Die Rückkehr des Tanzlehrers
ist.«
Giuseppe nickte abwesend. Er stand da und betrachtete den Wald, der das Haus umgab. »Es muß wichtig gewesen sein«, sagte er nach einer Weile. »Jemand kommt im Schutz der Dunkelheit hierher und holt den Hund. Hier ist ein Mord begangen worden. Hier sind Polizisten, und es ist abgesperrt. Trotzdem kommt jemand hierher und nimmt den Hund mit. Es gibt zwei Fragen, die ich gern so schnell wie möglich beantwortet haben würde.«
»Wer und warum?«
Giuseppe nickte. »Mir gefällt die Sache nicht«, sagte er. »Wer, außer dem Täter, kann den Hund geholt haben? Abraham Anders sons Familie lebt in Helsingborg. Seine Frau steht unter Schock und hat mitteilen lassen, daß sie nicht herkommen wird. Wenn eines von Anderssons Kindern hiergewesen wäre, hätten wir es wissen müssen. Außerdem hätten sie den Hund nicht mitten in der Nacht geholt. Wenn es kein Verrückter oder ein krankhafter Tierfreund gewesen ist, oder jemand, der davon lebt, Hunde zu stehlen, muß es der Täter gewesen sein. Was bedeutet, daß er noch hier in der Gegend ist. Er ist hiergeblieben, nachdem er Herbert Molin getötet hat, und er ist auch nicht weggefahren, nachdem er Abraham Andersson umgebracht hat. Daraus kann man viele Schlüsse ziehen.«
»Er könnte auch zurückgekommen sein«, sagte Stefan.
Giuseppe sah ihn fragend an. »Warum sollte er zurückgekommen sein? Weil er vergessen hatte, daß er noch eine Person umbringen wollte? Oder weil er den Hund vergessen hatte? Das paßt nicht. Der Mann, mit dem wir es zu tun haben, wenn es denn ein Mann ist, und wenn er allein handelt, der plant genau, was er tut.«
Stefan sah ein, daß Giuseppe richtig argumentierte. Dennoch war da etwas, was in ihm nagte.
»Woran denkst du?«
»Ich weiß es nicht.«
»Man weiß immer, woran man denkt. Manchmal ist man nur zu faul, sich über seine eigenen Gedanken Rechenschaft abzulegen.«
»Trotz allem wissen wir nicht, ob es ein und dieselbe Person gewesen ist, die Molin und Andersson getötet hat«, sagte Stefan. »Wir glauben es, aber wir wissen es nicht.«
»Es widerspricht nicht nur dem gesunden Menschenverstand, sondern auch all meiner Erfahrung, daß zwei solche Ereignisse fast gleichzeitig und am selben Ort eintreffen, ohne daß ein gemeinsamer Täter und ein gemeinsames Motiv vorliegen.«
»Da stimme ich dir zu. Dennoch geschieht manchmal das Unerwartete.«
»Früher oder später wissen wir es«, sagte Giuseppe. »Wir werden tief im Leben dieser Männer graben. Irgendwo werden wir etwas finden, was sie verbindet.«
Während des Gesprächs war Näsblom im Haus verschwunden. Jetzt kam er zurück und näherte sich vorsichtig. Stefan merkte, daß er großen Respekt vor Giuseppe Larsson hatte.
»Ich wollte vorschlagen, einen meiner eigenen Hunde zu holen und ihn suchen zu lassen.«
»Ist es ein Polizeihund?«
»Es ist ein Jagdhund. Ein Mischling. Vielleicht kann er eine Spur aufnehmen.«
»Sollten wir nicht lieber einen unserer Hunde aus Östersund herbringen lassen?«
»Sie sagen nein.«
Giuseppe starrte Näsblom verwirrt an. »Wer sagt nein?«
»Rundström. Er findet es unnötig. Der Scheißhund ist einfach weggelaufen, hat er gesagt.«
»Fahr du und hol deine Töle«, sagte Giuseppe. »Das ist eine gute Idee. Aber du hättest sofort darauf kommen sollen, als du gesehen hast, daß der Hund verschwunden ist.«
Der Hund, den Näsblom holte, nahm sofort Witterung auf. Von der Kette, die zwischen der Hauswand und dem Baum verlief, zog er mit aller Kraft zum Wald. Näsblom hinterher.
Giuseppe sprach mit einem der Polizisten, dessen Namen Stefan nicht kannte, über die Befragung der Bewohner in der Gegend. Er sagte sich, daß es Zeit für ihn war, abzufahren. Die Reise nach Härjedalen war vorüber. Er hatte in der Krankenhauscafeteria eine Zeitung aufgeschlagen und ein Foto von Herbert Molin entdeckt. Jetzt war er eine Woche in Sveg gewesen. Immer noch wußten weder er noch jemand anders, wer Herbert Molin und wahrscheinlich auch Abraham Andersson getötet hatte. Vielleicht hatte Giuseppe recht damit, daß es eine Verbindung zwischen den beiden Verbrechen gab. Stefan war skeptisch. Dagegen wußte er jetzt, daß Herbert Molin an der deutschen Ostfront gekämpft hatte. Daß er vermutlich bis an sein Lebensende überzeugter Nazi geblieben war. Und daß es eine Frau, Elsa Berggren, gewesen war, die seine Ansichten geteilt und ihm geholfen hatte, das Haus im Wald zu finden.
Herbert Molin war auf der Flucht gewesen. Er hatte seinen Dienst
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