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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Haruchai fest. Und Mahrtiir befahl Pahni: »Bring Anele und den Steinhausener mit, Seilträgerin. Wir liefern sie in Liands Gemächern ab und suchen uns dann ein Nachtquartier im Freien.«
    Pahni stand gehorsam auf, ergriff Aneles Hand und zog ihn hoch und beobachtete dabei weiter Liand, weil sie offenbar hoffte, er werde mitkommen.
    Linden seufzte. Sie hatte viel Schlimmes überlebt: das Sonnenübel und Rant Absolains Bösartigkeit, den Grimm des na-Mhorams und die Schlange des Weltendes. Sie war von einem Wüterich besessen gewesen und hatte vor dem Verächter gestanden. Und jetzt ... Sie fuhr sich mit einer Hand über die Augen, ihre Stimme klang fest: »Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, erklärte sie Liand, so sanft sie nur konnte. »Gewiss, dies ist schwierig.« Das hatte auch Anele gesagt – mit Covenants Stimme oder mit der eines Fremden. »Aber ich habe schon Schlimmeres durchgemacht, und ich habe den Stab des Gesetzes. Und genügt der nicht, besitze ich etwas noch viel Kostbareres. Ich habe Freunde. Und deshalb«, schloss sie ruhig, »geh jetzt. Kümmere dich um Anele. Versuch zu schlafen. Wir sehen uns morgen früh.«
    Liand betrachtete sie lange forschend, als versuche er, ihre wahre Verfassung unterhalb der tapferen Worte zu ergründen. Dann stand er auf und bedachte sie mit einem schiefen Lächeln. »Linden, du überraschst mich immer wieder. Dann sehen wir uns also morgen früh. Und wir, die wir stolz darauf sind, deine Freunde zu sein, wünschen dir, dass du etwas Ruhe und Frieden findest.«
    Linden schaffte es nicht, sein Lächeln zu erwidern; aber vielleicht erwartete er das auch gar nicht von ihr – oder vielleicht genügte ihm Pahnis sanfter Blick. Stave öffnete die Tür, geleitete ihre Gefährten auf den Korridor hinaus und ließ Linden mit ihren Gedanken, ihren ungeweinten Tränen und ihrer wachsenden Verzweiflung zurück.
     
    *
     
    Linden sah zu, wie die Tür sich schloss, dann horchte sie vorsichtig in sich hinein. Die Ereignisse dieses Tages hatten ihre Nerven wund gescheuert, und die Vorstellung, sie könnte träumen, erschreckte sie. Hörte sie im Traum Covenants Stimme – nicht wie sie jetzt klang, sondern wie sie seine Stimme in Erinnerung hatte –, konnte das ihrer verbliebenen Willenskraft den Rest geben. Unter ihren Schmerzen lauerte eine Art partieller Lähmung, die, das wusste sie, wenn sie ausbrach, ihren Tod bedeutete. Aber da waren auch noch andere, beruhigend menschliche Gefühle: Hunger, Erschöpfung. Als sie sich satt gegessen und dazu noch einen Becher Frühjahrswein getrunken hatte, fiel es ihr schwer, den Kopf hochzuhalten. Die Augen schienen ihr wie von selbst zuzufallen. Statt die Nacht wie anfangs befürchtet mit sinnlosen Grübeleien über Esmer, Covenant und Jeremiah zu verbringen, ging Linden fast willenlos zu Bett, und sobald sie sich ausgezogen hatte und unter die Decke geschlüpft war, versank sie in einen Schlaf, der so leer und unergründlich war wie die Einsamkeit zwischen den Sternen. Falls sie träumte oder nachts aufschrie, wusste sie nichts davon.
     
    *
     
    Eine kurze Nacht genügte nicht, vielleicht wäre noch nicht einmal ein ganzer Tag der Ruhe und Erholung ausreichend gewesen. Trotzdem war Linden wach, angezogen und zum Aufbruch bereit, als ihre Freunde am nächsten Morgen klopften, um sie abzuholen. Irgendeine innere Uhr hatte sie rechtzeitig aufwachen lassen, damit sie versuchen konnte, sich auf das Bevorstehende vorzubereiten. Vor dem Fenster fiel gleichmäßig strömender Regen, verdeckte jede Andeutung des heraufdämmernden Tages, und ein feuchter Wind trug von den Eisgipfeln im Westen Erinnerungen an den Winter ins Tal hinab. Die Aussicht auf Frieren und Nässe erschien ihr wie ein schlechtes Omen, als sie mit einem kurzen Blick auf die verbliebene Glut im Kamin dem Ruf ihrer Gefährten und Schwelgensteins Bedürfnissen folgte.
    Draußen standen Stave, die Ramen, Liand und Anele. Liand und Anele trugen schwere wollene Umhänge mit Kapuzen, während die Ramen und der frühere Meister derlei Wetterschutz offenbar für überflüssig hielten. Über einem Arm trug Stave einen Umhang, den er Linden gab. Sie begrüßten einander schweigend. Linden hatte bereits begonnen, sich in sich selbst zu versenken, sich auf ihr Wahrnehmungsvermögen zu konzentrieren, während sie versuchte, die mystischen Vernebelungsversuche der Dämondim mit ihrem Gesundheitssinn zu durchdringen. Geistesabwesend legte sie sich den Umhang um die Schultern und

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