alle Zeit der Welt für Euch und Eure durchgeknallten Voodoo-Theorien. Aber ob Sie’s glauben oder nicht, die haben wir nicht.«
    »Haben Sie ihm das auch gesagt, als er bei Ihnen anrief? Wollten Sie von seiner Theorie oder seinem Fallprofil nichts wissen? Haben Sie das auch als Voodoo abgetan?«
    »Hören Sie, Mann, was soll so ein Profil schon bringen? Bringt einen doch einen Dreck weiter, dieses Zeugs. Alles Quatsch, das, und das habe ich auch ihm gesagt, und das …«
    Sein letztes Wort wurde vom warnenden Piepsen meines Handys abgeschnitten.
    »Was war das gerade?«, fragte er. »Nehmen Sie das etwa auf?«
    »Nein, das war nur die Ladeanzeige meines Handys. Ist Terry McCaleb nicht nach Las Vegas gekommen, um persönlich mit Ihnen darüber zu reden?«
    »Nein. Ich glaube, er ist stattdessen zur Zeitung gerannt. Typisch FBI.«
    »War in der Sun nicht ein Artikel über seine Ansichten zu diesem Thema?«
    »So würde ich es nicht nennen. Ich glaube, die hielten das auch mehr oder weniger für Quatsch.«
    Diese Bemerkung enthüllte eine Unwahrheit. Wenn Ritz dachte, McCalebs Theorie wäre Quatsch, musste er sie sich angehört haben, um ein solches Urteil zu fällen. Ich glaubte, es zeigte, dass Ritz mit McCaleb über den Fall gesprochen hatte, möglicherweise sogar ausführlich.
    »Wenn ich Ihnen noch eine letzte Frage stellen dürfte, lasse ich Sie auch bestimmt in Frieden. Hat Terry etwas von einer Dreieckstheorie erwähnt? Etwas von einem Punkt, der drei ergibt? Sagt Ihnen irgendetwas davon etwas?«
    Das Lachen, das ich im Telefon hörte, war nicht freundlich. Es war nicht einmal gutmütig.
    »Das waren drei Fragen, Bosch. Drei Fragen, drei Seiten eines Dreiecks und drei Versuche, und Sie sind …«
    Das Handy gab den Geist auf, der Akku war endgültig leer.
    »Raus«, sagte ich den Satz für Ritz zu Ende.
    Ich wusste, es bedeutete, er würde meine Frage nicht beantworten. Ich klappte das Handy zu und steckte es ein. Im Auto hatte ich ein Ladegerät. Spätestens auf der anderen Seite der Santa Monica Bay wäre das Handy wieder betriebsbereit. Da war zwar noch die Journalistin von der Sun, mit der ich reden könnte, aber ich bezweifelte, dass Ritz noch einmal mit mir sprechen würde.
    Ich stand auf und ging nach draußen und nach achtern, um mich von der kühlen Morgenluft erfrischen zu lassen. Catalina lag weit hinter uns, nur noch ein zerklüfteter grauer Fels, der aus dem Dunst ragte. Wir hatten schon über die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Ich hörte ein kleines Mädchen seiner Mutter sehr laut »Da!« zurufen, und als mein Blick seinem ausgestreckten Finger aufs Wasser hinab folgte, sah ich in der Heckwelle der Fähre eine Schule Tümmler durch die Wasseroberfläche brechen. Es müssen an die zwanzig gewesen sein, und bald drängten sich Passagiere mit ihren Kameras im Heck. Ich glaube, vielleicht kamen sogar ein paar Einheimische nach draußen, um zu schauen. Die Tümmler waren herrlich, ihre graue Haut glänzte im Morgenlicht wie Plastik. Ich fragte mich, ob sie das bloß zum Vergnügen machten oder die Fähre für ein Fischerboot hielten und hofften, etwas von den Abfällen seines Fangs abzubekommen.
    Bald schaffte es die Vorstellung nicht mehr, alle in ihren Bann zu ziehen, und die Passagiere kehrten an ihre Plätze zurück. Das kleine Mädchen, das die Tümmler entdeckt hatte, blieb am Dollbord und schaute, genau wie ich, bis die Tümmler schließlich abtauchten und im blauschwarzen Meer verschwanden.
    Ich ging nach drinnen und nahm mir McCalebs Akte wieder vor. Ich las alles noch einmal durch, was er und ich geschrieben hatten. Mir kamen keine neuen Ideen. Dann sah ich mir die Fotos an, die ich am Abend zuvor ausgedruckt hatte. Ich hatte Graciela die Fotos von Jordan Shandy gezeigt, aber sie kannte ihn nicht und bestürmte mich mit mehr Fragen als Antworten über ihn, Fragen, die zu beantworten ich im Moment lieber noch nicht versuchen wollte.
    Als Nächstes kamen die Kreditkarten- und Telefonunterlagen an die Reihe. Ich hatte sie mir zwar schon in Gracielas Anwesenheit angesehen, wollte sie mir aber noch einmal gründlicher vornehmen. Ganz besonderes Augenmerk

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