Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Andelains und des schwarzen Himmels an ein Bergmassiv. Lindens schreckensstarren Blick erwiderte er mit beseligendem Lächeln.
Die aus Süden herankommende Gestalt war ein ihr unbekannter Mann, der aber nur Damelons Sohn, Hoch-Lord Lorik Übelzwinger, sein konnte. Er war hager von Kampf und besiegtem Schmerz, und in seinen dunklen Augenhöhlen nistete Verzweiflung. Dennoch betrachtete er den Krill, das Werk seiner Hände, mit tiefer Genugtuung. Als er dann Linden ansah, nickte er zustimmend, als sei er sich ihrer sicher.
Zuletzt kam Kevin Landschmeißer von Osten heran. Linden kannte ihn nur allzu gut. Er hatte sich ihr schon einmal in Andelain entgegengestellt und ihr befohlen, die verrückten Absichten des Zweiflers zu verhindern – Covenant daran zu hindern, seinen Ring zu übergeben. Wir sind in gewisser Weise verwandt: Opfer und Ausführende der Bosheit des Verächters. Empört und gepeinigt hatte Hoch-Lord Kevins Geist sie angefleht oder angewiesen, Covenant zu töten, wenn sein Vorhaben sich anders nicht verhindern ließe.
Als Lebender hatte er die Sieben Kreise des Wissens geschaffen und verborgen, um die Weisheit der Alten Lords für zukünftige Generationen zu erhalten. Er hatte die Haruchai mit Respekt empfangen und dazu gebracht, als Bluthüter in den Dienst der Lords zu treten. Und er hatte sie, aber auch die Ranyhyn, die Ramen und die meisten Einwohner des Landes, vor den Folgen seiner Verzweiflung bewahrt. Aber seine letzte Tat war gewesen, sich mit Lord Foul zum Ritual der Schändung zusammenzuschließen. Und als Elena das Gesetz des Todes gebrochen hatte, um ihn heraufzubeschwören, hatte er sie besiegt und den Stab des Gesetzes in den Dienst des Verächters gestellt. Jetzt trug er die Spuren seiner Taten in jeder gequälten Linie seines Gesichts.
Entwickelt das Böse seine ganze Macht, übertrifft es die Wahrheit und kann die Maske des Guten tragen ...
Seine Anwesenheit ließ Linden erzittern. Gutes kann nicht mit schlimmen Mitteln erreicht werden. Er hatte sich in Bezug auf Covenant getäuscht. Vielleicht auch in Bezug auf den Verächter. Im Widerspruch liegt Hoffnung. Aber sie fand keine Bestätigung dafür, dass er sie falsch einschätzte. Allzu viele Wesen und Stimmen hatten sie zu warnen versucht ...
Wie die anderen Toten schwiegen auch die vier Lords. Und sie traten nicht in den weiten Kreis, den die Flammengeister bildeten. Stattdessen standen sie erhaben leuchtend außerhalb der Flammen, als seien sie gekommen, um Zeugen zu sein, wenn Linden das Schicksal des Landes enthüllte.
Aber von Covenant, der Linden hergerufen hatte, war noch immer nirgends eine Spur zu sehen.
»Linden«, sagte Stave nachdrücklich, »jetzt ist es wirklich Zeit. Handle oder weiche zurück, je nachdem, was dein Herz dir eingibt.«
Ihre jähe Verzweiflung glich der von Kevin und Blankehans. »Covenant ist nicht hier. Ich brauche ihn. Ich bin seinetwegen hergekommen.«
Er hat nichts von deiner Absicht gewusst.
»Dann rufe die Gesetzesbrecher«, riet Stave ihr. Aber er gab keine Erläuterungen dazu. Stattdessen trat er ein paar Schritte zurück, als wolle er sich von ihr lossagen.
Linden konnte ihn nicht gleich verstehen, und das gab ihr beinahe den Rest. Seine offenkundige Missbilligung schmerzte mehr als die Art, wie Cail oder Blankehans oder Sunder und Hollian stumm verschwunden waren. Sie liebte sie alle, aber sie hatte sich mit ihrem Tod abgefunden. Stave dagegen lebte: Er war sterblich wie sie und ebenso gefährdet. Er war ihr Freund ...
Aber dann erfüllte ein Leuchten wie der strenge Glanz der Hoch-Lords ihren Verstand. Natürlich, dachte Linden, natürlich! Die Gesetzesbrecher. Die Gesetze von Leben und Tod. Wer sonst hätte Covenant aus dem Bogen der Zeit herauslösen können, wenn er sie nicht hören, ihr nicht direkt antworten konnte? Wer außer den Gesetzesbrechern, die durch ihre einzigartige Verzweiflung den Triumph seiner Kapitulation vor Lord Foul ermöglicht hatten?
Wieder furchtlos und aller Zweifel ledig, sah Linden zu den Sternen auf. »Elena!«, rief sie mit fester Stimme. »Du warst Lenas Tochter, aber auch Covenants. Du hast Erdblut getrunken. Ich brauche dich jetzt.
Hile Troy! Du hast dich erst geopfert, um das Heer der Lords zu retten. Dann bist du Caer-Caveral geworden und hast dich nochmals geopfert. Auch dich brauche ich.«
Während sie sprach, erzitterte die Dunkelheit. Um Linden herum schien die Substanz der Realität Wellen zu bilden wie ein ausgeschütteltes Laken. Kevin
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