Die Rückkehr des Verführers
Büro auf und ab. Wann hatte er denn wieder damit begonnen, sich ihr gegenüber beweisen zu wollen? Das Klingeln des Telefons riss ihn aus seinen Gedanken. Sein ehemaliger Collegemitbewohner Sam Winston war am Apparat. Während der Studienzeit waren sie eng befreundet, und Chris war auf Sams und Georgias Hochzeit der Trauzeuge gewesen. Die beiden waren mittlerweile seit fünf Jahren verheiratet und immer noch glücklich. Vermutlich lag es daran, dass sie einander immer genügend Freiräume ließen. Aus diesem Grund rief Sam auch an – Georgia wollte ungestört ein Wochenende mit ihren Freundinnen verbringen und hatte ihrem Mann kurzerhand nahegelegt, das Haus zu räumen und etwas allein zu unternehmen. Die beiden Männer verabredeten sich daher für den kommenden Samstag, an dem Sam mit Chris’ Privatmaschine nach Royal kommen sollte.
Chris liebte Georgia wie eine Schwester und beneidete das Ehepaar um ihr Glück – ein Gefühl, das sich bei Chris nie hatte einstellen wollen, gleichgültig, wie viele Frauen er in den vergangenen Jahren getroffen hatte. Eigentlich war es bisher nur einer einzigen Frau gelungen, ihn dazu zu bewegen, etwas anderem als seiner Arbeit den Vorzug zu geben – und das war Macy.
Vielleicht fühlte es sich aus diesem Grund so anders an, wenn er mit ihr zusammen war. Doch mit Sicherheit wusste er es nicht zu sagen. Im Grunde war es ihm auch egal, denn er war nicht der Typ, der lange über sich nachdachte. Ihm reichte es zu wissen, was er wollte – und er wollte Macy Reynolds. Er würde alles tun, was nötig war, um sie zu bekommen.
Bisher war er sehr behutsam vorgegangen, weil er befürchtet hatte, Macy zu verschrecken. Doch mittlerweile hatte er den Eindruck, dass sie keineswegs vor ihm floh, sondern eher das Gegenteil der Fall war.
Macy hatte eine wunderbare Zeit mit Chris in seinem Flugzeug, bis zu dem Moment, als ihr Vater anrief. Daraufhin bat sie Chris, wieder nach Royal zurückzufliegen, worauf er sich zögernd einließ.
„Tut mir leid“, beteuerte sie.
„Ist schon in Ordnung. Ich weiß, dass du zur Stelle sein musst, wenn dein Vater ruft.“
„Eigentlich nicht immer, aber heute besteht er darauf, mich zu sehen“, erklärte sie. Insgeheim wunderte sie sich jedoch darüber, denn ihr aktuelles Angebot musste erst bis Freitag fertig werden. „Vielleicht können wir bald mal abends zusammen ausgehen?“
„Gerne. Irgendwohin, wo wir tanzen können, und ich dich den ganzen Abend in den Armen halten kann.“
„Klingt toll. Allerdings kann ich nicht mehr wie früher Schuhe mit hohen Absätzen tragen.“
„Das macht mir überhaupt nichts aus.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe nur daran gedacht, dass ich gut aussehen will, entschuldige, dass ich einfach so damit herausgeplatzt bin.“
„Du siehst immer gut aus. Was hat das denn damit zu tun?“, fragte er, nachdem sie gelandet waren und er sie wieder zum Büro zurückfuhr.
„Weil dann meine Beine länger aussehen.“
„Macy, wenn deine Beine noch länger wären, dann wäre das mein Untergang. Ehrlich, sie sehen großartig aus, egal, was für Schuhe du trägst.“
Vielleicht dachte er das wirklich, aber seitdem sie sich wieder trafen, wurden alte Wünsche in ihr wach, an die sie seit dem Unfall nicht mehr gedacht hatte. Einer davon war, ein knallenges Kleid und hochhackige Schuhe anzuziehen. Doch als ihr die kleine Sara einfiel, war sie gleich darauf wieder beschämt. Das Mädchen wäre vermutlich froh, irgendetwas anziehen zu können, das einigermaßen modisch war. Macy erinnerte sich daran, dass es wichtigere Dinge im Leben als Mode und andere Äußerlichkeiten gab. „Danke, Chris.“
„Wofür?“
„Die netten Sachen, die du mir sagst. Gerade eben habe ich wieder wie die Macy vor dem Unfall gedacht. Wie oberflächlich bin ich eigentlich gewesen?“
„Kein bisschen. Damals hast du die Welt halt mit anderen Augen gesehen. Und das ist jetzt anders. Versteh mich bitte nicht falsch. Ich liebe es, dich in Klamotten zu sehen, in denen du dich attraktiv fühlst. Und du bist wesentlich selbstbewusster in deinen Reitsachen gewesen als jetzt in den Businessklamotten“, fügte er hinzu. „Du hast gewirkt, als hättest du das Selbstvertrauen von einhundert Frauen.“
Seine Worte ergaben einen Sinn – aber das war schon immer seine Art gewesen. Ihr war bereits aufgefallen, dass ihre Gefühlslage von ihrem Outfit abhängig war. In ihren Reitsachen fühlte sie sich pudelwohl.
Sie gab ihm einen Kuss –
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