Die Rückkehr des Poeten
war.«
Ich sah Rachel an.
»Sie haben sich das Foto angesehen. Können Sie darauf erkennen, dass er es ist? Rein hypothetisch natürlich.«
»Das kann ich nicht sagen, ob nun hypothetisch oder nicht. Ich kann weder seine Augen sehen noch genug von seinem Gesicht. Wenn er es ist, hat er sich operieren lassen. Die Nase ist anders. Die Wangen auch.«
»Problemlos veränderbar«, sagte ich. »Kommen Sie mal nach L.A. Ich bringe Sie zu einem Typen, den ich in Hollywood kenne, der für das horizontale Gewerbe tätig ist. Er hat ein paar Vorher-Nachher-Fotos. Sie würden Augen machen, zu welchen Wundern die Medizin imstande ist.«
»Das glaube ich Ihnen gern«, sagte Dei, obwohl ich mit Rachel sprach. »Und was weiter? Wann vertauschte er Mc-Calebs Medikamente?«
Ich wollte meine Chronologie zurate ziehen, aber mein Notizblock war in meiner Jackentasche. Da sie mich noch nicht durchsucht hatten, wollte ich den Block aus allem heraushalten, vielleicht sogar mit ihm von hier wegkommen.
»Ähm, etwa zwei Wochen nach der Chartertour wurde auf McCalebs Boot eingebrochen. Der Einbrecher entwendete ein GPS-Gerät, aber ich glaube, das diente nur der Verschleierung, falls McCaleb gemerkt hätte, dass jemand – was ist?«
Ich hatte ihre Reaktion bemerkt. Mit dem GPS war etwas.
»Was war das für ein GPS?«, wollte Rachel wissen.
»Rachel«, fiel ihr Dei ins Wort. »Denken Sie bitte daran, Sie sind in beobachtender Funktion hier.«
»Ein Gulliver«, sagte ich. »Die genaue Typenbezeichnung weiß ich nicht mehr. Der Bericht des Sheriffs ist auf dem Boot. Das Gerät gehörte übrigens auch gar nicht McCaleb, sondern seinem Partner.«
»Wissen Sie, wie dieser Partner heißt?«, fragte Dei.
»Ja, Buddy Lockridge. Erinnern Sie sich aus dem Film an ihn?«
»Ich kenne den Film nicht. Wissen Sie noch mehr über die Geschichte dieses GPS-Geräts?«
»Lockridge hat mir erzählt, er hätte es beim Pokern gewonnen. Es waren eine Menge guter Fischplätze darin gespeichert. Er war wegen des Diebstahls stinksauer und dachte, es wäre ein anderer Fisch-Guide gewesen.«
Ihre Reaktionen verrieten mir, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. Das GPS war wichtig. Es war nicht nur zu Verschleierungszwecken entwendet worden. Darin hatte ich mich getäuscht. Ich brauchte eine Weile, aber dann kam ich drauf.
»Jetzt ist mir alles klar«, sagte ich. »So haben Sie die Stelle hier gefunden, richtig? Backus hat Ihnen das GPS geschickt, mit dieser Stelle drauf. Er hat Sie genauso hierher gelockt, wie er es auch mit Terry gemacht hat.«
»Hier geht es nicht um uns«, sagte Dei, »sondern um Sie.«
Aber als ich einen kurzen Blick zu Rachel hinüberwarf, sah ich die Bestätigung in ihren Augen. Ich zog den nächsten Schluss und folgerte, dass es ihr zugeschickt worden war. Deshalb war sie als Beobachterin dabei. Backus hatte sie genauso gerufen, wie er Terry McCaleb gerufen hatte.
»Sie sagen, Terry McCaleb war der erste Agent, den Backus bei Behavioral betreute. Wer war der zweite?«
»Machen wir weiter«, sagte Dei.
Rachel Walling antwortete nicht, aber sie bedachte mich mit einem verhaltenen Lächeln, das so traurig aussah mit diesen toten Augen. Sie gab mir zu verstehen, dass ich richtig vermutet hatte. Nach Terry McCaleb war sie Backus’ Schützling gewesen.
»Ich hoffe, Sie treffen entsprechende Vorsichtsmaßnahmen«, sagte ich ruhig.
Dei schlug den Ordner auf dem Tisch auf.
»Das ist nun wirklich nicht Ihre Sache«, sagte sie. »Aber jetzt wieder zurück zum Thema. Da sind ein paar Punkte in Ihren Notizen, zu denen ich Ihnen gern ein paar Fragen stellen würde. Zuallererst, wer ist William Bing?«
Ich sah Dei an. Sie dachte, es sei meine Akte mit meinen Notizen.
»Das weiß ich nicht. Nur ein Name, auf den ich gestoßen bin.«
»Wo?«
»Ich glaube, McCaleb hatte ihn sich notiert. Aber wer das ist, habe ich noch nicht herausgefunden.«
»Und dieser Hinweis auf die Dreieckstheorie, was bedeutet der?«
»Was denken Sie denn?«
»Mr. Bosch, bitte lassen Sie diesen Quatsch. Kommen Sie mir nicht dumm.«
»Cherie?«, sagte Rachel Walling.
»Ja, was?«
»Das sind wahrscheinlich Terry McCalebs Aufzeichnungen.«
Dei blickte auf die Akte und merkte, dass Rachel Walling Recht hatte. Ich sah Rachel an, als wäre ich beleidigt, dass sie mich verpetzt hatte. Dei klappte die Akte abrupt zu.
»Richtig. Natürlich.«
Sie sah zu mir hoch.
»Wissen Sie, was das bedeutet?«
»Nein, aber ich glaube, Sie werden es mir sagen.«
»Es
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