Die Rückkehr des Verführers
keinen leidenschaftlichen, sondern nur einen zarten – auf die Wange. Er war viel mehr als nur der Mann ihrer Vergangenheit und mehr als ein Typ, den sie traf, um sich endlich wieder wie eine Frau zu fühlen. Mehr als ein Mann, der ihr nicht viel bedeutete. Denn sie spürte, dass sie sich wieder in ihn verliebte, und wusste nicht, ob sie diesem Gefühl trauen konnte.
So viel hatte sie durchgemacht, und er war der erste Mann seit ihrer letzten Operation. Sie brauchte unbedingt jemanden zum Reden, jemanden, der ihr eine zweite Meinung geben konnte. Doch sie wusste nicht, ob sie sich mit ihren neuen Gefühlen einem anderen Menschen überhaupt anvertrauen mochte.
Wer würde ihr denn schon sagen können, wie es in ihrem Herzen aussah? Liebe war nun mal nicht wie eine der Tabellen, die sie für Reynolds Constructions angelegt hatte. Für die Liebe gab es keine Garantien und auch keine feste Versprechen. Dafür verlieh Liebe einem dieses unglaubliche Gefühl, das im Widerstreit zu all den Zweifeln und Ängsten stand, von denen sie nie geglaubt hatte, dass sie haben würde.
Als sie Chris’ Blick bemerkte, fiel ihr auf, dass er immer noch auf eine Antwort wartete. Worüber hatten sie doch gerade gesprochen? Reiten?
„Ich liebe Reiten“, sagte sie.
„Das weiß ich.“
„Ähm, hast du Samstagabend schon was vor? Ich bin bei deiner Mom, um mit ihr ein paar Outfits für die Modenschau auf der Intensivstation zu entwerfen. Und ich bin nicht sicher, ob sie mich mag.“
„Ich treffe mich mit meinem ehemaligen Mitbewohner aus dem College hier in der Stadt … Und warum bist du dir wegen meiner Mom nicht sicher?“
„Weil ich dir vor Jahren das Herz gebrochen habe, und das weiß sie. Sie hilft mir zwar bei der Modenschau, aber sie wirkt sehr reserviert.“
„Sei einfach du selbst, und sie taut schon noch auf“, versprach Chris.
Vielleicht war es gar nicht so schlecht, eine kleine Pause zwischen ihren Treffen einzuschieben. Sie könnte die Gelegenheit zum Nachdenken nutzen, um sich über ihre Gefühle klar zu werden. Liebe … verdammt. Sie hatte nicht geplant, so etwas jemals wieder für einen Mann zu empfinden. Als Benjamin sie verlassen hatte, hatte es ihr das Herz gebrochen, und sie hatte gedacht, deswegen würde sie sich nie wieder verlieben.
Die Vorstellung erschreckte sie. Wenn sie Chris zu dicht an sich heranließ, und es für ihn nur etwas Kurzfristiges war? Immerhin wohnte er noch nicht einmal in Royal – wie sollte sie eine Trennung von ihm überstehen? Auf keinen Fall wollte sie sich ein weiteres Mal das Herz brechen lassen und stattdessen vorsichtig sein und sich von allen Gefahren abschotten. Aber sie wusste, dass es dafür bereits zu spät war, denn schon jetzt hatte sie Chris ganz freiwillig tiefe Einblicke in ihr Seelenleben ermöglicht. Beinahe kam es ihr so vor, als hätte er wie ein Zauber über sie gewirkt. Denn jetzt wollte sie ihn nicht nur in ihrem Bett, sondern auch in ihrem Leben – obwohl sie nicht sicher war, ob das überhaupt das war, was er wollte.
Sie hatte gerade einen dunklen Abschnitt ihres Lebens hinter sich gelassen, und trotzdem war sie ihren übermächtigen Gefühlen für Chris wehrlos ausgeliefert. Sie konnte und sie wollte sie nicht stoppen.
8. KAPITEL
Zwei Tage später vermied Macy es immer noch, mit jemandem über Chris zu sprechen. Das schloss auch Abby mit ein, die sie bereits mehrere Male angerufen hatte. Doch Macy war noch nicht bereit zum Reden. Als gerade ein weiterer Anruf ihrer Freundin auf ihrem Mobiltelefon eingegangen war und Macy die Abbruchtaste gedrückt hatte, klopfte es an der Tür. Als sie hochsah, erblickte sie Abby mit dem Telefon in der Hand.
„Ich glaub’s einfach nicht, dass du meine Anrufe ignorierst“, sagte Abby.
Macy spürte, wie sie rot wurde. „Ich bin …“
„… dabei, mir auszuweichen“, beendete Abby den Satz.
„Komm rein und mach bitte die Tür zu. Ich erzähle dir alles“, schlug Macy vor.
Ihre Freundin setzte sich auf die Schreibtischkante. „Okay. Nun erzähl mal, was so wichtig ist, dass du keine Zeit mehr für deine beste Freundin hast.“
„Ich hatte ein paar Dates mit Chris Richardson.“
„Verdammt! Hätte ich das nur gewusst. Ich habe einen zweiten Experten mit einem Projektvorschlag beauftragt, damit jeder weiß, wie ernst es mir damit ist, Präsidentin zu werden.“
„Ein bisschen Wettbewerb kann ja nicht schaden“, erwiderte Macy.
„Natürlich nicht. Aber ich habe wirklich vor, in dieser Sache als
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