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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Haar war kurz geschnitten wie das eines Soldaten. Er hielt Terry McCalebs Vermisstenakte in der Hand. Ich wusste, sie enthielt die Fotos, die ich mit Terrys Computer ausgedruckt hatte. Zigo legte den Ordner vor Dei auf den Tisch, und sie schlug ihn auf. Obenauf war das Foto des alten Boots. Sie hob es hoch und schob es mir zu.
    »Woher haben Sie das?«
    »Das ist vertraulich.«
    »Für wen arbeiten Sie?«
    »Das ist vertraulich.«
    Sie blätterte die Fotos durch und kam zu der Aufnahme, die Terry heimlich von Shandy gemacht hatte. Sie hielt sie für mich hoch.
    »Wer ist das?«
    »Das weiß ich nicht mit Sicherheit, aber ich glaube, es ist der lange verschollene Robert Backus.«
    »Was?«, entfuhr es Walling.
    Sie riss Dei das Foto aus der Hand. Ich sah ihre Augen hin und her schnellen, als sie es studierte.
    »Mein Gott!«, flüsterte sie.
    Sie stand auf und ging mit dem Foto zur Arbeitsplatte der Küche. Sie legte es darauf und betrachtete es weiter.
    »Rachel?«, sagte Dei. »Sagen Sie kein weiteres Wort.«
    Dei wandte sich wieder dem Ordner zu. Sie legte die anderen Fotos von Shandy auf dem Tisch aus. Dann sah sie wieder zu mir hoch. Inzwischen war Feuer in ihrem Blick.
    »Wo haben Sie diese Fotos aufgenommen?«
    »Sie sind nicht von mir.«
    »Wer hat sie dann gemacht? Und kommen Sie mir nicht wieder damit, dass das vertraulich ist, Bosch, sonst können Sie so lange in einem tiefen dunklen Loch versauern, bis es un -vertraulich wird. Das ist Ihre letzte Chance.«
    Ich war schon einmal in einem der tiefen dunklen Löcher des FBI gewesen. Ich wusste, wenn nötig, könnte ich ihre schlimmste Drohung durchaus erdulden. Tatsache war jedoch, dass ich helfen wollte. Ich wusste, dass ich helfen sollte. Diesen Wunsch musste ich gegen das abwägen, was für Graciela McCaleb das Beste wäre. Ich hatte eine Klientin und musste sie schützen.
    »Wissen Sie, was«, sagte ich. »Ich will Ihnen helfen. Und ich will, dass Sie mir helfen. Lassen Sie mich kurz telefonieren, damit ich sehen kann, ob ich von meiner Verpflichtung, die Sache vertraulich zu behandeln, entbunden werde. Was halten Sie davon?«
    »Sie wollen ein Telefon?«
    »Ich habe eins. Ich weiß nur nicht, ob es hier draußen funktioniert.«
    »Tut es. Wir haben einen Repeater aufgestellt.«
    »Das ist nett. Ihr denkt wirklich an alles.«
    »Machen Sie Ihren Anruf.«
    »Ich muss ihn ungestört machen.«
    »Dann lassen wir Sie hier allein. Fünf Minuten, Mr. Bosch.«
    Inzwischen waren wir wieder bei Mr.  Bosch. Das war ein Fortschritt.
    »Ehrlich gestanden, wäre es mir lieber, Sie warten hier, während ich draußen in der Wüste einen kleinen Spaziergang mache. So bin ich ungestörter.«
    »Wie Sie meinen. Machen Sie einfach.«
    Ich ließ Rachel an der Arbeitsplatte das Foto anstarren und Dei am Tisch die Akte studieren. Ich wurde aus dem Wohnmobil in die offene Wüste hinausgeführt, zu einer Stelle nicht weit von dem provisorischen Hubschrauberlandeplatz. Zigo blieb stehen und ließ mich allein weitergehen. Er zündete sich eine Zigarette an und behielt mich im Auge. Ich zog mein Handy heraus und rief meine letzten zehn Anrufe auf. Ich markierte Buddy Lockridges Nummer und rief an. Die Aussicht, ihn zu erreichen, war gut, weil er ein Handy hatte.
    »Ja?«
    Es hörte sich nicht nach ihm an.
    »Buddy?«
    »Ja, wer ist da?«
    »Bosch. Wo sind Sie?«
    »Im Bett, Mann. Sie rufen mich ständig im Bett an, Mann.«
    Ich sah auf die Uhr. Es war zwölf Uhr durch.
    »Dann stehen Sie auf. Ich habe Arbeit für Sie.«
    Seine Stimme bekam sofort etwas Wachsames.
    »Ich bin auf. Was soll ich machen?«
    Ich versuchte, rasch einen Plan zu entwerfen. Einerseits ärgerte ich mich über mich selbst, weil ich McCalebs Laptop nicht mitgenommen hatte, andererseits wäre er dann jetzt in den Händen des FBI und für mich kaum von Nutzen.
    »Sehen Sie zu, dass Sie möglichst schnell auf die Following Sea kommen. Nehmen Sie einen Hubschrauber. Ich erstatte Ihnen hinterher alle Kosten. Gehen Sie einfach auf die Insel rüber und auf das Boot.«
    »Kein Problem. Und dann?«
    »Rufen Sie in Terrys Computer die Fotos auf. Drucken Sie die Frontal- und Profilaufnahmen von Shandy aus. Geht das?«
    »Klar, aber haben Sie die denn nicht schon ausgedruckt?«
    »Ich weiß, Buddy. Ich möchte, dass Sie es noch mal machen. Drucken Sie sie aus, und dann suchen Sie mir aus den Schachteln mit den Ordnern eine Akte raus. Ich weiß nicht mehr, in welcher Schachtel sie ist, aber ich brauche die Akte von Robert

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