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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nicht aus – legte dann die Arme um den Kopf und beugte sich wie ein Kind, das sich verstecken will, um nicht ausgeschimpft zu werden, tief über Hramas Nacken.
    Jetzt sah Linden Tränen in Hollians und Kummer in Sunders Augen. Trotzdem winkten sie ihren Sohn zu sich heran, riefen ihn mit der Selbstsicherheit von Herrschern zu sich. In ihrem Leben hatten Mut und Liebe und Erdkraft ihnen die Statur von Lords verliehen.
    Anele reagierte nicht auf ihren stummen Ruf. Aber Hrama folgte ihm. Als gehörten sein Reiter und er in solche Gesellschaft, trug der Ranyhyn-Hengst Anele zu seinen Toten.
    Sunder und Hollian verbeugten sich nacheinander stumm und ernst vor Hrama. Mit Gesten luden sie ihn ein, zwischen ihnen zu gehen. Dann wandten sie sich ab, um Hrama und Anele feierlich wie ein Trauerzug von Loriks Krill fort und aus der Senke zu geleiten. Linden hatte das Gefühl, ihr müsse das Herz brechen, als Sunder und Hollian mit ihrem Sohn davongingen. Aber weil die beiden nicht sprachen, musste auch sie schweigen. In ihrem Inneren formte sich ein Schrei, gellend vor Einsamkeit, doch er erreichte ihre Lippen nicht. Dann wurde ihr Herz wieder zu Stein.
    Als Sunder, Hollian und ihr Sohn den Flammenring passierten, verlor Linden sie aus den Augen, und an ihrer Stelle kam ein weiterer Geist mit großen Schritten in die Senke herab. Sie kannte ihn gut, und auch um ihn trauerte sie: Grimme Blankehans, der Kapitän der Sternfahrers Schatz. In unvorstellbarer Agonie hatte er Samadhi Sheol umklammert, damit die Sandgorgone Nom ihn töten und den Wüterich zerreißen konnte. Auch dreieinhalb Jahrtausende später war sein Gesicht noch schmerzverzerrt. Bei jeder Bewegung schien er Mondlichttropfen wie Blut zu versprühen, und auch er machte auf halber Strecke zwischen den Flammengeistern und dem geschwärzten Baumstamm von Caer-Caverals Opferaltar halt. Trotz ihrer Freundschaft würdigte er Linden keines Blickes, und auch er sprach kein Wort. Fast schien es, als fürchte er sie, als er die Schwertmainnir zu sich heranwinkte. Sie gehorchten ohne zu zögern und steckten ihre Schwerter weg, als sie auf den toten Riesen zuschritten. Einige Augenblicke lang umringten sie Blankehans' Mondscheingestalt in ehrfürchtigem Schweigen; dann entfernten auch sie sich von Linden und überließen es ihr, ihre Entscheidungen ohne ihre Ermutigung, ihre Stärke, ihr Lachen zu treffen. Gemeinsam folgten sie Blankehans durch den Flammenring und verschwanden mit ihm in der Nacht.
    Von Lindens Freunden waren nur noch Stave, Liand und die Ramen übrig.
    »Hast du es gesehen, Weißgoldträgerin?«, zischte Infelizitas eindringlich wie eine Schlange. » Siehst du es? Dies sind deine Toten. Deine Liebe zu ihnen ist nicht vergessen. Dennoch meiden sie dich. Sie wollen ihre Nachkommen nicht deinen Plänen aussetzen. Willst du nicht auf mich hören, höre auf sie .«
    Der Egger feixte höhnisch, auch wenn er weiterhin Abstand hielt: »Sie ist Infelizitas«, erklärte er Linden mit vor Verachtung triefender Stimme, »Herrscherin der Elohim und blind vor Selbstverehrung. Trotzdem steckt in ihrer Geringschätzigkeit eine wahre Erkenntnis. Auch du bist geblendet worden, Lady.« Seine Verachtung klang wie eine getarnte Bitte. »Es gibt einen Kevins Schmutz der Seele wie einen des Körpers. Der Erde wäre besser gedient gewesen, wenn du Namen und Wert und Leben der Mahdoubt nicht fortgeworfen hättest.«
    Kurz zögerte Linden, doch dann scheuchte sie ihren aufkeimenden Zweifel fort. Sie war nicht wegen Blankehans, nicht wegen Sunder und Hollian hergekommen. Covenants Ring hing unberührt unter ihrer Bluse, Jeremiahs Rennwagen steckte in ihrer Tasche, und sie wartete weiter. Wurden ihr alle Freunde genommen, würde sie hier stehen bleiben, bis Covenant erschien.
    Mit zusammengebissenen Zähnen wiederholte sie: »Ich bin hier. Es ist Zeit.«
    Ich brauche dich. Ich brauche dich jetzt.
    Aber falls irgendein Geist zwischen den Hügeln sie hörte, war es nicht Thomas Covenant. Stattdessen kamen zehn straffe Gestalten mit festem Schritt in die Senke herabgeschwebt, und Linden sah Haruchai, die sie gekannt hatte: Cail, Ceer, Hergrom und andere, die in Schwelgenstein gegen die Sonnengefolgschaft gekämpft hatten. Als sie Esmers Vater erkannte, musste sie sich auf die Lippe beißen, um ein Stöhnen zu unterdrücken. Trotz seiner langen treuen Dienste hatten seine Stammesgefährten ihn blutig geschlagen, weil er den Verführungskünsten der Meerjungfrauen erlegen war. Aus

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