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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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halte es für das Beste, dort zu reden.«
    Ich zuckte die Achseln, als spielte es keine Rolle, obwohl es eine spielte. Sie würden mich auffordern, Platz zu nehmen, und mich dann in die Zange nehmen. Einer würde sich mir gegenüber hinsetzen und jeweils einer links und rechts von mir. Ich stand auf und setzte mich auf den Platz, auf dem sie mich haben wollten, auf den, wo ich mit dem Rücken zur Wand saß.
    »So«, sagte Dei, nachdem sie mir gegenüber am Tisch Platz genommen hatte. »Was führt Sie hierher in die Wüste, Mr. Bosch?«
    Ich zuckte wieder die Achseln. Darin bekam ich allmählich Übung.
    »Ich war gerade auf dem Weg nach Las Vegas und fuhr kurz vom Highway, um mir ein Plätzchen zu suchen, an dem ich einem Geschäft nachgehen könnte.«
    »Was war das für ein Geschäft?«
    Ich grinste.
    »Ich musste pinkeln, Agent Dei.«
    Jetzt lächelte sie.
    »Ach so, und dann sind Sie rein zufällig über unseren kleinen Außenposten hier gestolpert.«
    »So in etwa.«
    »So in etwa.«
    »Er ist schwer zu übersehen. Wie viel Leichen haben Sie hier draußen?«
    »Wie kommen Sie darauf, das zu fragen? Wer hat hier was von Leichen gesagt?«
    Ich lächelte und schüttelte den Kopf. Sie hatte vor, mir auf die harte Tour zu kommen.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn wir einen Blick in Ihren Wagen werfen, Mr. Bosch?«, fragte sie.
    »Ich nehme mal an, das haben Sie bereits getan.«
    »Und wie kommen Sie darauf, so etwas anzunehmen?«
    »Ich war in L.A. bei der Polizei. Ich habe mit dem FBI zusammengearbeitet.«
    »Und deshalb wissen Sie das alles.«
    »Drücken wir es mal so aus: Ich weiß, wie eine Leichengrabung riecht, und ich weiß, dass Sie in mein Auto geschaut haben. Jetzt wollen Sie bloß meine Einwilligung, um sich abzusichern. Ich gebe sie Ihnen nicht. Lassen Sie die Finger von meinem Auto.«
    Ich sah Zigo an und dann zu Walling hinüber. In diesem Moment konnte ich sie plötzlich einordnen, und damit kamen eine ganze Reihe von Fragen aus der Tiefe hoch.
    »Jetzt erinnere ich mich wieder«, sagte ich. »Rachel, nicht wahr?«
    »Wie bitte?«, sagte Walling.
    »Wir sind uns schon mal begegnet. Vor langer Zeit in L.A. In der Hollywood Division. Sie kamen aus Quantico. Sie fahndeten nach dem Poeten, und Sie dachten, einer meiner Kollegen wäre sein nächstes Ziel. Sie waren die ganze Zeit zusammen mit dem Poeten da.«
    »Sie waren beim Morddezernat?«
    »Ja.«
    »Wie geht es Ed Thomas?«
    »Er ist, genau wie ich, in Pension gegangen. Allerdings hat Ed unten in Orange eine Buchhandlung eröffnet. Ob Sie’s glauben oder nicht, er verkauft Krimis.«
    »Kann ich mir durchaus vorstellen.«
    »Sie sind die Agentin, die Backus angeschossen hat, stimmt’s? In dem Haus oben auf dem Hügel.«
    Sie antwortete nicht. Ihr Blick wanderte von meinen Augen zu denen Agent Deis. Da war etwas, was ich nicht verstand. Walling spielte hier die untergeordnete Rolle, obwohl sie eindeutig einen höheren Rang hätte bekleiden müssen als Dei und ihr Partner Zigo. Dann kam ich auf die Lösung. Wahrscheinlich war sie im Zuge des Skandals, zu dem es in den Nachwehen der Poet-Ermittlungen gekommen war, ein Stück heruntergestuft worden.
    Dieser Gedankensprung zog einen weiteren nach sich. Ich versuchte es auf gut Glück.
    »Das ist lange her«, sagte ich. »Noch vor Amsterdam.«
    Den Bruchteil einer Sekunde flackerten Wallings Augen, und ich wusste, ich hatte an etwas Konkretes gerührt.
    »Woher wissen Sie etwas von Amsterdam?«, fragte Dei rasch.
    Ich sah sie an. Ich holte wieder dieses Achselzucken hervor und zeigte es ihr.
    »Wahrscheinlich weiß ich es einfach. Ist es das, worum es hier geht? Ist das da draußen das Werk des Poeten? Er ist wieder aufgetaucht, stimmt’s?«
    Dei sah Zigo an und machte ein Zeichen in Richtung Tür. Er stand auf und verließ das Wohnmobil. Dann beugte sich Dei vor, damit ich mir des Ernsts der Lage und ihrer Worte bewusst würde.
    »Wir wollen wissen, was Sie hier wollen, Mr. Bosch. Und Sie kommen nicht eher von hier weg, als bis wir kriegen, was wir haben wollen.«
    Ich spiegelte ihre Haltung wider, indem ich mich ebenfalls vorbeugte. Unsere Gesichter waren fünfzig Zentimeter voneinander entfernt.
    »Ihr Mann am Kontrollpunkt hat mir meine Lizenz abgenommen. Ich bin sicher, Sie haben sie sich angesehen und wissen, was ich tue. Ich ermittle in einem Fall. Und das ist vertraulich.«
    Zigo kam zurück. Er war klein und gedrungen, wahrscheinlich ganz knapp über der vorgeschriebenen Mindestgröße. Sein

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