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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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wieder an und wählte meine Privatnummer. Dann drückte ich sofort die Trenntaste und wiederholte diesen Vorgang neun Mal, um auf meinem Handy sämtliche Hinweise auf meine Anrufe bei Buddy Lockridge und Graciela McCaleb zu löschen. Wenn es im Wohnmobil Ärger geben sollte und Dei wissen wollte, wen ich angerufen hatte, würde das nicht einfach für sie werden. Mein Handy würde ihr nicht weiterhelfen. Sie müsste mit einem Durchsuchungsbefehl zur Telefongesellschaft gehen.
    Als ich auf Zigo zukam, sah er, was ich machte. Er lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Wenn wir Ihre Telefonnummern wissen wollten, Bosch, hätten wir sie aus der Luft abgefangen.«
    »Könnten Sie das tatsächlich?«
    »Wenn wir wollten, schon.«
    »Wow, dann seid ihr ja wirklich ziemlich speziell, nicht wahr?«
    Zigo sah mich über seine Sonnenbrille hinweg an.
    »Seien Sie kein Arschloch, Bosch. Irgendwann wird das langweilig.«
    »Sie müssen es ja wissen.«

19
    Z
    igo begleitete mich ohne ein weiteres Wort in das Wohnmobil zurück. Agent Dei wartete am Tisch. Rachel Walling stand immer noch an der Arbeitsplatte. Ich setzte mich in aller Ruhe und sah Dei an.
    »Wie ging’s?«, fragte sie in freundlichem Ton.
    »Gut. Mein Klient sagt, ich darf mit Ihnen reden. Aber das ist keine Einbahnstraße. Wir tauschen. Ich beantworte Ihre Fragen, Sie beantworten meine.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Hn-nhn, so läuft das hier nicht. Das sind FBI-Ermittlungen. Wir tauschen mit Amateuren keine Informationen aus.«
    »Sie meinen, ich bin ein Amateur? Ich bringe Ihnen ein Foto des lang verschollenen Robert Backus, und ich soll der Amateur sein?«
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich etwas bewegte, und ich schaute zu Rachel Walling hinüber. Sie hatte eine Hand an ihr Gesicht gehoben, um ein Lächeln zu verbergen. Als sie merkte, dass ich zu ihr schaute, drehte sie sich wieder zur Arbeitsplatte und tat so, als studierte sie das Foto von Backus.
    »Wir wissen nicht mal, ob das überhaupt Backus ist«, sagte Dei. »Auf dem Foto ist ein Kerl mit Bart, Mütze und Sonnenbrille zu sehen. Es könnte weiß Gott wer sein.«
    »Und es könnte der Mann sein, der angeblich tot ist, es aber irgendwie geschafft hat, vor ein paar Jahren in Amsterdam fünf Männer zu töten und jetzt hier – wie viel? – sechs. Oder sind es mehr als die sechs, von denen in der Zeitungsmeldung die Rede war?«
    Dei bedachte mich mit einem angespannten, gequälten Lächeln.
    »Sich selbst können Sie damit ja vielleicht beeindrucken, aber uns mit Sicherheit nicht. Die Sache sieht nach wie vor so aus: Wenn Sie hier wieder rauskommen wollen, sollten Sie langsam anfangen, mit uns zu reden. Inzwischen haben Sie die Einwilligung Ihres Klienten. Ich würde vorschlagen, Sie fangen damit an, uns zu sagen, wer Ihr Klient ist.«
    Ich lehnte mich zurück. Sie war ein Bollwerk, bei dem ich mir keine großen Chancen ausrechnete, es durchbrechen zu können. Aber wenn sonst schon nichts, hatte ich dieses Lächeln von Rachel Walling erzielt. Das sagte mir, dass ich später vielleicht Gelegenheit bekäme, mit ihr über die FBI-Barrikade zu klettern.
    »Mein Klient ist Graciela McCaleb. Terry McCalebs Frau. Das heißt, seine Witwe.«
    Dei blinzelte überrascht, fing sich aber rasch. Vielleicht war es auch gar nicht Überraschung. Vielleicht war es eine Art Bestätigung.
    »Und warum hat sie Sie engagiert?«
    »Weil jemand die Medikamente ihres Manns vertauscht und ihn umgebracht hat.«
    Das zog kurzes Schweigen nach sich. Rachel löste sich langsam von der Arbeitsplatte und kam zu ihrem Stuhl zurück. Mit wenig Fragen oder irgendwelchen Hinweisen seitens Deis schilderte ich ihnen, wie Graciela mich angerufen hatte, was es mit den unwirksamen Medikamenten ihres Mannes auf sich hatte und wie mich meine Ermittlungen schließlich hierher in die Wüste geführt hatten. Ich gelangte mehr und mehr zu der Überzeugung, dass ich sie mit nichts überraschen konnte. Vielmehr schien es, als bestätigte ich etwas oder als erzählte ich eine Geschichte, die sie zum Teil bereits kannten. Als ich geendet hatte, stellte mir Dei ein paar klärende Fragen bezüglich meines Vorgehens. Zigo und Walling fragten nichts.
    »So«, sagte Dei, als ich mit meiner Geschichte fertig war.
    »Das war eine interessante Geschichte. Eine Menge Informationen. Stellen Sie uns das doch noch in einen größeren Zusammenhang. Was schließen Sie aus all dem?«
    »Das fragen Sie mich? Ich dachte immer, das wäre es, was sie in Quantico

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