Die Rückkehr des Tanzlehrers
umgedreht, um zu sehen, was passiert war. Der fremde Mann, der nicht bemerkt zu haben schien, daß ein Junge mit gelb-schwarzem Schal seine Hand ergriffen hatte, zog sie heftig an sich, als habe Stefan sie ihm stehlen wollen. Im gleichen Augenblick war sein Vater wieder neben ihm gewesen. Die Panik war vergangen, und sie hatten sich durch das Drehkreuz gedrängt. Sie hatten Sitzplätze. Hoch oben auf einer der Längsseiten, von wo man einen guten Überblick hatte und die blau-weißen und gelb-schwarzen Spieler um den hellbraunen Ball kämpfen sah. Wie das Spiel ausgegangen war, wußte er nicht mehr. Vermutlich hatte der IFK Göteborg gewonnen, weil sein Vater auf der Rückfahrt nach Kinna sehr schweigsam gewesen war.
Aber was Stefan nie vergessen hatte, war der kurze Augenblick, als er die Hand seines Vaters verloren hatte und vollkommen verlassen gewesen war.
Er erinnerte sich an dieses Erlebnis, als er Giuseppe vor sich in den Wald gehen sah.
Giuseppe drehte sich um. »Fährst du nicht mit?«
Stefan zog die Jacke enger um sich und eilte ihm nach. »Ich dachte du wolltest allein fahren. Wegen Rundström.«
»Denk doch nicht an Rundström. Solange du hier bist, bist du mein persönlicher Assistent.«
Sie ließen Rätmyren hinter sich. Giuseppe fuhr schnell.
Als sie nach Dunkärret kamen, begann Giuseppe sofort, sich mit einem der Polizisten zu streiten. Es war ein Mann in den Fünfzigern, klein und sehr mager. Er hieß Näsblom.
Stefan entnahm dem Gespräch, daß er einer der in Hede stationierten Polizisten war. Als Giuseppe keine vernünftige Antwort auf die Frage nach dem Zeitpunkt erhalten konnte, zu dem der Hund verschwunden war, fuhr er aus der Haut. Niemand schien etwas mit Sicherheit sagen zu können.
»Gestern abend haben wir ihm was zu fressen gegeben«, berichtete Näsblom. »Ich habe selbst Hunde und habe ihm was von zu Hause mitgebracht.«
»Das kannst du natürlich erstattet bekommen, wenn du eine Kostenrechnung schreibst«, sagte Giuseppe boshaft. »Aber wann ist der Hund verschwunden?«
»Das muß danach gewesen sein.«
»Ja, das kann ich mir denken. Aber wann habt ihr gemerkt, daß er weg ist?«
»Unmittelbar bevor ich dich angerufen habe.«
Giuseppe sah auf die Uhr. »Du hast dem Hund gestern abend zu fressen gegeben. Wann war das?«
»Gegen sieben.«
»Jetzt ist es halb zwei am Nachmittag. Gibt man Hunden nicht auch morgens zu fressen?«
»Da war ich nicht hier. Ich bin heute morgen nach Hause gefahren und eben erst wiedergekommen.« »Aber du mußt doch gemerkt haben, ob der Hund hier war, als du gefahren bist.«
»Na, das habe ich wohl nicht.«
»Und du willst selber Hunde haben?«
Näsblom betrachtete die leere Leine. »Klar hätte ich es merken sollen«, sagte er. »Aber ich habe es nicht getan. Vielleicht habe ich angenommen, daß er in seiner Hütte liegt.«
Giuseppe schüttelte resigniert den Kopf. »Was ist wohl leichter zu entdecken?« fragte er verärgert. »Ein Hund, der verschwunden ist, oder ein Hund, der nicht verschwunden ist?«
Er wandte sich an Stefan. »Was glaubst du?«
»Wenn ein Hund da ist, wo er sein soll, denkt man vielleicht nicht an ihn. Aber wenn er weg ist, sollte man es merken.«
»So denke ich auch. Und was sagst du?«
Die letzte Frage war an Näsblom gerichtet.
»Ich weiß es nicht. Aber ich glaube schon, daß der Hund heute morgen weg war.«
»Aber du bist dir nicht sicher?«
»Nein.«
»Du hast natürlich mit deinen Kollegen geredet. Keiner hat ihn verschwinden sehen, keiner hat irgendwas gehört.«
»Keiner hat etwas gemerkt.«
Sie gingen zu der Kette hinüber.
»Wieso bist du so sicher, daß er sich nicht losgerissen hat?«
»Ich habe mir seine Kette angesehen, als ich ihn gefüttert habe. Es war ein sehr solides Halsband und eine sehr solide Kette. Der Hund kann sich unmöglich aus eigener Kraft losgemacht haben.«
Giuseppe betrachtete die Kette nachdenklich. »Gestern abend um sieben war es dunkel. Wie konntest du da etwas sehen?«
Näsblom deutete auf den leeren Futternapf. »Es kam Licht aus dem Küchenfenster. Ich konnte alles ganz genau erkennen.«
Giuseppe nickte und wandte Näsblom demonstrativ den Rücken zu. »Was hältst du von dem Ganzen?« fragte er Stefan.
»Jemand muß im Laufe der Nacht hergekommen sein und den Hund mitgenommen haben.«
»Und weiter?«
»Ich verstehe nicht viel von Hunden. Aber wenn er nicht gebellt hat, muß es jemand gewesen sein, den er kannte. Zumindest wenn es ein Wachhund
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